Freitag, 30. März 2012

Die Welt ist ein Dorf...

Heute hatten wir eine sonderbare Begebenheit der Sorte, die einen teilweise an seiner Wahrnehmung zweifeln lässt. Wir besuchten mit Marianne das jüdische Viertel, waren in einem Museum, schlenderten durch die Gegend und natürlich musste es auch anfangen zu regnen. Regen und Kälte verleiten den Menschen normalerweise zu dem Wunsch, sich an ein trockenes Plätzchen zu begeben und rasch ein warmes Getränk zu sich zu nehmen. Wahlweise kann man sich auch paaren. Wir waren also nun in einem Stadtteil in dem wir uns nicht auskannten und suchten auf die schnelle etwas. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine nette Bar Mleczny. Die Straße war schnell überquert und beinahe wären wir nicht in diese Milchbar gegangen, da solch ein Lokal normalerweise keinen Kaffee, Tee oder Kuchen anbietet. Wir wollten also schon weitergehen, als ich ganz unten auf der Tafel gesehen habe, dass ausgerechnet diese Bar Kaffee und Kuchen anbietet.
Die Bar war relativ gut besucht, wir konnten uns aber trotzdem einen Platz ergattern. Olivia musste selbstverständlich aufs Klo. In diesem Moment kam ein Ehepaar mittleren Alters herein und setzte sich an den Tisch neben uns. Sie sprachen deutsch und irgendwie kam mir der Herr bekannt vor. Ich habe nicht mitbekommen wie Olivia die Toilette verlassen hat; jedoch hörte ich auf einmal

OLIVIA?!?!
Dann Gequike und Geschrei von Olivia. Es herrschte anscheinend Heiterkeit.

 Was war passiert, dass ältere Ehepaar das am Tisch neben uns saß, waren die Eltern einer guten Freundin von Olivia aus Dortmund.
Diese haben gerade sich gerade zufällig auch an diesem Punkt der Welt befunden, warum auch immer.
Die Welt ist ein Dorf.

Donnerstag, 29. März 2012

Der Stampfer

Jeden Morgen passiert es. An jedem Morgen pünktlich um 07:15 Uhr kommt der Stampfer. Zu erst dachte ich, dass irgendwer auf die  glorreiche Idee gekommen ist, morgens ein wenig zu hämmern. Das Geräusch wird aber erst leiser, dann lauter und dann wieder leiser. Geräusche die ich nicht einwandfrei identifizieren kann - allen voran wenn sie mir den Schlaf rauben - bringen mich um den Verstand. Also habe ich mich morgens mit einem Knüppel auf die Lauer gelegt. 07:10 ich spähe durch das Guckloch. Die Luft ist rein. Jede Faser meines Körpers ist gespannt; ich harre aus.
Dann kommt es! Eindeutig, es passiert im Treppenhaus. Es wird lauter und lauter. Ich blicke durch den Spion. Erwartet habe ich alles, nur nicht eine FRAU die auf hohen Schuhe durch das Treppenhaus stampft. Ja wirklich stampft. Würde es extra Schuhe zum Stampfen geben, so könnte kein normaler Mensch mit diesen sogenannten Stampfschuhen so laut stampfen wie diese sonderbare Frau. Für einen Moment habe ich mit dem Gedanken gespielt, die Tür aufzureißen und die Frau die Treppe hinab zu stoßen. Es blieb aber nur bei dem Gedanken.
Ich hege den Verdacht, dass slavische Frauen generell gerne und viel stampfen. Meine Schwester z.B. vermag auf diese Art und Weise mindestens 58 Gefühlsregungen auszudrücken. Mein Schwager kann das bezeugen.
Olek stampft dafür sehr gerne wenn sie tanzt, genauso wie ihre russische Freundin Katja. Zu guter Musik wird gerne herzhaft gestampft. Doch was bewegt slavische Frauen, die ansonsten recht zierlich sein können, so zu stampfen. Auch die Stampferin aus unserem Hause sieht keinesfalls unweiblich aus, woher kommt das dann?

Meine Theorie: Da in slavischen Haushalten "Schreien" eine gültige Kommunikationsform ist, haben sich die Damen - von Natur aus leiser als Männer - angewöhnt kräftig zu stampfen, damit sie entsprechend gegenhalten können!

Über andere wissenschaftliche Theorien oder Vorschläge wäre ich sehr erfreut!

Mittwoch, 28. März 2012

Kredite, Pfandleiher und Chuck Norris

Wenn es um Kredite oder Ratenkäufe geht, ist der Pole schnell bei der Sache. Während man in Deutschland noch zaghaft versucht mit einer Easycredit Werbung den Leuten Kredite aufzuschwatzen, so verläuft dies hier viel direkter. Alle 20 Meter findet man ein sehr vertrauenerweckendes Geschäft welches " günstige, schnelle und unkomplizierte" Kredite verspricht. Dazu muss man sich nur in den dunklen Hinterhof begeben...
Vor allem werden aber Kredite wie folgt angeboten:
Leih dir 1000 zloty um shoppen zu gehen oder fahr in den Urlaub!
Häufig trifft man neben einem seriösen Kreditinstitut bzw. Mafia, direkt auf eine Pfandleihe und einen Buchmacher für Sportwetten. Das Triumvirat der finanziellen Sicherheit.
Das polnische Werbung kreativer ist, hatte seiner Zeit schon Steffen Möller bemerkt. Soweit ich weiß, sind die Polen die ersten, die den echten Chuck Norris für eine Kreditwerbung engagiert haben, guckst Du hier:


Montag, 26. März 2012

Neulich bei Biedronka....

Die ausufernde Freundlichkeit von polnischen Kassierinnen oder sogar Kassierern wurde hier schon zur genüge gesprochen. Heute waren wir kurz bei Biedronka - dem polnischen Aldi - einkaufen. In Polen kann man normalerweise ein Taschentuch am Kiosk kaufen und das Ganze mit Visa bezahlen. Demnach verschwendete ich nicht einen Gedanken daran, ob ich Bargeld dabei hatte oder nicht....
Fehler! Zu dem war hinter mir noch eine gewaltige Schlange, da heute unglaublich viel eingekauft wurde. Schließlich ist ab morgen Krieg! Biedronka kennt aber dieses Problem und hat direkt im Eingangsbereich einen Geldautomaten aufgestellt....aber eine ausreichende Kennzeichnung, dass man hier NICHT mit Karte zahlen kann, ist zuviel....

Sonntag, 25. März 2012

Ein etwas anderer Sonntagsausflug...

Gestern morgen hielten wir es für eine gute Idee, den sonnigen Tag einmal zu nutzen und ins Krankenhaus zu gehen. Wir sind beide seit fast drei Wochen dauer-krank und über das Wochenende ist es - gerade bei mir - schlimmer geworden. Da ich so unglaublich intelligent war und kurz nach einer Erkältung sofort wieder Sport gemacht habe, hatte ich die schlimmsten Befürchtungen bezüglich meiner Krankheit. Ferner neigt der Mensch dazu - dem Internet sei Dank - sich noch alle möglichen Krankheiten im Internet anzulesen. Denn wenn Hakan23 oder Kevin-sunshine-lover in einem Forum etwas schreibt, dann muss es medizinisch gesehen sofort richtig sein.
Wir wählten den Zeitpunkt strategisch günstig und sind Sonntag Vormittag losgegangen. Denn bedenke stets, erst das Hochamt, dann die Gesundheit. Was sollen denn sonst auch die Leute denken?!
Anscheinend trifft diese Binsenweisheit wirklich zu, da die Ambulanz erstaunlich leer war und wir sofort dran waren. Jedoch dauerte es nicht lang - ca. kurz nach eins - als die meisten Rentner direkt aus der Kirche eingetroffen sind. So gesellte sich auch Zbiszek zu uns in den Warteraum, wo wir auf die Ergebnisse der Untersuchung usw warten mussten.
Zbiszek war am Anfang noch recht erheiternd, da er mit seinen 80 Jahren fluchen konnte wie kein Zweiter...leider konnte er auch entsprechend jammern, was sich dann wie folgt ausdrückte:

Zbiszek: O je, o je, O jezu bóle! o Kurwa mac! O je, o je, O jezu cholera jasna! O je, o jezu, co sa skurwy syny!/ Oh je, Schmerzen! oh Jesus, *Schimpfwort*....usw.


Wenn er nicht gerade auf alles und jeden am schimpfen war, so war Zbiszek am leiden. Was Zbiszek hatte weiß ich nicht, jedoch war er nicht zu krank, da er seine Frau am Telefon noch wunderbar anschreien konnte.
Die ersten zehn Minuten waren noch recht witzig, sollte man aber über eine Stunde mit Zbiszek in einem Raum verbringen und man hört wirklich ohne Pause: O je, o je....usw so wird man wahnsinnig.
Mich haben seine "treny" bzw. das Lamentieren bis in den Schlaf verfolgt.

Natürlich wurden wir noch zu einem anderen Arzt geschickt, weil keiner so genau wusste was wir haben und warum wir es haben. ( Unter uns...wir wissen doch alle, dass es zu 100% irgendwo Olivias Schuld ist...)
Und hier passierte etwas Sonderbares, etwas das ich so noch nie erlebt hatte. Dieser Arzt hat sich richtig Zeit für einen genommen. Also so wirklich richtig viel, ich glaube man saß über eine halbe Stunde bei ihm, samt genauer Untersuchung. So etwas habe ich in Deutschland noch nie erlebt.

Ferner fragte ich Dr. Pawel dann auch, ob er mir kurz erklären könnte, wann man zu zahlen hat und wann nicht, da das in Polen etwas unklar ist. Nach einer kurzen Einführung in das polnische Gesundheitswesen, kann ich sagen, die ganze Geschichte läuft ab wie bei uns.
Will man schnell dran kommen, muss man zahlen. Hat man drei Monate Zeit um auf einen Termin beim Kardiologen o.ä. zu warten, so bekommt man es über die Kasse bezahlt.
Es sei denn man ist ein Kriegsheld, dann bekommt man sofort einen Termin und muss gar nichts bezahlen. Da ich - NOCH - kein Kriegsheld bin, werde ich mich für die andere Variante entscheiden.

*Als Tipp an alle, die irgendwann einmal länger in Polen sein sollten und krank werden. Auch wenn es nicht gern von den Leuten gesehen wird bzw. ihr gefragt werdet warum ihr denn ausgerechnet die Notaufnahme besuchen wolltet, geht ins Krankenhaus anstatt zu einem normalen Arzt. Im Krankenhaus greift 100% die EU Versicherung und man muss erstens nichts bezahlen und zweitens man wird komplett durchgecheckt mit Blutabnahmen, Röntgen usw. Wäre man nur zu einem Internisten gegangen, so hätte dieser gar nicht die Möglichkeiten für solch eine Untersuchung gehabt. Im Zweifel hätte man wahrscheinlich noch alles bezahlen bzw. vorstrecken müssen.*

Donnerstag, 22. März 2012

77 Km in 2:15 Stunden für 2.50€ zweiter Klasse

Entschuldigt die lange Abstinenz, aber die Verpflichtungen an der Uni und gesundheitliche Unpässlichkeiten führten bisweilen zu einer gewissen Schreibfäule.
Die Rückfahrt aus Kattowitz gestaltete sich als etwas schwierig, da man sich hier mit einem neuen Unterschied in Polen auseinandersetzen muss. Wie bereits in älteren Post´s erwähnt, befinden sich mysteriöserweise alle Frauen die an irgendwelchen Schaltern arbeiten, hinter dickem Panzerglas. Lediglich ein kleiner Spalt - geschaffen für die Geldübergabe -verbindet den armen Kunden mit der stets schlecht gelaunten Dame.
Ferner sind es wirklich immer nur Frauen, ich habe noch nie einen Mann in so einer Schalterbox sitzen sehen.
Man kann nur Vermutungen anstellen warum die Frauen hinter dickem Glas sitzen. Ich für meinen Teil denke, dass es schon mehrfach vorgekommen ist, dass Kunden diese freundlichen Servicekräfte umbringen wollten. Demnach hat man sich für diesen undurchdringlichen Schutz entschieden. Er findet sich an Kiosken, Ticketschaltern jeglicher Art und bestimmt beim Amt.
Zurück zum Thema...damit man sich überhaupt mit diesen jovialen Weibsbildern verständigen kann, braucht es technischer Hilfsmittel. Also ein Mikrofon samt Lautsprecher. 
So...was tut man aber, wenn der Lautsprecher so wie das Mikrofon kaputt sind UND das liebenswerte Fräulein hinter der Scheibe der Zufriedenheit nicht daran interessiert ist wohin man will?
Mit Brüllen und wüsten, ja sogar obszönen Gesten konnte ich ihr dann doch vermitteln wohin ich will.
Irgendwann saßen wir dann im Zug zurück, diesmal zweiter Klasse für keine 2 € pro Nase.
Der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Klasse ist eigentlich gar nicht so groß, außer das es keine Sitzplatzreservierung gibt, das Fenster klemmt und alles etwas schmutziger ist.
Wir hatten Glück, der Zug war verhältnismäßig leer und irgendwann kam dann auch Karol, der Kontrolleur deines Vertrauens. Ich konnte wieder meine Klappe nicht halten und mussten ihn natürlich fragen, wie teuer denn ein Ticket für die erste Klasse wäre bzw. ob ein Upgrade möglich wäre. * FEHLER*
Sofort hob er seine rechte überaus wuschige Augenbraue und fragte:

A co kurwa? To za malo miesca? / Was denn *Schimpfwort* Habt ihr hier zu wenig Platz?

Hier sollte angemerkt werden, dass wir alleine im Abteil saßen, ich aber auch nur aus Neugier gefragt habe. Karol hatte einen Verdacht gewittert und wollte unsere Ausweise auf einmal sehen. Ich reichte ihm meinen neuen Ausweis, ein kurzer Blick und das vernichtende Urteil wurde auf den schmutzigen Boden gespuckt:

Niemcy....! / Deutsche...!
Sein Urteil war gefällt und er verließ uns unter verächtlichen Blicken.
Dies schmälerte aber nicht die angenehme Fahrt und die schönen Bilder die ich dabei machen konnte:






Das Olek bockig im Schlaf, 

Montag, 19. März 2012

Faules Olek

Da Olek faul und bockig ist, konnte sie leider noch keinen Artikel für ihr Fressblatt verfassen.
Stattdessen schminkt sie sich lieber, macht Mädchensachen und kichert vor sich hin.
Schreibt ihr bitte alle, damit sie sich endlich einmal aufrafft.

Sonntag, 18. März 2012

77 Km in 2:15 Stunden für 4,50€ erster Klasse


 Am Samstag sind wir nach Kattowitz gefahren, um meinen lieben Patenonkel Roman zu besuchen. Eine unvergessliche Fahrt...
Vorbeirauschende Felder, leerstehende Häuser und Bahnstationen; Abschiedsgeschenke des letzten Jahrhunderts und einer Ideologie, der nur Idioten oder Despoten nachtrauern.
Doch halt...sagte ich vorbeirauschend? Man beachte den Titel, Der Zug fährt mit ca. 38 Kmh. Schritttempo, kein Vorbeirauschen. Zeit; eigentlich ein kostbares Gut - gerade heutzutage - wird hier nebensächlich. Wäre man bei uns total empört, dass eine Fahrt so lange dauern kann, sollte man sich auch die positive Seite ansehen. Man hat jetzt einfach Zeit, weil es eben nicht anders geht. Zeit um ein Buch zu lesen, die Landschaft zu betrachten oder um sich ( das empfehle ich weniger ) mit seiner Freundin zu unterhalten.
Die Reise im Zug hat auf mich einen komischen Effekt. Auf der einen Seite fühlt man sich in den Wagons an die Zeiten vor dem Fall der Mauer erinnert, auf der anderen Seiten geht man - zeitlich gesehen - noch viel weiter zurück, da man so langsam fährt. Man geht an den Punkt, wo der Zug, dass einzige Verkehrsmittel war. Die Leute waren froh, für die exorbitante Strecke von 77 km nur 2:15 Stunden zu brauchen. Bahn fahren ist in Polen  eben noch Bahn fahren und es ist toll.
An dieser Stelle sollte noch angemerkt werden, dass in Polen Studenten generell 51% Rabatt auf alle Zugreisen bekommen. Daran sollte man sich einmal ein Beispiel nehmen. Dies gilt natürlich nicht wenn man erstes Klasse fährt. Wobei der Unterschied zur zweiten Klasse eigentlich sehr gering ist. Es ist etwas sauberer, man hat mehr Platz und man zahlt für die Einsamkeit. Menschen die andere Menschen nicht mögen ( so wie ich ) fühlen sich hier umso wohler. Man sitzt einfach die ganze Fahrt über alleine in seinem eigenen Abteil....wunderbar. Es ist teilweise so still, dass man die Stille förmlich hören kann.
Bilder von der Rückfahrt zweiter Klasse und ein kurzes Intermezzo mit dem Schaffner Karol kommen demnächst!



Mittwoch, 14. März 2012

Polska ojczyzna moja / Mein liebes Polen

Vielen von euch ist bekannt, dass ich mich gerne und reichlich über alles und jeden aufrege.
Rasch steigt mein Blutdruck in ungeahnte Höhen, zahlreich fallen die Haare aus und unruhig zittert die Hand, so das häufig nur ein milder Weinbrand die Fähigkeiten besitzt, mich zur Raison zu bringen.
Mir ist aufgefallen wie häufig ich über irgendetwas in Polen herziehe, dabei gibt es hier - zwar nicht für jeden sofort sichtbar - immer wieder kleine Momente des Glücks.

Vor einer Woche hat Olek unseren Ort der Stille gesprengt. Überall flog Keramik umher, Unrat wohin man sah, kurzum es war ein ungeheuerliches Durcheinander. In Wirklichkeit fing aber nur unsere Toilette / Haziel an zu lecken ( der ist für Dich Caro ). Folglich sahen wir uns immer gezwungen, den Haupthahn zuzudrehen. Ein ärgerliches Unterfangen; jedesmal nach dem "Boilieren" musste man warten bis es weiterspülte, dann den Haupthahn zudrehen, warten, wiederum das Wasser aufdrehen usw. Jeder Gang zur Toilette musste demnach gründlich überlegt werden. Häufig musste ich Olek auf den Hinterhof schicken, schließlich muss man Wasser sparen. Man denke nur an unsere Umwelt und die Kinder.

Mir war einwenig unwohl bei dem Gedanken wieder unsere liebe Vermieterin Irena anzurufen. Der mittlerweile dritte Vorfall in unserer behaglichen Unterkunft und das innerhalb von etwa einem Monat. Irena kannte dann auch jemanden und hat mich gefragt, ob sie ihn nicht einfach vorbeischicken könnte. Da ich zu Hause war und mich artig in Klausur befand, stellte das für mich kein Hindernis dar. Nun gut, eigentlich hätte ich Olek bei den Einkäufen helfen sollen, aber die Toilette hat Priorität und außerdem kann Olek Traktoren ziehen, demnach durfte ein Großeinkauf keine Probleme bereiten.

Es schellte plötzlich und ein Malocher wie aus dem Bilderbuch stand vor der Tür, er stellte sich als Pan Juliusz vor. Der deutsche Handwerker stellt sich normalerweise wie folgt vor: Tach Jansen, Gas Wasser Scheisse. Pan Juliusz war einfach nur Pan Juliusz; horch auf liebe Steuerfahndung. Hurtig machte er sich an die Arbeit und montierte behände den Spülkasten auseinander. Derweil widmete ich mich aufmerksam meinen Studien. Wie es sich für einen Polen gehört wollte Pan Juliusz erst nach der dritten Aufforderung einen Kaffee, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Der ganze Spülkasten wurde gereinigt, ausgewaschen und entkalkt, aber es tropfte immer noch etwas. Pan Juliusz war nicht zufrieden, es sollte perfekt sein! Also fuhr er kurzerhand mit seinem Auto los und kaufte einen neuen Dichtungsring, der alte schien porös zu sein. Nach ca. 1.5 Stunden war Pan Juliusz mit seiner Arbeit fertig. Alles funktionierte wieder wunderbar, er gab mir noch eine Garantie, dass wenn innerhalb eines Monats was passieren sollte, er umsonst vorbeikommt und alles wieder richtet. Ich bekam noch seine Handynummer, für den Fall der Fälle. Unter seinen Namen schrieb er noch: zlota raczka / Goldhändchen ( Ein Handwerker für alles.)
Die lästige Frage ob der Vergütung musste nun gestellt werden. Ich persönlich rechnete mit einem Preis um die 70-100 zloty. Ferner musste ich ihn um eine Rechnung beten, die ich unserer Vermieterin vorlegen musste. Pan Juliusz wurde verlegen und druckste rum:
"O rachunek? no wie pan, ja jeszcze nie mam firmy...wie pan...ja to tak robie...no prywatnie...pan rozumie?/Also Rechnung...nun ja...also ich hab NOCH keine Firma...wissen sie...ich mach das so...ja so privat wissen sie?"


Ich versicherte ihm, dass dies für mich kein Problem darstellt und fragte endlich was er denn bekomme.
"No niech pan daje jakies 30 zloty? / Sind so 30 zloty okay?" ( ca 7.50€ für 1.5 Stunden Arbeit, Anfahrt und noch kurz einen Dichtungsring kaufen ) Ich drückte ihm dann kurzerhand 40 in die Hand und meinte es wäre schon gut so. Pan Juliusz schien nicht zu verstehen warum er jetzt Trinkgeld bekommen hat. Ich versicherte ihm aber, dass es schon seine Richtigkeit hatte. Ich hätte es auch nicht mit meinem- ansonsten recht flexiblen- Gewissen vereinbaren können, den Mann für unter 10 € aus dem Haus gehen zu lassen.

Montag, 12. März 2012

Neue Serie! Extrablatt!!!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger,
Mit solchen Sätzen hat sich ein Bundespräsident in den 60er Jahren hervorgetan, obgleich dieser Satz nicht belegbar ist, lassen wir das hier so stehen, zumal es auch eigentlich nichts mit dem Thema zutun hat.
Es wird jetzt eine neue Rubrik in diesem Blog erscheinen.
Da Olekresin Capsicum eigentlich nur über Essen redet, wird hier mindestens einmal in der Woche ein kurzer heiterer Restaurant bzw. Bar / Imbiss Test erfolgen. Sehr interessant für alle die mal nach Krakau kommen wollen, damit sie nicht in irgendeinem Hinterhof landen und Fleisch aus Stalins Zeiten bekommen.

Krank die II - Der Bazillinator

Das große Bazillenmutterschiff Olek leidet immer noch. Ich für meinen Teil könnte schon als halbwegs gesund durchgehen. Obgleich Kampfstoffe jeglicher Art ( B und C ) laut Genfer Konvention verboten sind, so gilt dies nicht für Frauen. Wir wissen ja alle: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Folglich muss ich stets auf der Hut sein! Falls ich Olek verärgern sollte hustet sie mich in der Nacht noch an, wenn ich lieblich schlafen sollte.

Unabhängig von Krankheiten diverser Natur und Herkunft habe ich heute noch eine interessante Entdeckung gemacht.
Jeder in Deutschland lebende Pole der zweiten Generation durfte sich - höchstwahrscheinlich vom lieben Herr Papa - folgenden Satz anhören: HÖ to jest szkola swietej Brygidy tutaj!!! / HÖ das ist hier ja eine Schule für Weicheier !! Die Eltern von Spätaussiedlern sind generell der Ansicht, dass in Polen noch exakt dieselben Zustände herrschen wie zum Zeitpunkt der Ausreise. Dies mag teilweise sogar zutreffen, betrachtet man das Beamtentum oder jegliche Form von Bürokratie. Es gibt noch vereinzelte Geschäfte wo der Kapitalismus nicht angekommen ist. Hier sollte ein hiesiger Kiosk, mini-Sklep was-auch-immer erwähnt werden, der mit einem großem Schild für Papierartikel wirbt. Auf zwei Regalen liegen fünf Hefte; das ist dann also alles was da an Papierartikeln ist. Aber - und das rechne ich ihm hoch an - 15 verschiedene Sorten Wodka auf 5 qm².

Nun denn zurück zu den lieben Eltern. Wie gesagt, man denkt, dass hier noch Zucht und Ordnung herrscht. Man muss unendlich viel in der Schule lernen und eigentlich muss man soviel lernen, dass alle Nobelpreisträger der Welt aus Polen kommen müssten. Da dies nicht der Fall ist, kann es sich eigentlich nur um eine sowjetische Verschwörung zur Unterdrückung des polnischen Volkes handeln.
 Mittlerweile kann ich mir aber ein ganz gutes Bild von den Studenten hier vor Ort machen und ich kann sagen: Studenten sind wie Rentner. Egal wo, überall gleich. Alles faule Penner. In einem Literaturkurs liest mehr als die Hälfte der Leute die Texte nicht, die andere Hälfte macht blau.
Sind Studenten also in Wirklichkeit nichts anderes als körperlich junge Rentner?


Samstag, 10. März 2012

Krank die I

Da wir beide Krank sind - wenigstens körperlich - wollten wir das Wochenende gänzlich in unserer kleinen Wohnung bleiben. Lediglich für kleine Wursteinkäufe, traue ich mich vor die Tür. Dieses ist jedoch leicht zu bewältigen, da der Delikatesy Sklep meines Vertrauens ca. 50 Meter von uns entfernt ist. Gestern habe ich allerdings eine ungewohnte Beobachtung gemacht. Ich hatte bereits die Leprablick Frau erwähnt. Die Dame deren Mundwinkel immer stark gegen Boden tendieren. Dachte ich seinerzeit, dass dieser holde Sonnenschein einfach nur sauer auf mich war, weil ich ihr nicht das Geld passend gegeben hatte, so ich muss ich meine Meinung revidieren.

Gestern standen wir in der Schlange, vor uns nur Rentner. Schließlich war es ja Samstag. Einen kurzen Exkurs über den polnischen Rentner habe ich bereits gegeben. Mittlerweile bin ich zu der festen Überzeugung angelangt, dass Gott Rentner nur erschaffen hat, um die Menschen zu ärgern. Wie sonst kann man dann erklären, dass Rentner global ein ähnliches Verhalten an den Tag legen. Zu diesem Zweck habe ich mit Studenten aus der ganzen Welt geredet. Australien, Amerika, Singapur, halb Europa, sogar Holland! Überall verhalten sich Rentner gleich. Außer in Mexiko. Da sind alle faul und essen den ganzen Tag Burritos! Das ist aber ein anderes Thema. Auch ist es jetzt genug von den Rentnern.

Schließlich wollte ich über die osteuropäische Ausgeburt von Heiterkeit und Lebensfreude berichten. Wir standen also artig in der Schlange an. Vom weiten sah ich unser Leprablick-Sonnenscheinchen. Ich glaube, dass es einfach Menschen gibt, die schon beleidigt auf die Welt kommen. Egal was man tut und wie man es tut, diese Menschen bleiben permanent beleidigt. An dieser Stelle sollte rasch erwähnt werden, dass Sonnenscheinchen gerade mal 20 oder so ist. Wir reden hier nicht von einer vom Kommunismus gebeutelten, buckligen 55 Jahre alten Frau, die ihr Leben lang malocht hat. Die sitzt nämlich an Kasse 3 und ist etwas freundlicher. Zurück zu unsere Blume der Freude...
Heute waren Sonnenscheinchens Mundwinkel sogar etwas tiefer als sonst. Ich freute mich schon auf die Interaktion mit dieser Person, denn heute hatte ich eine Geheimwaffe dabei.
Sinister konnte man das Grinsen auf meinem Gesicht nennen, aber ich wollte Sonnenscheinchen einen Chance geben. Wenn sie mir wenigstens - noch nicht einmal freundlich - Hallo und Auf Wiedersehen sagen würde, wäre alles in bester Ordnung. Wir waren an der Reihe, ich war sehr gespannt. Okay, schon einmal kein Hallo und obgleich ich passend ( man lasse sich das auf der Zunge zergehen, jede andere Kassiererin hätte mir dafür ihren Erstgeborenen geschenkt ) gezahlt und freundlich Danke und Auf Wiedersehen gesagt hatte, würdigte sie uns keines Blickes oder auch nur Wortes. Ich erwähnte bereits meine Geheimwaffe. Ich bin ja recht stark Erkältet. Also was liegt da näher als diesem Gottesgeschenk einfach ins Gesicht zu husten.
Das war mein absolutes Highlight der Woche, insgeheim habe ich mir gewünscht irgendeine richtig schlimme Krankheit zu haben, aber auch das war ausreichend. Natürlich hat Sonnenschein konsterniert geschaut, aber sie ist selbst Schuld. Wir sind seit einem Monat hier und diese Person ist permanent zu allen Leuten impertinent, frech und unfreundlich. Nun bekommt sie von mir auch immer ein passendes Wechselgeld auf ihr Verhalten. Da fällt mir ein, ich sollte noch eine Kleinigkeit einkaufen gehen...

Mittwoch, 7. März 2012

Warum man in Polen nicht zum Chinesen gehen sollte...

Weil es höchstwahrscheinlich kein Chinese ist. Polen ist ein sehr homogener Staat und wenn man diversen halbwegs seriösen Internetquellen glauben darf, gibt es dort so gut wie gar keine Asiaten ( unter 0,01% ).
Wenn man in Deutschland in ein China Restaurant geht, so begrüßt einen Herr Wong mit seiner ganzen Familie dauer-lächelnd. Selbst die importierten chinesischen Sklaven scheinen sehr fröhlich zu sein. Dann wird noch jedes r in ein l umgewandelt und fertig ist die asiatische Liquidametathese. Und, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, erwarten wir doch genau genommen nichts anderes. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass man sich unwohl oder gar verwirrt vorkommt, wenn wir nicht so begrüßt werden.
In Polen sieht die ganze Geschichte etwas anders aus. Dort gehen wir in ein typisches China Restaurant und werden von Antek begrüßt der dem Koch Stanislaus was zubrüllt. Obgleich in den letzten Jahren viele China-Restaurants bzw. Franchise-Imbissstuben aus dem Boden geschossen sind, ist keine doch so richtig chinesisch.
Vielmehr ist es eine Art Essen-mit-Chinagewürz-nach-polnischer-Art. Denn in Polen wird jedes anders artige Gericht total polonisiert. Warum? Dazu muss man etwas weiter ausholen und zwar zum ersten Döner in Polen.
Ich glaube diesen habe ich irgendwann Anfang 2002 oder so in Zakopane gegessen. Mein erster polnischer Kebap. Dieser Döner schmeckte aber nun mal gar nicht so, wie man es eigentlich kennt. In Deutschland hat jeder Döner irgendwo eine gemeinsame Note, die - abhängig von der Qualität der Zutaten - immer etwas unterschiedlich ausfällt.
Gestern war es dann wieder soweit, ich wollte mir einen Döner holen. Auf den ersten Blick sah es auch so aus, als ob man in Krakau dönertechnisch aufgeholt hätte. Der Blick hat mich getäuscht. Zu Beginn, es gibt kein Fladenbrot. Es handelt sich hierbei mehr um eine Art Ciabatta Brötchen. Dann wird da  erst einmal ordentlich Ketchup reingehauen, denn merke: Der Pole mag immer und überall Ketchup. Selbst auf Torten. Früher gab es halt keinen, deswegen ist man nun froh, dass man ihn überall drauf schmieren kann. Bestellt man eine Pizza, bekommt man stets Ketchup dazu, welcher reichhaltig genutzt wird. Aber zurück zum wohl- bzw. unbekannten Döner. Der Fleischspieß als solches, sah eigentlich ganz okay aus, schmeckte auch soweit ganz gut. Im Prinzip ist ein polnischer Döner aber nichts anderes als ein polnischer Hamburger. Nur das Fleisch ist anders.
Man darf halt keinen Döner erwarten; auch wenn es halbwegs danach aussieht. Eines haben die Döner aber alle gemein. Man stinkt danach ohne Ende. Klugerweise habe ich den Döner kurz vor Kursbeginn zu mir genommen, so dass entsprechender Effekt nicht lange auf sich warten ließ und sich Leute von mir weggesetzt haben.




Dienstag, 6. März 2012

Mr Crabs


Nur ganz kurz. Ich habe es geschafft bei Temperaturen um den Gefrierpunkt den übelsten Sonnenbrand seit 5 Jahren zu bekommen! Nicht rumheulen, wie sagte Herr Haferkamp stets: Aus rot wird braun! ( wie philosophisch wenn man mal so nachdenkt )
Photos erspare ich euch, ich sehe einfach aus wie ein Krebs. Wie kam es dazu? Ich habe mich in einem Fitnessstudio hier eingeschrieben und wollte nachdem Training und nachdem ich in der Sauna war klugerweise unter die Sonnenbank. Das war keine besonders schlaue Idee, zumal polnische Sonnenbänke ca. 1 Million mal stärker sind als die Deutschen.  Macht das also nicht, wenn ihr die Gelegenheit dazu bekommen solltet. Das macht keinen Spaß.

Montag, 5. März 2012

Torun - ein Thorn im Auge?



Am Wochenende war es so weit. Mit der polnischen Version eines IC ging es über Warschau in nur 7 Stunden in das circa 500 km entfernte Torun. Der Weg führte durch verträumte Birkenwälder (Polska Ojczyzna moja!) und über prächtige ockerfarbene Felder, welchen Polen wohl seinen Namen verdankt. Begleitet wurden wir während der Fahrt von Pani Zbiszek, welche schon früh um 8 mehrmals bei Pan Zbiszek angerufen hat, um sich zu erkundigen ob Pan Zbigniew schon da war und bei Ciocia Maryja, welche anscheinend nicht mehr so ganz gut hört. Nicht dass sie dabei auf die anderen übermüdeten Personen im Abteil Rücksicht genommen hat - nein der zusätzliche Genuss ihrer Salzstangen wurde durch ein angenehmes schmatzendes Geräusch untermalt. Bei der Ankunft in Warschau Zachodnia mussten wir auch schnell feststellen, dass das Umsteigen in Polen auch so eine Sache für sich ist. Weder im Internet noch auf den Tickets wurde gesagt auf welchem Gleis der nächste Anschluss zu finden ist - 8 min Umsteigezeit und einige wenige Minuten Verspätung sollten trotzdem reichen um sich bei diversen Schaffnern oder Leuten durchzufragen, wo denn der nächste Zug zu finden ist. Nach einem gut angesetztem Sprint wurde dann doch der richtige Zug gefunden. Dieser IC stammte allerdings wohl noch aus der kommunistischen Zeit, als die Menschen noch kleiner waren und kein Gepäck dabei hatten, denn früher gab es ja nichts zu kaufen oder es war zu teuer - lass das mal in Ruhe! Bei der Ankunft in Torun mussten wir feststellen, dass die Welt auch hier stehen geblieben ist. Wer jetzt denkt, jetzt kommt ein sarkastischer Kommentar bezüglich irgendwelcher kommunistischen Überreste wird allerdings enttäuscht. Die Stadt sprüht einen wahrhaft mittelalterlichen Charm aus. Dank Pan Janek (Ledercapi, Lederjacke, Lederhandschuhe und Lederschuhe - Erkennungsmerkmal eines echten Polen)  und seiner überaus fundierten Kenntnisse über die Stadt  - "Das ist so!!" - wurden wir darüber aufgeklärt, wo der berühmte Kopernikus lebte und studierte und wo der kleine Bruder vom schiefen Turm von Pisa steht, welcher dank echter polnischer Handarbeit nicht einsturz gefährdet ist, wie sein italienischer Bruder - Polak potrafi eben! Neben der zahlreichen stabilen Bauten ist Torun bekannt für seine Lebkuchen, welche bei weitem so gut sind wie die aus Aachen - wenn nicht sogar besser - "So ist das!!" Polak potrafi!. Wer von dem Rynek genug hat sollte die kleinen Nebenstraßen und Gassen besuchen, welche mit zahlreichen kleinen Figuren geschmückt sind und kleine Geschichten erzählen - wers nicht glaubt sollte selbst die Stadt besuchen oder Pan Janek fragen, denn "So ist das!!"










Samstag, 3. März 2012

Bahnfahren auf Polnisch....

In einer Straßenbahn Fahrgast zu sein ist nicht in jeder Stadt bzw. jedem Land gleich. In Deutschland fahre ich sehr viel Bahn, hauptsächlich zur Arbeit oder zur Uni. Ich hasse die Bahn. Sie ist häufig zu spät und es sitzen lauter dumme Menschen oder Rentner darin. Jedoch darf ich in dieser Bahn eigentlich lesen, ohne großartig gestört zu werden. Natürlich kann es vorkommen dass Kevin, Justin oder ( hier bitte nicht politisch-korrekten orientalischen Vornamen einfügen ) mit seinen Brüdern in die Bahn einsteigt und - dem Handy Mp3 Player sei Dank - alle Fahrgäste an seinem exzellenten Musikgeschmack teilhaben lässt; in der stillen Hoffnung das sich ein Weibchen gerade deswegen zur sofortigen Paarung mit ihm bereit erklärt. Nichtsdestotrotz kann ich mich aber mehr oder weniger auf meinem Sitzplatz befinden und lesen.
In Polen ist Bahn fahren anders, weil die Menschen natürlich anders sind...ach ja und die Bahnen natürlich auch:

Hier sehen wir die sog. Future Tram 2000 entsprungen aus der Feder von Stanislaw Lem.
Abgesehen von der Bahn, sollten wir an diesem Punkt auf den polnischen Rentner eingehen. Der polnische Rentner hat im Gegensatz zum deutschen Rentner tatsächlich kein Geld und das wenige Geld das er hat, spendet er Radio Maria. Bedingt durch diese Umstände, ist der polnische Rentner aber um einiges rüstiger als diese verweichlichten deutschen Wohlstands-Rentner. Generell ist jeder Rentner hier noch durchaus in der Lage Baumstämme zu tragen. Rentner unter 80 können sie sogar noch werfen. Das Leben ist hart und man sollte das Beste daraus machen.

Kombinieren wir also die Future Tram 2000 mit Baumstammwerfenden Rentnern und der Tatsache, dass mindestens 50% aller Sitzplätze in der Bahn - per Aufkleber - für Rentner reserviert sind, so ist es im Allgemeinen noch so, dass eigentlich alle Sitzplätze für Rentner reserviert sind. Andere Fahrgäste dürfen diese nur temporär beheizen. Man kann sich in Polen nicht auf einen Platz setzen, ein Buch rausholen und lesen. Sobald man nämlich sitzt, muss man - egal wie voll oder leer die Bahn auch sein mag - permanent die Augen offen halten, ob nicht gerade irgendwo ein Rentner eingestiegen ist. Der polnische Rentner hat, der kargen Rente zum Trotz, ein bionisches Implantat im linken Auge, welches sofort die gesamte Bahn scannt und Sitzplätze ausmacht. Denn was passiert, wenn man in sein Buch versunken da sitzt und nicht sieht, dass am anderen Ende der Bahn ein Rentner einsteigt?`
Folgendes:
Zu Beginn nähert sich der alte Mensch behände eurer Position, spätestens jetzt solltet ihr ehrerbietig aufgestanden sein. Der Sitzplatz sollte auf Knien angeboten werden. Falls dieses nicht geschehen ist, fängt der Rentner an zu murren, so dass die anderen Menschen auf euch aufmerksam werden. Dann folgen ewig geltende Aussagen wie: "JA also die Jugend von heute! Seht euch DIESEN ( es wird infernalisch mit dem Finger gezeigt ) Jungen da an! Macht einer alten Frau nicht den Platz frei....co za chuj!"
Da nun die halbe Bahn weiß, dass ihr besagter chuj seid, stimmen die anderen Menschen mit ein. Es werden Köpfe geschüttelt und fieses Grummeln erfüllt die Bahn, das polnische Grundgesetz tritt in Kraft. In Polen steht nämlich im Grundgesetz seit der Zeit von Mieszko I:
Bedenke stets, was sollen die Leute denken! 
Spätestens jetzt solltet ihr eine gute Entschuldigung haben - wie in etwa taub sein - ansonsten fasst euch der Lynchmob und ihr werdet in die Weichsel geworfen. 
Mein Rat an dieser Stelle, bleibt sitzen! Denn nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Es ist nicht meine Aufgabe stets wachsam auf meinem Platz zu verharren, um irgendwem den Platz anzubieten. Wer meinen Platz will, soll danach fragen! Wenn ich unmittelbar vor mir eine Person sehe, die den Platz nötiger hat, mache ich ihn natürlich frei.
Und generell...liebe Rentner auf der ganzen Welt ( denn da sind sie alle gleich ), geht doch einfach nur zwischen 10 und 13 Uhr aus dem Haus. Denn da sind keine Schüler, Studenten oder Arbeiter unterwegs! Oder aber flieht! Flieht in ein Land voller Rentner! Schließt euch dem stolzen Volk von Rentonien an!


Strohwittwer

Seit Donnerstag bin ich Strohwittwer. Olek wurde in einen Zug gepackt und ist nach Torun gefahren. Ich weiß nicht was sie da macht. Aber sie fehlt mir. Ich tue alles, nur um nicht in irgendeiner Bar zu landen und besonders um nicht mit dem Holländer in einer Bar zu landen. Er lockt mich ständig und offeriert mir junge Mädchen, dieses Schwein. Ich bleibe Standhaft. Donnerstag und Freitag bin ich alleine ins Kino gegangen; natürlich in künstlerische Filme. Die Menschen haben mich wohl für einen Psychopathen gehalten. 
Dafür konnte ich hier die Kinos testen. Ein "Kino" war besonders sonderbar. Keine 30 Plätze im Zimmer und der Film lief auf einer PS3 über einen kleinen Beamer. Es hatte aber irgendwie seinen eigenen Charme, da das " Kino " in einem Altbau war. Kein Multiplex, DolbyDigital hyper surround  mit Platz für 758234789234623974234 Menschen. Klein und gemütlich. Mir hat es viel besser gefallen. Mal sehen was das Olek davon hält.

Donnerstag, 1. März 2012

Cold War und warum Literaturstudenten die coolsten Typen sind

Ich erwähnte bereits den Dozenten der aussieht wie jemand der mit Gorbatschow Wodka trinken würde?
Ein sehr kompetenter Dozent. Berichtete heute sehr viel über WW II usw. Unter anderem über Hitlers und Stalins Freundschaft bis 1941. Ich sitze neben einem Typen aus Singapur der Literatur studiert, Gott weiß wie der hierhin gekommen ist. Dann schaue ich ganz artig in das Heft von meinem Nachbar und lese:

-Hitler and Stalin were close friends, they went out for romantic walks in the moonlight-

Well, indeed.


Eigentlich ist die Anmeldung ganz einfach,

 Eigentlich ( da haben wir es wieder ) sollte mir eine sogenannte Mentorin bei meiner Anmeldung helfen. Ging aber nicht, sie hatte keine Zeit.
Demnach wollte ich meine ganzen Anmeldungen heute mal selbst in die Hand nehmen. Ein gewagtes Unterfangen! Denn man sollte stets im Hinterkopf behalten, dass jeder Mensch der in Polen irgendeine "amt-ähnlich" Stelle bekleidet, eigentlich nur gelernt hat auf 30 verschiedene Arten Nein/Nie zu sagen. Polnische Ämter belegen die Existenz des Teufels, oder aber wenigstens die Tatsache, dass Kommunismus scheiße ist.
Sei es wie es ist, ich machte mich auf den Weg. Auf zum allmächtigen Erasmus Bureau! Doch halt, ich sollte kurz erwähnen, dass die Anmeldung eigentlich wie folgt aussehen sollte:
1. Ich logge mich mit meinem kosmischen USOS in das kongeniale System der Uni ein
2. Ich melde mich bei allen meinen Kursen per Mausklick an ( dauert insgesamt 4 Minuten )
Soweit die Theorie. Nun folgt meine Odyssee:

1. Wie gesagt, auf zum Erasmus Bureau, wo man mich mittlerweile beim Namen kennt, was mit der Tatsache zusammenhängt, dass bestimmt irgendwer meine Oma kennt
2.Ich trage mein Anliegen vor und erkläre, dass USOS nicht funktioniert
3. Die Frau fragt mich tatsächlich: "Warum?!"
4. Ich möchte sie anspeien
5. Tue es aber nicht, sondern berichte höflich von der Fehlermeldung
6. Ihr fällt auf, dass dann doch schon ca. 78 % aller Erasmus Studenten dieses Problem haben...
7... sie aber nicht dafür zuständig ist
8. Ich wurde zu insgesamt drei verschiedenen Büros geschickt, da ich frecherweise nicht nur Polonistik studieren will

Das war das Präludium einer weiteren Pilgerreise die im Endeffekt in meiner - mittlerweile - Stammbar Nr.7 endete und ich um kurz nach elf den Kellner fragte, ob es denn schon zu früh für einen Drink sei.
Nr. 7 wäre nicht meine liebste Schenke, wenn der Kellner nicht gefragt hätte: Wie immer?!
Wenigstens hat das geklappt und ich bekam meinen milden Weinbrand für meine Nerven.



Eigentlich....

Eigentlich ist eigentlich ein Adverb und wird gerne als Füllwort oder für ausschweifende Erklärungen gebraucht.
Dieses so häufig verwendete Adverb benutze ich nirgendwo so oft wie Polen.
Denn eigentlich sollte ich schon längst für alle Kurse angemeldet sein! Eigentlich sollte das verdammte Anmeldesystem USOS funktionieren. Eigentlich sollte man annehmen, dass eine Uni wie die UJ sich in Grund und Boden schämen sollte. Eigentlich sollte auch irgendwer sich für diese ganze Geschichte zuständig fühlen, anstatt die Leute hin und her zu schicken und eigentlich haben wir doch 1974.