Sonntag, 1. Juli 2012

Man sollte gehen, wenn es am schönsten ist...

Am Samstag war es soweit, der letzte Tag in Krakau, wir mussten abreisen.
Vollgepackt wie Rotationseuropäer, voller Tüten, Koffer und Ähnlichem, wurde Abschied genommen.
Unsere liebe Vermieterin, hat uns die volle Kaution zurückgegeben. Ich denke beide Parteien waren zufrieden miteinander. Wir haben immer pünktlich die Miete gezahlt und haben im Gegenzug nichts kaputt gemacht, oder wüste Gelage gefeiert. Gerade für Olek war es sehr schwierig, keine großflächigen Brände zu legen. Wir hatten eigentlich Gepäck für vier Personen, so dass die Tragerei bei über 34 Grad die Transpiration reichlich gefördert hat. Wie es die polnische Bahn nun mal so will, wurde natürlich der Zug -ausnahmsweise - auf ein anderes Gleis verlegt. Wir durften also 12 riesige Tüten, einen gewaltigen Koffer und einen gar nicht so kleinen Trolley rüber scharren,  auf Gleis zwei. Nach lockeren vier Stunden fahrt für gut 100 km, hatten wir das erste Mal an dem Tag Glück. Staszek stand direkt vor unserer Zug Tür und hat uns geholfen. Staszek seines Zeichens Taxifahrer, hat uns für 20 Zloty (=5€ ) nach Hause ( also nach Zakopane ) gefahren und bei dem ganzen Gepäck geholfen.

Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass man eine Stadt wirklich so vermissen kann. Lebt denn eine Stadt? Ich denke schon. Gerade eine Stadt wie Krakau lebt, auf ihre eigenen Art und Weise. Immer ist irgendwas los, ein Festival, ein Konzert oder einfach nur eine ausgedehnte Happy Hour. Die Zeit in Krakau war - natürlich auch wegen der Menschen dort - unglaublich. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an alle, die in irgendeiner Art und Weise uns bei diesem Aufenthalt geholfen haben. Auch an alle die wir treffen und kennen lernen durften. Natürlich auch der liebe Besuch.

Noch maximal zwei Wochen läuft der Blog, da wir am Freitag den 13 zurückfliegen und wieder in der "Heimat" sein werden.

Samstag, 23. Juni 2012

Der Lüstling aus der Salzmine

Gestern war es so weit. Nachdem unser Aufenthalt hier nahezu vorbei ist, haben wir endlich einmal die Zeit gefunden, um nach Wieliczka zu fahren. Wieliczka ist die älteste noch aktive Salzmine die ist gibt, wenn man unserem Przewodnik/ Führer Krzystof glauben darf. Seit über 700 Jahren wird dort Salz abgebaut um die exorbitanten Salz Gelüste der Polen zu decken. Doch beginnen wir am Anfang, der Busfahrt. Natürlich musste sich ein junger Mann neben mich setzen, der  - scheinbar -  etwas Schlaf nachzuholen hatte. Wenn er nicht also halbwegs auf mich fiel, neigte er im wörtlichen Sinne dazu vom Stuhl zu fallen. Das ganze erschien mir doch ungewöhnlich und nach einer gewissen Zeit merkte ich, dass der Junge einfach voll war. Es war 2 Uhr. Nach einer heiteren Busfahrt mit der Linie 304, stiegen wir an der entsprechenden Haltestelle aus. Es war ca. 2:30 Uhr als uns zwei joviale Clochards entgegenkamen. Der eine nickte uns freundlich zu und wünschte uns ein Dzien dobry!/ Guten Tag! der zweite hielt eine Flasche mit 2 Liter Fassungsvolumen in beiden Händen. Der Inhalt schien mir zweifelhafter, ja selbst gebrannter höchst ungesunder Natur zu sein. Der Clochard umfasste besagtes Gefäß wie eine Art Monstranz und rief fröhlich:
To jest swiety puchar szczęścia  / Das ist der heilige Gral des Glücks


Warum denn auch nicht? Ich beglückwünschte beide zu ihrem Gral und wir setzten unseren Weg fort.
In der Salzmine angekommen, darf man einen recht happigen Preis von 35 zloty ( als Student ) berappen. Ferner sind weitere 10 zloty fällig, wenn man photographieren möchte. Da Olek eine Art wandelnder Photoapparat ist, mussten wir natürlich die 10 zloty bezahlen. Mittlerweile vermute ich irgendwo eine leicht asiatische Ader bei ihr... Nun denn, um nach unten zu kommen, muss man vorerst über 60 Meter per Treppe hinab steigen. Als absolute Touristen sind wir natürlich direkt hinter unserem Führer Krzystof hergegangen.Nach ca. 30 Höhenmetern vernahm ich den recht starken Geruch einer Flatulenz. Sofort hatte ich natürlich Olek in Verdacht, doch auch sie schien etwas verwirrt. Krzystof hatte scheinbar einen zum besten gegeben. Doch was passiert, wenn man das in einem Schacht tut? Er zieht komplett durch und hält sich entsprechend. So das jeder den Duft des Sommers erhaschen konnte. Wahrscheinlich dachten die anderen Teilnehmer der Führung, dass ich der Übeltäter gewesen bin. 
Eines vorab, die über zwei stündige Führung lohnt sich und ebenfalls die entsprechende Gebühr für das Photographieren. Jedoch ist mir aufgefallen, das Krzystof ein regelrechter Wüstling ist. Es verging kein Vortrag in dem er nicht darauf hingewiesen hat, dass es in irgendeiner Art und Weise Glück bringt, wenn man seinen Przewodnik anfasst oder ihm ein Küsschen gibt. Freilich hat er es offen gelassen, ob er sich dieses Verhalten nur von den weiblichen Teilnehmern wünscht.

Sonntag, 10. Juni 2012

Und ehe der Hahn drei mal kräht....

...werde ich drei mal leugnen mehr oder weniger Deutscher zu sein.
Was war passiert? Gestern beim Spiel Deutschland gegen Portugal, saßen Paul aus Singapur, irgendein Engländer und ich am Tresen. Wie es der Zufall so will haben wir reichlich gezecht und auch ein paar nette Leute kennengelernt. Ein paar aus Australien, einen Inder ( ich glaube er war heimlich Pakistaner ) und einen anderen Engländer. Wir saßen nett zusammen, tranken und hatten jede menge Spaß. Bis ja..nennen wir ihn doch einfach Horst ankam. Horst seines Zeichens adrett gekleidet im Deutschlandtrikot samt passendem Mützchen. Seine Englischkenntnisse überzeugten uns sogleich von seiner exorbitanten Bildung, was ihn aber nicht davon abhielt sich aufzuführen, als ob ein indischer Hofstaat sein Eigen wäre.
Horst hatte zudem diese wunderbar deutsche Aussprache, die graphemisch in etwa so aussehen müsste:

Werr arr ju fromm? Eim fromm Germani. Werry gooddd bier zer!
Ent ju? werr arr ju fromm?
Ich: Öhhmm....Poland!

Es fühlte sich eigenartig an, denn normalerweise antworte ich auf die Frage immer ehrlich. Ich wollte aber nicht mit diesem Horst und den anderen Freunden des guten Benehmens - die sich gerade in der Bar aufhielten - in einen Topf geworfen werden. Eigentlich wäre mir das sogar egal gewesen, was mich wirklich stört ist wie der Durchschnitts-Deutsche reagiert wenn er in einem fremden Land andere Deutsche trifft.
Meistens so:

"Seid ihr auch Deutsche? Boah super! Los wir rotten uns zusammen und hängen den ganzen Tag aufeinander rum, damit wir bloß nichts neues kennen lernen müssen."

Natürlich handelt es sich hier um absolute Klischees, aber diese kommen nicht von irgendwoher.
Ausnahmen wie meine gute Freundin Karin und ihr Mann oder Dieter sind eher seltener anzutreffen. Gerade wenn es um Polen geht.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Der Deutsche in Polen, der als Pole nach Deutschland kam

Als Deutscher hat man es in Polen scheinbar nicht sehr leicht. Ich glaube, dass viele der deutschen Austauschstudenten wirklich erstaunt darüber waren, wie es in Polen wirklich aussieht. Nicht nur dass nicht alle Männer Schnurrbart und Lederjacke tragen, nein auch fließendes Wasser und funktionierende Heizungen müssen die Deutschen geschockt haben. Ein Bekannter von mir denkt, dass ihm immer und überall ständiger Rassismus bzw. Hass gegen Deutsche entgegen schlägt, weil ihn angeblich so gut wie kein Pole leiden kann. Selbstverständlich muss es daran liegen, dass er Deutscher ist! Auf die Idee, dass es vielleicht an ihm als Person, oder aber an seiner unglaublichen Ähnlichkeit zu Adolf Eichmann liegen könnte, kommt man nicht.
Andere Austauschstudenten behaupten hingegen das Gegenteil, sie wurden warm und herzlich empfangen.
Doch was stimmt nun bzw. gibt es die eine Wahrheit oder Einstellung über die Deutschen in Polen?
Ich denke nicht.
Ein Dozent sagte zu mir, dass man im Kommunismus noch dazu erzogen wurde die Deutschen nicht zu mögen. Vieles blieb davon hängen und basiert teilweise noch auf veralteten Vorstellungen, wie in etwa, dass in Deutschland noch Milch und Honig fließen. Ferner kannte man bis vor den 1990er Jahren kaum Deutsche.

Die meisten Studenten waren doch sehr erstaunt, als sie erfahren haben, dass nicht alle Menschen in Deutschland reich sind, BMW fahren und mit Geld um sich schmeißen. Ferner war man erstaunt, dass man in Deutschland ebenfalls mit großen Problemen zu kämpfen hat und sogar arbeiten muss. Es ist vielen einfach nicht bewusst. Die Deutschen bleiben halt so etwas, wie irgendeine entfernte reiche Tante, die einmal im Jahr zu besuch kommt und uns viel Geld gibt. Wer die Tante eigentlich ist, oder wie es ihr geht, oder aber das sie vielleicht gar nicht so reich ist wie es scheint, interessiert uns erst einmal nicht.

Als Deutscher in Polen, der früher einmal -oder immer noch - der Pole in Deutschland ist, sieht die Situation ein klein wenig verzwickter aus. Jedes mal wenn ich nach Polen fahre, freue ich mich darüber Polnisch sprechen zu können. Ich freue mich auf die Menschen, dass Essen, dass es keine pathologische political correctness gibt und das überall noch eine leichte Schicht vom vergangenen Kommunismus zu spüren ist. Sprich, ich freue ich mich eigentlich auf alles was es in Deutschland nicht gibt.

Spätestens der erste Einkauf in einem Lebensmittelgeschäft ( kurz: Delikatesy ) aktiviert dann den - ich schäme mich es fast zu sagen - Deutschen in mir. Da verlangt die Frau tatsächlich von mir, dass ich ihr den Betrag passend gebe, obgleich ihre Kasse voller Kleingeld ist! Dieses Thema habe ich bereits zur Genüge vorgestellt deswegen werde ich nicht weiter darauf eingehen. Nachdem Einkauf kommt der erste Besuch eines Restaurants. Sollte man das seltene Glück haben und ein Restaurant mit gutem Service erwischen, so tätowiere man sich bitte die Adresse auf den Arm, denn solch ein Lokal ist sehr selten in Polen.
Nahezu alle Austauschstudenten aus aller Welt bemängeln den schlechten Service hier, unfreundliche Kellner und dazu noch unfreundliche Oberkellner.
An meinem Geburtstag hatte ich ein wunderbares Beispiel für echt polnischen Service. Das Olek, Karin ihr Mann und ich waren im Paparazzi. Das ist an sich eine sehr gute Cocktail Bar - Bistro.Bis jetzt hatten wir auch immer eine freundliche Kellnerin gehabt. Ausgerechnet an meinem Geburtstag, musste uns die Dame bedienen, die wahrscheinlich mit der Kassiererin aus dem Carrefour verwandt ist. Mundwinkel also nach unten und es hat ihr ganz und gar nicht gepasst, dass ich erstmal übersetzen musste und die Bestellung etwas länger gedauert hat. Wir wollten zu Beginn etwas zu essen bestellen, hier sollte ich kurz erwähnen, dass Karin und ihr Mann Vegetarier sind und eine Pizza haben wollten. Nun ist es aber eine polnische Besonderheit, dass z.B. Peperoni ( als Belag ) auf der Karte steht, es sich dabei aber eigentlich um eine pikante Salami handelt und nicht um eine Peperoni Paprika. Deswegen fragte ich unsere freundliche Kellnerin natürlich danach, mit dem Hinweis, dass die beiden Vegetarier seien und deswegen solle kein Fleisch auf die Pizza draufkommen. Sie versicherte uns sogleich, dass es sich um das Gemüse und nicht um die Wurst handelt. Fein, trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl bei der ganzen Geschichte. Als das Essen kam, war natürlich Salami auf den Pizzen. Die Kellnerin war auf meine Beschwerde anscheinend schon vorbereitet und noch bevor ich den Sachverhalt darlegen konnte, schmetterte sie uns überaus frech entgegen:

"Ich habe ihnen extra gesagt, dass das Wurst ist und kein Gemüse! Das ist ihr Fehler gewesen!"

Nach soviel Frechheit ist man erstmal total perplex. Nicht nur, dass sie dreist gelogen hat, sie wollte mir auch noch sagen, dass nachdem ich gesagt habe, dass meine Freunde Vegetarier sind, ich ihnen Fleisch auf die Pizza bestellt hätte.

Was macht man nun? Der Deutsche in mir - schon wieder - wollte in einen Panzer steigen und Polen einnehmen. In Deutschland hätte ich die Kellnerin so zusammengefaltet bzw. dem Chef die Meinung gesagt und sie hätte mindestens eine fette Abmahnung, wenn nicht sogar die Kündigung bekommen.
Da aber der Abend gerade begonnen hatte, saßen wir in einer Zwickmühle, wir mochten den Laden und wollten da eigentlich weiter trinken. Sollte ich jetzt zum Chef gehen und mich großartig beschweren? Wir hätten aus dem Laden gehen können, weil danach die Stimmung im Keller gewesen wäre und die Kellnerin wahrscheinlich in unsere Drinks gespuckt hätte. Generell sind solche Situation sehr schwierig, wenn man aber immer wieder nichts sagt, gewöhnen sich solche Menschen ein impertinentes Verhalten an, dass in diesem Beruf nicht zulässig sein sollte. Vielleicht liegt es wirklich daran, die meisten Menschen beschweren sich erst zuhause über den schlechten Service, so dass nachher nichts konstruktives aus der Kritik werden kann.

Ryszard Kapuscinski hatte in seinem Werk Meine Reisen mit Herodot schon über den mangelnden Service in Polen geschrieben, nur das das in den 1960er Jahren war. Beispielsweise war er ganz erstaunt, als in Rom freundlich von einer Verkäuferin begrüßt wurde, in Polen hätte man in angefahren, da er wahrscheinlich gerade einen Plausch zwischen zwei Verkäuferinnen gestört hätte. SEitdem hat sich anscheinend nicht viel verändert. Die offene Frage die am Schluss bleibt, ist das Warum? Wenn eine ältere Frau, die noch im Kommunismus gearbeitet hat, dass Wort Service nicht kennt ist das eine Sache, aber ein Mädchen von 20 Jahren?

Montag, 28. Mai 2012

Wesele

Am Wochenende waren wir ( d.h. meine Eltern+Bruder ebenfalls ) auf einer polnischen bzw. schlesischen Hochzeit.
Maciek der Sohn meines Patenonkels Romek hat in Tichau bzw. Tychy geheiratet.Ich benutze hier bewusst den polnischen Namen, da sich das deutsche "Tichau" wie eine Krankheit aus der DDR anhört.
 Tychy ist eine kleine Stadt unweit von Kattowitz entfernt. Laut Taxifahrer gibt es dort eigentlich nichts, außer einer Brauerei und das ist schließlich mehr als ausreichend. Doch erst einmal muss man nach Tychy kommen. Theoretisch sind das in etwa 85 km von Krakau. Theoretisch als Lexem ist immer so eine Sache, vor allem wenn der Kontext Polen in irgendeiner Art und Weise beinhaltet. Nun denn, nach etwas über drei Stunden waren wir dann auch an Ort und Stelle angekommen. Das fürstliche Hotel "Retro" war unsere Herberge für diese eine Nacht.

Es liegt in der Natur der Sache, dass man - obgleich ich es unglaublich toll finden würde - nicht im feisten Jogging-Dress auf einer Hochzeit erscheint. Und besonders in Polen wird darauf wert gelegt.
Was sollen denn sonst die Leute denken ?
Zu diesem Zweck hatte ich mir auch einen überaus feinen Zwirn gegönnt. Zu solch einem eleganten Zwirn gehören gute Schuhe. Diese hatte ich natürlich nicht vor Ort in Krakau, also mussten meine Eltern sie vorbeibringen. Theoretisch wäre das alles kein Problem gewesen, aber nun ja... siehe oben.
Ich dachte in meinem jugendlichen Leichtsinn, dass meine Eltern und ich uns an besagtem Chateau Retro treffen würde. Da meine Eltern aber - wie sollte es auch anders sein - bei irgendeinem Pfarrer waren, sind sie direkt zur Kirche gefahren und waren vorher nicht bei unserem Hotel.
So stand ich also da, in einem sündhaft teuren Anzug...und Sneakern, weißen Sneakern.
Ich sah also aus wie der letzte Idiot, freilich haben mich die Leute schief angesehen. Übermannt von meiner Scham und dem steten Gedanken über die Gedanken der sog. Leute, musste ich ausharren, bis ich meine Eltern endlich mit den rettenden Schuhen vor der Kirche angetroffen habe.

Da meine Eltern schon am Morgen einem Hochamt beigewohnt hatten, waren sie sichtlich nervös, ob denn ein zweiter Gang zur Kommunion erlaubt wäre. Schließlich wissen wir alle, dass Gott mit seiner Strichliste auf Wolke 23 sitzt und jegliches Fehlverhalten notiert. Ein kurzes Schwätzchen mit dem Herr Pfarrer brachte dann die süße Entwarnung, ein zweiter Gang ist erlaubt.
Die Messe verlief ungewöhnlich rasch und nachdem mein Herr Papa sich kurz verfahren hatte, waren wir dann auch am Festsaal angekommen.

Wer den Bericht über den Besuch bei Olivias Familie in Chorzow noch kennt, weiß was jetzt passiert.
Essen, überall, ständig und reichlich. Die Überfleischung konnte beginnen. Da der Wodka ebenfalls schon bereit stand, war das eigentlich eine recht gute Idee.

Hochzeiten haben - egal wo oder wann - anscheinend einen festgelegten Ablauf bzw. personelle Konstellation. Stets gibt es einen verrückten Onkel/ Tante die dauernd tanzen wollen, Leuten denen gar nichts passt und dann die Bar/Theken Runde usw. Und natürlich gibt es dann noch den Trinker. Der saß gegenüber von uns und spähte in unsere Reihen, ob er denn nicht jemanden zu einem kleinen Getränk überreden könnte. Natürlich nur um auf das Wohl des Paares anzustoßen. Mit meinem Bruder hatte er dann einen wunderbaren Partner für die Verköstigung von..naja halt Allem gefunden.

Nach mehreren warmen Zwischengängen und ungeheuren Schwenkern voller Metaxa ( Ja ich habe Metaxa auf einer polnischen Hochzeit getrunken ) ging es dann ins Palais Retro zurück. Selbst heute, zwei Tage danach, lecke ich immer noch meine Wunden. Chapeau, eine gelungene Veranstaltung.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Die lieben Rentner

Ich hatte bereits über das Straßenbahn-fahren mit Rentnern in Polen berichtet. Das internationale Rentnertum verhält sich ja überall gleich. Sie müssen dann in der Bahn sitzen, wenn normale Leute zur Arbeit, Uni oder ins Freudenhaus unterwegs sind. Ja, gerade dann macht es doch besonders Spaß. Desweiteren ist man natürlich der Ansicht, Sitzplätze reserviert zu haben, auf Lebenszeit!
Jedoch ist nicht jeder polnische Rentner gleich. Generell muss man hier vorab zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Die männlichen Rentner ( kurz: Opas ) sind wesentlich pflegeleichter. Selten hört man Beschwerden oder Ähnliches. Da die Bosheit per se im Weibe liegt, ist es auch hier klar, wer der Übeltäter ist.
Die polnische Babcia (=Oma)! Die polnische Babcia muss aber auch entsprechend aufgeteilt werden.
Zum einen - und das ist leider der aussterbende Teil - gibt es die lieben netten, kleinen, fragilen und putzigen Omas, die alles für ihre Familie bzw. speziell die Enkel geben und niemandem Umstände bereiten wollen.
Dann gibt es aber noch die Babcias die wirklich schrecklich sind. Und ich meine hier richtig schlecht, so wie der fiese Skelletor. Damit es nicht zu Unklarheiten bezüglich der Bezeichnungen kommt, nennen wir diese Babcias lieber die fetten Babcias.
Warum? Weil sie eben meistens Fett sind.

Diese "Damen" zeichnen sich durch permanentes Leiden aus. Die Welt muss wissen, dass es ihnen, ja nur ihnen, absolut schlecht geht. Deswegen wird jedem sofort erzählt, wie ungeheuer Übel es das Leben mit ihnen meint. Obgleich die fetten Babcias überdurchschnittlich viel wiegen, nagen sie doch ständig am Hungertuch. Man hat ja schließlich nichts und ist unglaublich arm. Weil man aber nun mal so arm ist, muss man täglich in die Stadt fahren, in Geschäfte gehen und Kaffee sowie Kuchen - am besten zu eine Art Brei vermischt - zu sich nehmen.
Da man ja das Monopol auf allgemeines Unglück und Leid hat, gibt es auch automatisch niemanden, der mehr leiden darf. Solch eine Situation musste ich heute in der Bahn erleben. Ein junges sympathisches Mädchen musste mit der Bahn fahren. Wie es der Zufall nun will, hatte sie ein Bein gebrochen und bis zum Knie im Gips.
Ich stand selbstverständlich neben einem vier Personen-Platz welcher von Rentnern okkupiert wurde.
Als niemand aufgestanden ist, habe ich die jüngste von den fetten Damen höflich gebeten, sie möge doch dem Mädchen Platz machen. Die Dame stand auch auf, jedoch nicht ohne mir einen Blick zu zuwerfen, der ca 20. Flüche enthielt. Endlich konnte das Mädchen mit dem Bein sitzen, nach einer Station beschwerte sich aber die Rentnerin gegenüber von ihr darüber, dass sie doch bitte ihr blödes Bein wegnehmen solle. Schließlich muss die Dame hurtig aussteigen können.
Das Mädchen schaute dann recht perplex und jeglicher Erziehung zum Trotz, wagte sie dann zu sagen: Entschuldigung, aber ich habe mir das Bein nicht zum Spaß gebrochen, sie haben genug Platz. Besagte fette Babcia ist ob dieser unglaublichen Beleidigung nun vollends ausgerastet und ergoß jeglichen Sermon ihres Lebens über das arme Mädchen:

Sie ist ja schließlich nicht zum Spaß in der Bahn, sie fährt in die Stadt um Arme und Kranke zu pflegen! ALLE hätten abgesagt, nur sie nicht und das obwohl sie selber unglaublich Krank ist... blabla....was fällt dir ein....ich in deinem Alter....


Ja die Dame hat wirklich in der dritten Person von sich geredet...

Freilich hat niemand die Frau zurecht gewesen. Wie denn auch? Das gehört sich nicht! Was sollen denn die Leute denken?

Sonntag, 13. Mai 2012

Neulich bei den Faschisten

Wieder muss ich mich für die lange Abstinenz entschuldigen, aber ich hatte einfach keine Zeit was gescheites zu verfassen. Abgesehen von Hausarbeiten und Präsentation, war Olivias Frau Mutter für knapp eine Woche zu Besuch, so dass ich vollkommen eingespannt war und nichts schreiben konnte.

Von Donnerstag bis Samstag waren Olek und ich bei den Faschisten in Ungarn. Witzig, dass die gesamten Gut-menschen dieser Welt aufstehen, wenn der arme Victor - bei absolut gewählter Mehrheit - sein Land regiert. Der Blick aller Gut-menschen geht dann aber nicht weiter Richtung Osten, denn das darf man ja nicht, komisch. Doch nun genug von politisch nicht korrekten Spitzfindigkeiten.

Sei es wie es ist, wir waren bei den Faschisten. Und eins muss man den Faschisten lassen, sie können prächtige Parkanlagen bauen. So auch in Budapest.

 Die Stadt ist wirklich unglaublich. Selten findet man so viele verschiedene Eindrücke konzentriert in einer Stadt. Man verlässt sein Hotel und will zur Metro, um daraufhin die Stadt zu besichtigen. Auf dem Weg dahin hat man das Gefühl, durch mindestens drei verschiedene Städte zu wandern. Zu erst fühlt man sich aufgrund der Fassaden und Boulevards an Paris erinnert, dann läuft man plötzlich an einem Kavehaz / Kaffehaus vorbei und weiß man ist in Wien. Am Ende kommt man an einem grauen Betonblock mit Leerstehenden Schaufenstern und Geschäften vorbei, der Postkommunismus sagt Guten Tag.

Wir haben es tatsächlich geschafft, einen groß Teil der Sehenswürdigkeiten abzulaufen. Ja...laufen. In meiner
unendlichen Weisheit hielt ich es für eine phantastische Idee, mit neuen Schuhen nach Budapest zu fahren. Nun denn, jetzt kennt wohl ein jeder von euch die allgemeine Inkompatibilität von neu gekauften Schuhen und vielem Laufen bei gemütlichen 33 Grad.
Am Donnerstag Nachmittag musste ich mir dann Flip-Flops kaufen.
Mit diesen konnte ich dann die restlichen 20 Kilometer bis zu unserer Abreise überleben. Selbst jetzt in dem Moment wo ich schreibe tut mir noch alles weh.

Die Ungarn an sich sind ein sehr interessantes Völkchen. Abgesehen von der eigentümlich klingenden Sprache sind diese Menschen sehr freundlich. Und das obwohl alle ja vom Grundsatz her schlecht - da Faschist - sein müssten. Merkwürdig oder nicht, ich glaube, dass sind die freundlichsten Menschen die ich bis jetzt kennengelernt habe. Ob in Geschäften, Metrostationen oder etwa in einer Bank. Überall war man freundlich, hilfsbereit und geduldig. Das was mich jedoch am meisten verwundert hat, waren die Autofahrer.
In Polen ist es eigentlich schon gefährlich bei Grün und Zebrastreifen über die Ampel zu gehen, da der Pole immer der schnellste sein muss. Ampeln stellen hier eher eine Behinderung - ähnlich einer olympischen Hürde - dar. Der Pole als solches sieht Geschwindigkeitsgebote als grobe Richtlinien an, die ihn daran behindern, seine sportliche Herausforderung, den Straßenverkehr zu meistern.
In Ungarn hingegen halten die Leute einfach so an und winken die Fußgänger durch. Die meisten lächeln dann auch noch nett. Ich war bisweilen sehr verwirrt, da ich in der Stadt  kaum quietschenden Reifen oder Vollbremsungen vernommen habe.

Budapest ist wirklich eine Reise wert. Jedoch sollte man bedenken, dass die Preise sich anpassen. Teilweise bereits so hoch in Deutschland. Nichtsdestotrotz kann man die Stadt bedenkenlos empfehlen. Bilder dazu werden bald folgen.