Sonntag, 1. Juli 2012

Man sollte gehen, wenn es am schönsten ist...

Am Samstag war es soweit, der letzte Tag in Krakau, wir mussten abreisen.
Vollgepackt wie Rotationseuropäer, voller Tüten, Koffer und Ähnlichem, wurde Abschied genommen.
Unsere liebe Vermieterin, hat uns die volle Kaution zurückgegeben. Ich denke beide Parteien waren zufrieden miteinander. Wir haben immer pünktlich die Miete gezahlt und haben im Gegenzug nichts kaputt gemacht, oder wüste Gelage gefeiert. Gerade für Olek war es sehr schwierig, keine großflächigen Brände zu legen. Wir hatten eigentlich Gepäck für vier Personen, so dass die Tragerei bei über 34 Grad die Transpiration reichlich gefördert hat. Wie es die polnische Bahn nun mal so will, wurde natürlich der Zug -ausnahmsweise - auf ein anderes Gleis verlegt. Wir durften also 12 riesige Tüten, einen gewaltigen Koffer und einen gar nicht so kleinen Trolley rüber scharren,  auf Gleis zwei. Nach lockeren vier Stunden fahrt für gut 100 km, hatten wir das erste Mal an dem Tag Glück. Staszek stand direkt vor unserer Zug Tür und hat uns geholfen. Staszek seines Zeichens Taxifahrer, hat uns für 20 Zloty (=5€ ) nach Hause ( also nach Zakopane ) gefahren und bei dem ganzen Gepäck geholfen.

Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass man eine Stadt wirklich so vermissen kann. Lebt denn eine Stadt? Ich denke schon. Gerade eine Stadt wie Krakau lebt, auf ihre eigenen Art und Weise. Immer ist irgendwas los, ein Festival, ein Konzert oder einfach nur eine ausgedehnte Happy Hour. Die Zeit in Krakau war - natürlich auch wegen der Menschen dort - unglaublich. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an alle, die in irgendeiner Art und Weise uns bei diesem Aufenthalt geholfen haben. Auch an alle die wir treffen und kennen lernen durften. Natürlich auch der liebe Besuch.

Noch maximal zwei Wochen läuft der Blog, da wir am Freitag den 13 zurückfliegen und wieder in der "Heimat" sein werden.

Samstag, 23. Juni 2012

Der Lüstling aus der Salzmine

Gestern war es so weit. Nachdem unser Aufenthalt hier nahezu vorbei ist, haben wir endlich einmal die Zeit gefunden, um nach Wieliczka zu fahren. Wieliczka ist die älteste noch aktive Salzmine die ist gibt, wenn man unserem Przewodnik/ Führer Krzystof glauben darf. Seit über 700 Jahren wird dort Salz abgebaut um die exorbitanten Salz Gelüste der Polen zu decken. Doch beginnen wir am Anfang, der Busfahrt. Natürlich musste sich ein junger Mann neben mich setzen, der  - scheinbar -  etwas Schlaf nachzuholen hatte. Wenn er nicht also halbwegs auf mich fiel, neigte er im wörtlichen Sinne dazu vom Stuhl zu fallen. Das ganze erschien mir doch ungewöhnlich und nach einer gewissen Zeit merkte ich, dass der Junge einfach voll war. Es war 2 Uhr. Nach einer heiteren Busfahrt mit der Linie 304, stiegen wir an der entsprechenden Haltestelle aus. Es war ca. 2:30 Uhr als uns zwei joviale Clochards entgegenkamen. Der eine nickte uns freundlich zu und wünschte uns ein Dzien dobry!/ Guten Tag! der zweite hielt eine Flasche mit 2 Liter Fassungsvolumen in beiden Händen. Der Inhalt schien mir zweifelhafter, ja selbst gebrannter höchst ungesunder Natur zu sein. Der Clochard umfasste besagtes Gefäß wie eine Art Monstranz und rief fröhlich:
To jest swiety puchar szczęścia  / Das ist der heilige Gral des Glücks


Warum denn auch nicht? Ich beglückwünschte beide zu ihrem Gral und wir setzten unseren Weg fort.
In der Salzmine angekommen, darf man einen recht happigen Preis von 35 zloty ( als Student ) berappen. Ferner sind weitere 10 zloty fällig, wenn man photographieren möchte. Da Olek eine Art wandelnder Photoapparat ist, mussten wir natürlich die 10 zloty bezahlen. Mittlerweile vermute ich irgendwo eine leicht asiatische Ader bei ihr... Nun denn, um nach unten zu kommen, muss man vorerst über 60 Meter per Treppe hinab steigen. Als absolute Touristen sind wir natürlich direkt hinter unserem Führer Krzystof hergegangen.Nach ca. 30 Höhenmetern vernahm ich den recht starken Geruch einer Flatulenz. Sofort hatte ich natürlich Olek in Verdacht, doch auch sie schien etwas verwirrt. Krzystof hatte scheinbar einen zum besten gegeben. Doch was passiert, wenn man das in einem Schacht tut? Er zieht komplett durch und hält sich entsprechend. So das jeder den Duft des Sommers erhaschen konnte. Wahrscheinlich dachten die anderen Teilnehmer der Führung, dass ich der Übeltäter gewesen bin. 
Eines vorab, die über zwei stündige Führung lohnt sich und ebenfalls die entsprechende Gebühr für das Photographieren. Jedoch ist mir aufgefallen, das Krzystof ein regelrechter Wüstling ist. Es verging kein Vortrag in dem er nicht darauf hingewiesen hat, dass es in irgendeiner Art und Weise Glück bringt, wenn man seinen Przewodnik anfasst oder ihm ein Küsschen gibt. Freilich hat er es offen gelassen, ob er sich dieses Verhalten nur von den weiblichen Teilnehmern wünscht.

Sonntag, 10. Juni 2012

Und ehe der Hahn drei mal kräht....

...werde ich drei mal leugnen mehr oder weniger Deutscher zu sein.
Was war passiert? Gestern beim Spiel Deutschland gegen Portugal, saßen Paul aus Singapur, irgendein Engländer und ich am Tresen. Wie es der Zufall so will haben wir reichlich gezecht und auch ein paar nette Leute kennengelernt. Ein paar aus Australien, einen Inder ( ich glaube er war heimlich Pakistaner ) und einen anderen Engländer. Wir saßen nett zusammen, tranken und hatten jede menge Spaß. Bis ja..nennen wir ihn doch einfach Horst ankam. Horst seines Zeichens adrett gekleidet im Deutschlandtrikot samt passendem Mützchen. Seine Englischkenntnisse überzeugten uns sogleich von seiner exorbitanten Bildung, was ihn aber nicht davon abhielt sich aufzuführen, als ob ein indischer Hofstaat sein Eigen wäre.
Horst hatte zudem diese wunderbar deutsche Aussprache, die graphemisch in etwa so aussehen müsste:

Werr arr ju fromm? Eim fromm Germani. Werry gooddd bier zer!
Ent ju? werr arr ju fromm?
Ich: Öhhmm....Poland!

Es fühlte sich eigenartig an, denn normalerweise antworte ich auf die Frage immer ehrlich. Ich wollte aber nicht mit diesem Horst und den anderen Freunden des guten Benehmens - die sich gerade in der Bar aufhielten - in einen Topf geworfen werden. Eigentlich wäre mir das sogar egal gewesen, was mich wirklich stört ist wie der Durchschnitts-Deutsche reagiert wenn er in einem fremden Land andere Deutsche trifft.
Meistens so:

"Seid ihr auch Deutsche? Boah super! Los wir rotten uns zusammen und hängen den ganzen Tag aufeinander rum, damit wir bloß nichts neues kennen lernen müssen."

Natürlich handelt es sich hier um absolute Klischees, aber diese kommen nicht von irgendwoher.
Ausnahmen wie meine gute Freundin Karin und ihr Mann oder Dieter sind eher seltener anzutreffen. Gerade wenn es um Polen geht.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Der Deutsche in Polen, der als Pole nach Deutschland kam

Als Deutscher hat man es in Polen scheinbar nicht sehr leicht. Ich glaube, dass viele der deutschen Austauschstudenten wirklich erstaunt darüber waren, wie es in Polen wirklich aussieht. Nicht nur dass nicht alle Männer Schnurrbart und Lederjacke tragen, nein auch fließendes Wasser und funktionierende Heizungen müssen die Deutschen geschockt haben. Ein Bekannter von mir denkt, dass ihm immer und überall ständiger Rassismus bzw. Hass gegen Deutsche entgegen schlägt, weil ihn angeblich so gut wie kein Pole leiden kann. Selbstverständlich muss es daran liegen, dass er Deutscher ist! Auf die Idee, dass es vielleicht an ihm als Person, oder aber an seiner unglaublichen Ähnlichkeit zu Adolf Eichmann liegen könnte, kommt man nicht.
Andere Austauschstudenten behaupten hingegen das Gegenteil, sie wurden warm und herzlich empfangen.
Doch was stimmt nun bzw. gibt es die eine Wahrheit oder Einstellung über die Deutschen in Polen?
Ich denke nicht.
Ein Dozent sagte zu mir, dass man im Kommunismus noch dazu erzogen wurde die Deutschen nicht zu mögen. Vieles blieb davon hängen und basiert teilweise noch auf veralteten Vorstellungen, wie in etwa, dass in Deutschland noch Milch und Honig fließen. Ferner kannte man bis vor den 1990er Jahren kaum Deutsche.

Die meisten Studenten waren doch sehr erstaunt, als sie erfahren haben, dass nicht alle Menschen in Deutschland reich sind, BMW fahren und mit Geld um sich schmeißen. Ferner war man erstaunt, dass man in Deutschland ebenfalls mit großen Problemen zu kämpfen hat und sogar arbeiten muss. Es ist vielen einfach nicht bewusst. Die Deutschen bleiben halt so etwas, wie irgendeine entfernte reiche Tante, die einmal im Jahr zu besuch kommt und uns viel Geld gibt. Wer die Tante eigentlich ist, oder wie es ihr geht, oder aber das sie vielleicht gar nicht so reich ist wie es scheint, interessiert uns erst einmal nicht.

Als Deutscher in Polen, der früher einmal -oder immer noch - der Pole in Deutschland ist, sieht die Situation ein klein wenig verzwickter aus. Jedes mal wenn ich nach Polen fahre, freue ich mich darüber Polnisch sprechen zu können. Ich freue mich auf die Menschen, dass Essen, dass es keine pathologische political correctness gibt und das überall noch eine leichte Schicht vom vergangenen Kommunismus zu spüren ist. Sprich, ich freue ich mich eigentlich auf alles was es in Deutschland nicht gibt.

Spätestens der erste Einkauf in einem Lebensmittelgeschäft ( kurz: Delikatesy ) aktiviert dann den - ich schäme mich es fast zu sagen - Deutschen in mir. Da verlangt die Frau tatsächlich von mir, dass ich ihr den Betrag passend gebe, obgleich ihre Kasse voller Kleingeld ist! Dieses Thema habe ich bereits zur Genüge vorgestellt deswegen werde ich nicht weiter darauf eingehen. Nachdem Einkauf kommt der erste Besuch eines Restaurants. Sollte man das seltene Glück haben und ein Restaurant mit gutem Service erwischen, so tätowiere man sich bitte die Adresse auf den Arm, denn solch ein Lokal ist sehr selten in Polen.
Nahezu alle Austauschstudenten aus aller Welt bemängeln den schlechten Service hier, unfreundliche Kellner und dazu noch unfreundliche Oberkellner.
An meinem Geburtstag hatte ich ein wunderbares Beispiel für echt polnischen Service. Das Olek, Karin ihr Mann und ich waren im Paparazzi. Das ist an sich eine sehr gute Cocktail Bar - Bistro.Bis jetzt hatten wir auch immer eine freundliche Kellnerin gehabt. Ausgerechnet an meinem Geburtstag, musste uns die Dame bedienen, die wahrscheinlich mit der Kassiererin aus dem Carrefour verwandt ist. Mundwinkel also nach unten und es hat ihr ganz und gar nicht gepasst, dass ich erstmal übersetzen musste und die Bestellung etwas länger gedauert hat. Wir wollten zu Beginn etwas zu essen bestellen, hier sollte ich kurz erwähnen, dass Karin und ihr Mann Vegetarier sind und eine Pizza haben wollten. Nun ist es aber eine polnische Besonderheit, dass z.B. Peperoni ( als Belag ) auf der Karte steht, es sich dabei aber eigentlich um eine pikante Salami handelt und nicht um eine Peperoni Paprika. Deswegen fragte ich unsere freundliche Kellnerin natürlich danach, mit dem Hinweis, dass die beiden Vegetarier seien und deswegen solle kein Fleisch auf die Pizza draufkommen. Sie versicherte uns sogleich, dass es sich um das Gemüse und nicht um die Wurst handelt. Fein, trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl bei der ganzen Geschichte. Als das Essen kam, war natürlich Salami auf den Pizzen. Die Kellnerin war auf meine Beschwerde anscheinend schon vorbereitet und noch bevor ich den Sachverhalt darlegen konnte, schmetterte sie uns überaus frech entgegen:

"Ich habe ihnen extra gesagt, dass das Wurst ist und kein Gemüse! Das ist ihr Fehler gewesen!"

Nach soviel Frechheit ist man erstmal total perplex. Nicht nur, dass sie dreist gelogen hat, sie wollte mir auch noch sagen, dass nachdem ich gesagt habe, dass meine Freunde Vegetarier sind, ich ihnen Fleisch auf die Pizza bestellt hätte.

Was macht man nun? Der Deutsche in mir - schon wieder - wollte in einen Panzer steigen und Polen einnehmen. In Deutschland hätte ich die Kellnerin so zusammengefaltet bzw. dem Chef die Meinung gesagt und sie hätte mindestens eine fette Abmahnung, wenn nicht sogar die Kündigung bekommen.
Da aber der Abend gerade begonnen hatte, saßen wir in einer Zwickmühle, wir mochten den Laden und wollten da eigentlich weiter trinken. Sollte ich jetzt zum Chef gehen und mich großartig beschweren? Wir hätten aus dem Laden gehen können, weil danach die Stimmung im Keller gewesen wäre und die Kellnerin wahrscheinlich in unsere Drinks gespuckt hätte. Generell sind solche Situation sehr schwierig, wenn man aber immer wieder nichts sagt, gewöhnen sich solche Menschen ein impertinentes Verhalten an, dass in diesem Beruf nicht zulässig sein sollte. Vielleicht liegt es wirklich daran, die meisten Menschen beschweren sich erst zuhause über den schlechten Service, so dass nachher nichts konstruktives aus der Kritik werden kann.

Ryszard Kapuscinski hatte in seinem Werk Meine Reisen mit Herodot schon über den mangelnden Service in Polen geschrieben, nur das das in den 1960er Jahren war. Beispielsweise war er ganz erstaunt, als in Rom freundlich von einer Verkäuferin begrüßt wurde, in Polen hätte man in angefahren, da er wahrscheinlich gerade einen Plausch zwischen zwei Verkäuferinnen gestört hätte. SEitdem hat sich anscheinend nicht viel verändert. Die offene Frage die am Schluss bleibt, ist das Warum? Wenn eine ältere Frau, die noch im Kommunismus gearbeitet hat, dass Wort Service nicht kennt ist das eine Sache, aber ein Mädchen von 20 Jahren?

Montag, 28. Mai 2012

Wesele

Am Wochenende waren wir ( d.h. meine Eltern+Bruder ebenfalls ) auf einer polnischen bzw. schlesischen Hochzeit.
Maciek der Sohn meines Patenonkels Romek hat in Tichau bzw. Tychy geheiratet.Ich benutze hier bewusst den polnischen Namen, da sich das deutsche "Tichau" wie eine Krankheit aus der DDR anhört.
 Tychy ist eine kleine Stadt unweit von Kattowitz entfernt. Laut Taxifahrer gibt es dort eigentlich nichts, außer einer Brauerei und das ist schließlich mehr als ausreichend. Doch erst einmal muss man nach Tychy kommen. Theoretisch sind das in etwa 85 km von Krakau. Theoretisch als Lexem ist immer so eine Sache, vor allem wenn der Kontext Polen in irgendeiner Art und Weise beinhaltet. Nun denn, nach etwas über drei Stunden waren wir dann auch an Ort und Stelle angekommen. Das fürstliche Hotel "Retro" war unsere Herberge für diese eine Nacht.

Es liegt in der Natur der Sache, dass man - obgleich ich es unglaublich toll finden würde - nicht im feisten Jogging-Dress auf einer Hochzeit erscheint. Und besonders in Polen wird darauf wert gelegt.
Was sollen denn sonst die Leute denken ?
Zu diesem Zweck hatte ich mir auch einen überaus feinen Zwirn gegönnt. Zu solch einem eleganten Zwirn gehören gute Schuhe. Diese hatte ich natürlich nicht vor Ort in Krakau, also mussten meine Eltern sie vorbeibringen. Theoretisch wäre das alles kein Problem gewesen, aber nun ja... siehe oben.
Ich dachte in meinem jugendlichen Leichtsinn, dass meine Eltern und ich uns an besagtem Chateau Retro treffen würde. Da meine Eltern aber - wie sollte es auch anders sein - bei irgendeinem Pfarrer waren, sind sie direkt zur Kirche gefahren und waren vorher nicht bei unserem Hotel.
So stand ich also da, in einem sündhaft teuren Anzug...und Sneakern, weißen Sneakern.
Ich sah also aus wie der letzte Idiot, freilich haben mich die Leute schief angesehen. Übermannt von meiner Scham und dem steten Gedanken über die Gedanken der sog. Leute, musste ich ausharren, bis ich meine Eltern endlich mit den rettenden Schuhen vor der Kirche angetroffen habe.

Da meine Eltern schon am Morgen einem Hochamt beigewohnt hatten, waren sie sichtlich nervös, ob denn ein zweiter Gang zur Kommunion erlaubt wäre. Schließlich wissen wir alle, dass Gott mit seiner Strichliste auf Wolke 23 sitzt und jegliches Fehlverhalten notiert. Ein kurzes Schwätzchen mit dem Herr Pfarrer brachte dann die süße Entwarnung, ein zweiter Gang ist erlaubt.
Die Messe verlief ungewöhnlich rasch und nachdem mein Herr Papa sich kurz verfahren hatte, waren wir dann auch am Festsaal angekommen.

Wer den Bericht über den Besuch bei Olivias Familie in Chorzow noch kennt, weiß was jetzt passiert.
Essen, überall, ständig und reichlich. Die Überfleischung konnte beginnen. Da der Wodka ebenfalls schon bereit stand, war das eigentlich eine recht gute Idee.

Hochzeiten haben - egal wo oder wann - anscheinend einen festgelegten Ablauf bzw. personelle Konstellation. Stets gibt es einen verrückten Onkel/ Tante die dauernd tanzen wollen, Leuten denen gar nichts passt und dann die Bar/Theken Runde usw. Und natürlich gibt es dann noch den Trinker. Der saß gegenüber von uns und spähte in unsere Reihen, ob er denn nicht jemanden zu einem kleinen Getränk überreden könnte. Natürlich nur um auf das Wohl des Paares anzustoßen. Mit meinem Bruder hatte er dann einen wunderbaren Partner für die Verköstigung von..naja halt Allem gefunden.

Nach mehreren warmen Zwischengängen und ungeheuren Schwenkern voller Metaxa ( Ja ich habe Metaxa auf einer polnischen Hochzeit getrunken ) ging es dann ins Palais Retro zurück. Selbst heute, zwei Tage danach, lecke ich immer noch meine Wunden. Chapeau, eine gelungene Veranstaltung.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Die lieben Rentner

Ich hatte bereits über das Straßenbahn-fahren mit Rentnern in Polen berichtet. Das internationale Rentnertum verhält sich ja überall gleich. Sie müssen dann in der Bahn sitzen, wenn normale Leute zur Arbeit, Uni oder ins Freudenhaus unterwegs sind. Ja, gerade dann macht es doch besonders Spaß. Desweiteren ist man natürlich der Ansicht, Sitzplätze reserviert zu haben, auf Lebenszeit!
Jedoch ist nicht jeder polnische Rentner gleich. Generell muss man hier vorab zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Die männlichen Rentner ( kurz: Opas ) sind wesentlich pflegeleichter. Selten hört man Beschwerden oder Ähnliches. Da die Bosheit per se im Weibe liegt, ist es auch hier klar, wer der Übeltäter ist.
Die polnische Babcia (=Oma)! Die polnische Babcia muss aber auch entsprechend aufgeteilt werden.
Zum einen - und das ist leider der aussterbende Teil - gibt es die lieben netten, kleinen, fragilen und putzigen Omas, die alles für ihre Familie bzw. speziell die Enkel geben und niemandem Umstände bereiten wollen.
Dann gibt es aber noch die Babcias die wirklich schrecklich sind. Und ich meine hier richtig schlecht, so wie der fiese Skelletor. Damit es nicht zu Unklarheiten bezüglich der Bezeichnungen kommt, nennen wir diese Babcias lieber die fetten Babcias.
Warum? Weil sie eben meistens Fett sind.

Diese "Damen" zeichnen sich durch permanentes Leiden aus. Die Welt muss wissen, dass es ihnen, ja nur ihnen, absolut schlecht geht. Deswegen wird jedem sofort erzählt, wie ungeheuer Übel es das Leben mit ihnen meint. Obgleich die fetten Babcias überdurchschnittlich viel wiegen, nagen sie doch ständig am Hungertuch. Man hat ja schließlich nichts und ist unglaublich arm. Weil man aber nun mal so arm ist, muss man täglich in die Stadt fahren, in Geschäfte gehen und Kaffee sowie Kuchen - am besten zu eine Art Brei vermischt - zu sich nehmen.
Da man ja das Monopol auf allgemeines Unglück und Leid hat, gibt es auch automatisch niemanden, der mehr leiden darf. Solch eine Situation musste ich heute in der Bahn erleben. Ein junges sympathisches Mädchen musste mit der Bahn fahren. Wie es der Zufall nun will, hatte sie ein Bein gebrochen und bis zum Knie im Gips.
Ich stand selbstverständlich neben einem vier Personen-Platz welcher von Rentnern okkupiert wurde.
Als niemand aufgestanden ist, habe ich die jüngste von den fetten Damen höflich gebeten, sie möge doch dem Mädchen Platz machen. Die Dame stand auch auf, jedoch nicht ohne mir einen Blick zu zuwerfen, der ca 20. Flüche enthielt. Endlich konnte das Mädchen mit dem Bein sitzen, nach einer Station beschwerte sich aber die Rentnerin gegenüber von ihr darüber, dass sie doch bitte ihr blödes Bein wegnehmen solle. Schließlich muss die Dame hurtig aussteigen können.
Das Mädchen schaute dann recht perplex und jeglicher Erziehung zum Trotz, wagte sie dann zu sagen: Entschuldigung, aber ich habe mir das Bein nicht zum Spaß gebrochen, sie haben genug Platz. Besagte fette Babcia ist ob dieser unglaublichen Beleidigung nun vollends ausgerastet und ergoß jeglichen Sermon ihres Lebens über das arme Mädchen:

Sie ist ja schließlich nicht zum Spaß in der Bahn, sie fährt in die Stadt um Arme und Kranke zu pflegen! ALLE hätten abgesagt, nur sie nicht und das obwohl sie selber unglaublich Krank ist... blabla....was fällt dir ein....ich in deinem Alter....


Ja die Dame hat wirklich in der dritten Person von sich geredet...

Freilich hat niemand die Frau zurecht gewesen. Wie denn auch? Das gehört sich nicht! Was sollen denn die Leute denken?

Sonntag, 13. Mai 2012

Neulich bei den Faschisten

Wieder muss ich mich für die lange Abstinenz entschuldigen, aber ich hatte einfach keine Zeit was gescheites zu verfassen. Abgesehen von Hausarbeiten und Präsentation, war Olivias Frau Mutter für knapp eine Woche zu Besuch, so dass ich vollkommen eingespannt war und nichts schreiben konnte.

Von Donnerstag bis Samstag waren Olek und ich bei den Faschisten in Ungarn. Witzig, dass die gesamten Gut-menschen dieser Welt aufstehen, wenn der arme Victor - bei absolut gewählter Mehrheit - sein Land regiert. Der Blick aller Gut-menschen geht dann aber nicht weiter Richtung Osten, denn das darf man ja nicht, komisch. Doch nun genug von politisch nicht korrekten Spitzfindigkeiten.

Sei es wie es ist, wir waren bei den Faschisten. Und eins muss man den Faschisten lassen, sie können prächtige Parkanlagen bauen. So auch in Budapest.

 Die Stadt ist wirklich unglaublich. Selten findet man so viele verschiedene Eindrücke konzentriert in einer Stadt. Man verlässt sein Hotel und will zur Metro, um daraufhin die Stadt zu besichtigen. Auf dem Weg dahin hat man das Gefühl, durch mindestens drei verschiedene Städte zu wandern. Zu erst fühlt man sich aufgrund der Fassaden und Boulevards an Paris erinnert, dann läuft man plötzlich an einem Kavehaz / Kaffehaus vorbei und weiß man ist in Wien. Am Ende kommt man an einem grauen Betonblock mit Leerstehenden Schaufenstern und Geschäften vorbei, der Postkommunismus sagt Guten Tag.

Wir haben es tatsächlich geschafft, einen groß Teil der Sehenswürdigkeiten abzulaufen. Ja...laufen. In meiner
unendlichen Weisheit hielt ich es für eine phantastische Idee, mit neuen Schuhen nach Budapest zu fahren. Nun denn, jetzt kennt wohl ein jeder von euch die allgemeine Inkompatibilität von neu gekauften Schuhen und vielem Laufen bei gemütlichen 33 Grad.
Am Donnerstag Nachmittag musste ich mir dann Flip-Flops kaufen.
Mit diesen konnte ich dann die restlichen 20 Kilometer bis zu unserer Abreise überleben. Selbst jetzt in dem Moment wo ich schreibe tut mir noch alles weh.

Die Ungarn an sich sind ein sehr interessantes Völkchen. Abgesehen von der eigentümlich klingenden Sprache sind diese Menschen sehr freundlich. Und das obwohl alle ja vom Grundsatz her schlecht - da Faschist - sein müssten. Merkwürdig oder nicht, ich glaube, dass sind die freundlichsten Menschen die ich bis jetzt kennengelernt habe. Ob in Geschäften, Metrostationen oder etwa in einer Bank. Überall war man freundlich, hilfsbereit und geduldig. Das was mich jedoch am meisten verwundert hat, waren die Autofahrer.
In Polen ist es eigentlich schon gefährlich bei Grün und Zebrastreifen über die Ampel zu gehen, da der Pole immer der schnellste sein muss. Ampeln stellen hier eher eine Behinderung - ähnlich einer olympischen Hürde - dar. Der Pole als solches sieht Geschwindigkeitsgebote als grobe Richtlinien an, die ihn daran behindern, seine sportliche Herausforderung, den Straßenverkehr zu meistern.
In Ungarn hingegen halten die Leute einfach so an und winken die Fußgänger durch. Die meisten lächeln dann auch noch nett. Ich war bisweilen sehr verwirrt, da ich in der Stadt  kaum quietschenden Reifen oder Vollbremsungen vernommen habe.

Budapest ist wirklich eine Reise wert. Jedoch sollte man bedenken, dass die Preise sich anpassen. Teilweise bereits so hoch in Deutschland. Nichtsdestotrotz kann man die Stadt bedenkenlos empfehlen. Bilder dazu werden bald folgen.


Mittwoch, 2. Mai 2012

Auf zum Besuch!

Samstag war es soweit; an einem sonnigen Tag haben wir einen kleinen "Besuch" bzw. Bässsuch in Chorzow gemacht. Olivias Onkel und Tante empfingen uns ungemein herzlich, typisch Leute aus die Polllen bzw. Oberschlesien. Jeder der Familie in Polen hat und diese irgendwann besucht hat, weiß jetzt schon was folgen wird...
Doch gehen wir chronologisch vor liebe Freunde. Um kurz vor eins brachte uns das Taxi in die bunte post kommunistische Siedlung. Olivias Tante wachte ungeduldig am Fenster und machte den letzten Worten des Grafen von Monte Christo alle Ehre. Harren und hoffen. Kaum in der Wohnung angekommen mussten wir natürlich einen Kaffee trinken und ein paar Happen Sahnetorte und Berliner zu uns nehmen. Wir fallen ja vom Fleisch. Bedenken wir noch mal kurz die Zeit: Kurz vor eins! Olivias Tante erwähnte freilich ganz beiläufig, dass sie jeden Tag zum Hochamt geht, sehr löblich.Gegen halb zwei, hieß es bereits:

Langsam sollten wir uns auf den Weg zum Restaurant machen! Ist ja schon halb zwei!

Ich war anscheinend sichtlich verwirrt, hatten wir doch gerade ca. 1 Kilo Torte zu uns genommen.
Kurz vor zwei waren wir also auf dem Weg ins Restaurant. Jeder weiß natürlich, dass die polnische Küche für ihre leichte mediterrane Art bekannt ist. Bei 27 Grad Barszcz z Krokietem und danach ein lockeres Schnitzel mit Käse überbacken führt zu allgemeinen Wohlbefinden. Olivias Onkel fragte mich, ob ich denn ein Bier mit ihm trinken würde. Dieses musste ich leider verneinen. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, er war etwas verwirrt ob der Tatsache, dass jemand Bier ausschlägt. Listig wie er ist, hat er aber schnell geschaltet und fragte sogleich darauf:

Ale kieliska wódki pan sie napije / Aber ein Gläschen Wodka trinken sie doch ?

Das konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Was sollen schließlich die Leute in dem Lokal denken!
Ferner war es schon nach zwei. Hier sollte dem Polen-unerfahrenem Leser eine rasche Erklärung geboten werden. In Deutschland bedeutet der sogenannte "Kurze" ein Glas mit einem Volumen von max. 2 cl also 20 ml. In Polen liegt der normale "kleine" Schnaps - z.B. nach dem Essen - bei 4 cl also 40 ml.
Dort wo wir allerdings waren, lag die geringste Schnapseinheit bei 5 cl. Ich musste dann zwei kleine (!) mit ihm trinken. Nachdem Essen folgte der obligatorische Spaziergang nachhause. Mittlerweile war es drei Uhr, wir kamen wieder an. Ich war so geschafft, hätte ich die Äuglein zugemacht...ich wäre für Stunden weggesnorgelt.
Da ca. 15 Minuten seit der letzten Nahrungsaufnahme vergangen waren, gab es jetzt ein leichtes Eis mit Schlagsahne.
Nachdem Eis ereignete sich das Schlimmste was einem passieren kann, wenn man bei der Familie seines Partners zum ersten Mal vorstellig wird. Ein sanftes Rumoren im Darmbereich kam Hand in Hand mit einem zärtlichen Schweißausbruch und ich wusste:

Diarrhoe

Gott sei Dank hat mein Mädchen für diesen Fall vorgesorgt und immer Immodium Akut in ihrer Geldbörse verscharrt. Selten war ich so dankbar für ihre Tablettensucht.
Als Olivias Tante dann um kurz nach vier den Snack vor dem Abendbrot warm machen wollte, mussten wir wirklich höflichst ablehnen. Hätte ich weiter gegessen...Ihr würdet diese Zeilen niemals lesen können.
An dieser Stelle sollte noch erwähnt werden, dass zwischendurch immer ein kleines Gläschen (!) Schnaps auf das schöne Wetter getrunken werden musste.
Sichtlich fertig, drei Kilo schwerer und total müde machten wir uns dann auf den Heimweg. Natürlich haben wir noch ein paar Frankfuterki / Würste und Schinken mitbekommen. Damit wir auf der Fahrt nicht verhungern.
So verläuft nun einmal eine kurze Visite bei Verwandten in Polen. Wer das einmal erlebt hat, weiß nun auch warum der Film Das große Fressen in Polen niemanden schockieren konnte.


Freitag, 27. April 2012

Pan Bogdan und der Kommunismus

Zu Beginn entschuldige ich mich vielmals für die lange Abstinenz.
Heute haben wir eine Kommunismus Tour nach Nowa Huta gemacht. Das ist eine ehemalige kommunistische Musterstadtsiedlung aus den 50er Jahren. Sprich, grau, alles im Blocksatz, mit Atombunker im Keller und bei Bedarf kann eine Siedlung zu einer kleinen Festung umgebaut werden. Falls der Amerikaner kommen sollte. Kurz nachdem Zweiten Weltkrieg war da nur Wald und Wiesen, bis der Genosse heiter die 150% Marke geknackt und eine wundersame Stadt - nach Vorbild des homo sowjetikus - aufgebaut hat.
Während des Ausflugs kam Pan Bogdan zu uns und berichtete wie es damals zu Zeiten der PRL war. Bogdan erschien adrett im Anzug, drückte sich gewählt aus und schien zu erst zurückhaltend...
Jeder Pseudo-vom Staat durchgefütterte Hobbykommunist aus Deutschland sollte jetzt NICHT feuchte Augen bekommen, da die Geschichten von Bogdan schon teilweise so ins Absurde gingen, dass man es eigentlich nicht glauben wollte.

Beispiel: Bogdan musste sich 1983 mit 30 Leuten einen Computer und EINE Diskette auf der Arbeit teilen. Wie produktiv die Arbeit von statten ging, kann man sich vorstellen, aber wir sind ja alle gleich....
Der Ausflug endete in einem typisch polnisch-kommunistischen Restaurant. Die Klofrau war ebenfalls noch in 1981 stecken geblieben und war so impertinent und frech, dass man sie am liebsten der SB zur Umerziehung übergeben hätte. Ich hasse Rentner....wirklich!
Unabhängig davon, saßen wir in dem - service technisch - total überforderten Restaurant und Bogdan saß bei mir am Tisch. An meinem Tisch saßen generell nur Polen, ein paar von euch sollten wissen was jetzt kommt! Da Bogdan keinen Bock auf warten hatte, packte er auf einmal seinen Rucksack auf den Tisch und zauberte, Wurst, eingelegte Gurken, Brot  (= Zagrycha ) und eine Flasche Wodka auf den Tisch. Ich war total verzückt und wir haben uns erst mal etwas der Integration gewidmet. Hemingway nannte es in Fiesta: feuchte Station machen.
Anstatt dann auf den minderwertigen ( oh oh LTI Terminus...) Service zu warten, bin ich schnell in den Delikatesy Laden nebenan gerannt und habe eine weitere Falsche Wodka geholt.
Bogdan hat das gesehen und sagte feierlich zu mir: Wahrlich Sohn, du bist ein richtiger Pole!
Ein Tränchen kullerte daraufhin meine Wange runter und das Herz drohte mir aus dem Busen zu springen.
Stolz wie Oskar haben wir uns dann die zweite Flasche auf Baby Klaras Wohl ( meine Nichte seit Mittwoch ) zur Gemüte geführt!

In diesem Sinne,


Gute Nacht

Montag, 23. April 2012

Warum die Asiaten die Weltherrschaft übernehmen werden...

Entschuldigt, dass ich solange nichts vermeldet habe, aber hier passiert momentan selten etwas, dass es wert wäre darüber zu schreiben.
Erasmus-Aufenthalten haben es an sich, dass man fremde Menschen und Kulturen kennen lernen kann. So habe ich auch Paul aus Singapur in meinem Bekanntenkreis aufgenommen. Von Paul habe ich schon einmal berichtet. Das war der Junge der geschrieben hat:

Hitler and Stalin went out together for long romantic walks....

Singapur liegt irgendwo bei Malaysia und produziert super intelligente Asiaten die von morgens bis abends nichts anderes machen als studieren. Paul hat sich beispielsweise in seinem ersten Monat hier, in seinem Gemach eingeschlossen und alle Hausarbeiten, Essays etc. vorgeschrieben für alle 57 Kurse, damit er danach durch die Gegend reisen kann. Asiaten scheinen auch weitaus logischer zu sein als Europäer.
So fragte Paul mich gestern Abend, ob denn alle Europäer so dumm seien, wie die Menschen die er hier
kennengelernt hat. Ich war selbstverständlich geschockt, ob dieser politisch unkorrekten Entgleisung und dann kam der culture clash. Als ich ihm gesagt habe, dass in Deutschland ständig die Ansprüche und Erwartungen an Schüler und Studenten runtergeschraubt werden würden, fragte er einfach:

Warum macht man das? Nicht jeder ist in der Lage zu studieren und fertig.

Nun versucht doch einmal einem hoch intelligenten rational-logisch denkenden Menschen zu erklären, dass er das so nicht sagen darf....aber es war erfrischend mit jemandem wie Mr. Spock zu reden.

Freitag, 20. April 2012

Im Osten nichts Neues...

Entschuldigt, dass ich lange Zeit nichts habe von uns hören lassen.
Aber - und das ist sehr traurig - es passiert momentan einfach nichts. Olek ist ab und an bockig.
Ich rege mich über Rentner auf bzw. stelle ihnen ein Bein. Ich hasse Rentner wirklich abgrundtief!!!! Ferner rennt man zur Uni und zurück. Macht ungeliebten Uni-Kram daheim usw.
Wer weiß was einem das Wochenende bringen wird!

Samstag, 14. April 2012

Neuer Mitbewohner!

Neben Manfred der stets artig unseren Balkon verteidigt, haben wir jetzt noch einen neuen Mitbewohner bekommen. Vater Abraham!!!

Donnerstag, 12. April 2012

Ey Hallo?

Heute Abend sind wir seit langem mal wieder vor die Tür gegangen. Da unsere Gesundheit sich bisweilen im sub-optimalen Bereich häuslich eingerichtet hat, blieb uns das Abenteuer des "Ausgehens" verwehrt und wir fristeten ein trostloses suizidales Dasein zu Hause. Ferner war Olek häufig bockig.
Nun denn, wir waren im Kino und sahen uns  A Dangerous Mind   an. Ein - so finde ich - genialer Film mit tollen Schauspielern. Nachdem wir den kolossalen Preis von 1.25 € für die Vorstellung gezahlt hatten, ging es auch ohne große Umschweife los. In den kleineren Kinos Polena wird auf Werbung verzichtet, deswegen gehen sie auch Pleite. Das Kino in dem wir heute waren, schließt morgen seine Pforten.

Mitten im Film ging der Film auf einmal aus und es passierte...Nichts. Ich liebe solche Situation und das Verhalten der dämlichen Masse von Menschen.
 Ca. 20 mal hört man ein zärtliches: "Soll ich aufstehen und nachfragen?" von Betamännchen Exemplaren, die sich zaghaft am Beinkleid der Freundin festkrallen. Wäre ich nicht betrunken und nackt gewesen, so hätte ich das Problem sofort gelöst, aber lassen wir mich einmal als stillen Beobachter außen vor.
Nach groben drei Minuten in der Dunkelheiten passierte dann etwas, was die Binsenweisheit bestätigt, dass die coolen Typen immer in der letzten Reihe bzw. direkt an der Bar sitzen. Irgendjemand der irgendwo in der letzten Reihe saß brüllte einfach unglaublich laut:

 EY HAAALLLLLLOOOOOO???????????????

5 Sekunden später sprang der Projektor wieder an und der Film ging weiter.

Dienstag, 10. April 2012

Polski spiker...

oder warum der Pole seit Mickiewicz keine Romantik mehr kennt.
Mickiewicz, der große Romantiker und epische Nationalheld Polens in nicht enden wollender Personalunion. Das waren noch Zeiten!
Große Gefühle, ländliche Idyllen, Nationalstolz, all das findet man in den Werken Mickiewicz´ wieder und jeder Pole kann spätestens nach dem erfolgreichen Abschluss der dritten Klasse alle Werke auswendig vortragen.
Daran sollte sich das deutsche Bildungswesen ein Beispiel nehmen; allerdings ist es durchaus im Rahmen des Möglichen, dass solch eine Forderung als nahezu nationalistisch - nahe am rechten Rand - perzipiert wird.

Nun denn, jeder Besucher Polens, der irgendwann einmal ein Fernsehgerät eingeschaltet hat, kennt dieses Phänomen. Ein guter Film läuft, man freut sich vielleicht, dass gerade dieser Film läuft. Man lehnt sich zurück, die Handlung beginnt und anstatt der Schauspieler hört man Krzysztof Majkiewski, der einfach alle spricht bzw. liest. Der Vollsynchronisation-gewohnte Deutsche ist zu Beginn verwirrt und denkt es handelt sich um einen Fehler. Folglich wirft er einen Gegenstand nach dem Fernseher. Erweißt sich diese Maßnahme als nicht erfolgreich, schaltet man einfach weiter. Und es scheint...das Krzysztof Majkiewski einfach jeden Film im gesamten polnischen Fernsehen - seit ca. 30 Jahren - spricht bzw. vorliest.
Die Polen haben sich für die dümmste aller Möglichkeiten entschieden, um ausländische Filme auf "Polnisch" wiederzugeben.  Die englische original Aussprache hört man so halb laut dumpf im Hintergrund und jedesmal wenn man einen halben Satz erhascht hat, kommt Krzysztof daher und gibt sich Mühe nach Wittgensteinischem Vorsatz möglichst direkt und maschinell-emotionslos eine halbgare Übersetzung vorzulesen. Schließlich soll man nichts falsch verstehen.

Viele Länder haben es vorgemacht wie die Niederlande zum Beispiel. Dort spart man sich die Übersetzung und  blendet Untertitel ein. Dies hat zur Folge, dass Kinder aus den Niederlanden sehr schnell und vor allem gut Englisch lernen. Ferner wird das Lese-vermögen, insbesondere das "schnelle Lesen" gefördert.
Unabhängig von diesem didaktischen Vorteil hat der sog. "spiker" einen weitaus schlimmeren Nachteil.
Actionfilme aus den 80er Jahren mit wenig inhaltlicher Tiefe gehen gerade noch so, wenn sie vorgelesen werden. Was passiert aber nun mit einem ergreifenden Film, oder einer Komödie die von witzigen Dialogen bzw. Wortgefechten lebt? Der Film wird zu Müll. Nichts von der Chemie bzw. Stimmung kommt rüber. Man stelle sich einmal Romeo und Julia vor. Daraus wird Krzysztof liest seine Einkaufsliste vor.
Witz und Romantik werden gnadenlos weggewischt, so dass sich jeder Film gleich anhört....moment...gleich? Alle sind gleich! Kommunismus! Konspirative Elemente in der Regierung wollten schon zu den alten Zeiten, dass polnische Volk gefühlsmäßig abstumpfen! Tusk der alte Verbrecher will das bestimmt auch! Was Radio Maria dazu sagt ?

Montag, 9. April 2012

Freude schöner Götterfunken....

....Tochter aus der Fleischplatte.
Erst einmal frohe Ostern euch allen. Ich hoffe ihr habt euch alle im Sinne einer tief polnischen Tradition vollge - bzw. überfressen. Uns ist etwas Unglaubliches passiert! Wir haben allen Widrigkeiten zum Trotz ein Restaurant entdeckt, in dem nicht nur das Essen sehr gut geschmeckt hat, vielmehr gab es wirklich richtig guten Service!  

- Kurzer Werbeeinschub: Restaurant Horoskop direkt in der Nähe vom Wawel! Sehr zu empfehlen -

Normalerweise findet man dieses seltene Gut in Polen - gerade in Touristenstädten - gar nicht. Die meisten Mitarbeiter eines Lokals sind impertinent und dreist. Als Student wird man zudem auch noch behandelt á la:

"Ihr könnt euch das Essen HIER eh nicht leisten."....So so, wenn Fräulein meinen....

Dieses Phänomen habe ich sehr häufig in Zakopane oder Krakau bisher erlebt. Die Leute handeln frei nachdem Motto: Wozu nett sein, der nächste kommt ja doch.
Ferner haben wir ein neues WG Mitglied. Manfred und Abraham verstehen sich mittlerweile sehr gut, auch wenn es am Anfang Streitigkeiten gab. Bilder folgen demnächst!



Freitag, 6. April 2012

Das Abenteuer Einkauf bzw. konspirative Elemente der Integration.

Der Pole als solches wittert hinter jede Ecke konspirative Machenschaften. Nicht selten sind Juden oder der gemeine Russe ( Moskale! ) darin verwickelt. Die schlimmsten Verschwörungen wurden immer noch von Super-Russen-Juden ausgetüftelt. Schuld daran ist eben die Geschichte dieses prächtigen Landes.
Wo der Deutsche hinter jeder Ecke NSU-Umtriebe, das Vierte Reich oder Pokémon vermutet, so vermutet der Pole nun mal eine Verschwörung. Das ganze äußert sich z.B. darin, dass hier sogar Magazine für den Verschwörungstheoretiker vertrieben werden. Andere Länder andere Sitten! Ich für meinen Teil kann nun sagen, dass ich mich mittlerweile als voll integriert ansehe und das nach noch nicht einmal knapp 2 Monaten. Wäre ich ein politisch nicht korrektes Schwein, würde ich jetzt sagen, dass sich der ein oder andere ein Beispiel daran nehmen sollte. Da ich es aber nicht bin, erfreue ich mich einfach an der Tatsache, dass ich polonisiert wurde. Nun denn, wenn man in Deutschland einkaufen geht so weiß man in etwa, dass Edeka im Schnitt teurer ist als Netto. Man hat eine grobe Richtlinie und eigentlich keine großen Preisschwankungen. In Polen sieht die Sache wieder anders aus. Als das Olek und ich unsere Ostereinkäufe machen wollten, mussten wir in 6 verschiedene Läden gehen, da wir auf diese Art und Weise weit über 50 zloty sparen konnten. Diese Vorgehensweise sei auch allen Studenten empfohlen, die sich nicht so gut auskennen. Man muss Preise vergleichen. Beispielsweise kostet eine Küchenrolle im Carrefour doppelt soviel wie bei Biedronka, dafür ist die Butter dort billiger. Beim Delikatesy neben an ist der Schinken billiger, aber Spülmittel teurer usw. Ferner handelt es sich hier nicht um kleine Preisunterschiede, sondern manchmal ist es wirklich doppelt so teuer.
Sprich, laufen lohnt mal wieder.Nun aber zu meiner Verschwörung. Ich denke vorab, dass es sich um eine Verschwörung zu Gunsten des polnischen Volkes handelt. Die Regierung befiehlt den Geschäften heimlich immer total wirre und ungleichmäßige Preise zu haben, damit der Pole als solches niemals den Volkssport: "Kombinowac / kombinieren, tüfteln, ausbaldowern"
verlernt. Eine Art dauer Trainingseinheit. Der verwöhnte Deutsche muss sich keine großartigen Gedanken beim Einkauf machen, der Pole hingegen muss einen Plan entwerfen und schauen wo was am günstigsten ist, denn nur so kann er ordentlich sparen und schließlich heißt es nicht umsonst:


Polak potrafi!!

Absonderlichkeiten aus Polen am Karfreitag

Am Karfreitag spielen unsere neuen Nachbarn obszöne Rockmusik. Während Olek sich die Ohren zuhält und schreiend auf dem Boden liegt, rufe ich schon beim Pfarrer an, damit er sein Exorzistenset rauskramt.
Wie so häufig beobachtet herrscht hier mal wieder die absolute Doppelmoral. Während man auf Knien durch die Kirche rutscht und sich am liebsten selbst geißeln würde, fällt nach dem Hochamt etwas auf.... Sobald der Müßiggang vorbei ist, wird die Aura des Glaubens wie eine schmierige Gazette weggeworfen und erst dann wieder hervorgekramt wenn Bedarf besteht bzw.die Nachbarn einen beobachten. 
Da die meisten Geschäfte offen haben, bestätigt sich wieder einmal die Annahme, dass der Glaube soweit geht wie der Zloty winkt. Man hat wieder eine Messe mehr auf seiner Strichliste, was danach kommt, ist unergründlich.

Mittwoch, 4. April 2012

Festiwal Smaku oder aber auch das Festival der Geschmäcker







Nach langer Ankündigung und einer noch längeren Zeit des Müßiggangs folgt nun der erste kulturelle und vor allem kulinarische Eintrag meinerseits. Und was wäre am Besten geeignet als ein Festival der Geschmäcker (Festiwal Smaku)?! Hier in Krakau findet momentan ein Festival der Geschmäcker statt, wobei ich sagen muss, dass haufenweise bemalte Eier aus Holz und Palmen aus Stroh nicht gerade zu meinen Lieblingsspeisen gehören. Aber wie wir alle wissen, das Geld lockt bekanntlich jeden der etwas zu verkaufen hat, sei es etwas gebasteltes oder geklautes, aus allen Regionen Polens an. Aber kommen wir nun wieder zum wichtigsten Teil dieses Eintrages: das Essen! wie Markus schon oft betont hat, liebe ich es zu Essen! Und auf diesem Markt konnten auch meine/ unsere Gelüste befriedigt werden. Als kleine Vorspeise gab es Oscypek mit Zurawina und kleine herzhafte Minisalamis aus Litauen. Auch wenn die Verkäuferin irgendwie alle slavischen Sprachen gemischt hat, konnten wir doch ein paar dieser wohlschmeckenden Würstchen erstehen. Danach folgte eine Verköstigung verschiedener Pierogi-Sorten. Neben den klassischen mit Pilzen und Sauerkraut, Fleisch und Ruskie waren auch grüne vorhanden. Bei den grünen handelte es sich jedoch nicht um abgelaufene Pierogi, die noch schnell zu Geld gemacht werden sollten.


       
Die Pierogi waren aus Spinat gemacht, wodurch diese ihre grüne Farbe erhalten haben. Danach ging es selbstverständlich zum Grillstand, da  jemand schon besonderes unruhig wurde und Fleisch-Entzugserscheinungen bekam. Da es um uns herum nur so von Fleisch wimmelte, konnte dieses Problem  mit einer ordentlichen Portion Wurst mit Sauerkraut schnellstens gelöst werden. Natürlich gab es auch noch andere traditionelle  Grillspezialitäten, wie Steak, Spieße oder Golonka, aber dafür war schon kein Platz mehr. Wer lieber etwas Süßes zu sich nehmen will, der sollte unbedingt frittierte Hefeteigrollen zu sich nehmen. Eine süße Dekoration (Zuckerguss, Schokolade, Nutella oder anderen klebrigen Süßkram), die man sich selbst aussuchen kann, machen diese Naschereien zu einer kleinen Gaumenfreude. Selbstverständlich habe ich auch Sachen auf dem Markt ausprobiert, die ich noch nicht kannte (wie das Bild unten zeigt). Hier sei angemerkt:  auch wenns umsonst ist und dadurch besonders verlockend wirkt (vor allem für jeden Polen) heißt es noch lange nicht, dass es auch schmeckt! In diesem Sinne wünsche ich Guten Appetit!
























Diese Stroh-Palmen sind in Polen über die Ostertage überall zu finden. Auch vor den Kirchen können diese Palmen zu überhöhten Preisen erstanden werden (selbst auf dem markt sind diese billiger)

Polnische Folklore-Ostereier. Für die ganz patriotischen bekommt man für den gleichen Preis auch welche mit dem weißen Adler auf rotem Untergrund drauf...Jeszcze Polska nie zginela...















Dienstag, 3. April 2012

Wer günstig essen will muss laufen

Da Studenten von Natur aus faul und arm sind....oh Moment...politisch korrekten Modus einschalten...ähm sooo...Studenten neigen aufgrund von gesellschaftlichen Zwängen dazu, ihre Freizeit exponentiell zu ihrer Arbeitszeit wachsen bzw. optimieren zu lassen. Ferner werden sie von einem imperialistischen kapitalistisch-satanistischem System nahezu prostituiert, wobei ihre heilige Arbeitskraft ausgenutzt wird und zu der entsprechenden exponentiellen Freizeit Optimierung führt, worunter natürlich die Qualität der einverleibten Nahrung leidet, da man nun nicht mehr in der Lage ist, entsprechend gesund und vital zu kochen.

Kurzum, wenn man keine Lust zum Kochen hat, sollte man wissen wie man sich relativ günstig und halbwegs gut durchschlagen könnte. Leider sind die Zeiten vorbei, wo man sich - finanziell gesehen - als Deutscher in Polen wie Gott in Frankreich aufführen konnte. Der bereits erwähnte imperialistische Kapitalismus hat hier ebenfalls zugeschlagen. Vorbei die Zeit, als man für 10 DM mit ca. 25 Personen essen gehen konnte und selbst da blieben 7 Körbe voller Essen übrig. Mittlerweile kann man in Krakau - selbst in günstigen Lokalen - mit ca. 20 zloty pro Nase rechnen, richtige Restaurants sind wesentlich teurer. Natürlich ist das für deutsche Verhältnisse immer noch sehr günstig, jedoch erlaubt es eine Studentenstadt wie Krakau einem, sich günstiger zu verköstigen... Dafür jedoch muss man eines tun, nämlich jagen und sammeln. Kehren wir also zu unseren barbarischen Ursprüngen zurück und fangen zu erst an zu sammeln. Auch wenn es bisweilen lästig sein kann, so sollte man sich einen ganzen Vormittag Zeit nehmen und alle Flyer mitnehmen die einem in die Hand gedrückt werden. Desweiteren ist es auch ratsam, sich jedes Lokal kurz genau anzusehen. Tafeln stehen meistens direkt am Eingang und weisen auf irgendein Spezialangebot hin. Nach ca. vier Stunden Lauferei kann man sich nun hinsetzen und einen Plan erstellen. Es liegt in der Natur von Touristenstädten, dass das Wochenende selten Angebote, Happy-Hour o.ä. anbietet, jedoch sind das nur zwei Tage. Von Montag bis Freitag kann man sich dann so eine Art Plan zusammenstellen, wenn man mal wirklich nicht kochen kann oder will.
Teilweise bekommt man so Schnäppchen wie z.B. Pizza für 5 zloty oder aber ein komplettes Mittagessen mit Suppe und Getränk für 12 zloty. Das ist tatsächlich billiger als zu kochen und man hat Zeit, um sich mit dem hochgradig intellektuellen Studentendasein zu befassen.

Montag, 2. April 2012

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gestern war in Polen und überall anders auf der Welt - außer in Pakistan, der Türkei, im Libanon usw....- Palmsonntag. Im ultra heiligen Polen wird dies - neben der €uchari$tie -natürlich besonders christlich gefeiert. Direkt vor der Kirche waren mehrere Marktstände (!) aufgestellt. An diesen wurden Palmzweige zu sensationell überteuerten Preisen verkauft. Die Preise waren selbst höher als in den Innenstadt. Der Rentner hat es ja. Schließlich handelt ( Achtung Wortspiel ) man im christlichen Sinne mit seinen Glaubensgenossen.

"Macht nicht das Haus meines Vaters zur Markthalle!" Hatte Jesus einst gerufen als die Juden dasselbe gemacht haben. In Polen, wo die Doppelmoral stets vorherrschend ist, reicht der Glaube nur so weit bis das nächste Händchen mit dem Zloty winkt.

Freitag, 30. März 2012

Die Welt ist ein Dorf...

Heute hatten wir eine sonderbare Begebenheit der Sorte, die einen teilweise an seiner Wahrnehmung zweifeln lässt. Wir besuchten mit Marianne das jüdische Viertel, waren in einem Museum, schlenderten durch die Gegend und natürlich musste es auch anfangen zu regnen. Regen und Kälte verleiten den Menschen normalerweise zu dem Wunsch, sich an ein trockenes Plätzchen zu begeben und rasch ein warmes Getränk zu sich zu nehmen. Wahlweise kann man sich auch paaren. Wir waren also nun in einem Stadtteil in dem wir uns nicht auskannten und suchten auf die schnelle etwas. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine nette Bar Mleczny. Die Straße war schnell überquert und beinahe wären wir nicht in diese Milchbar gegangen, da solch ein Lokal normalerweise keinen Kaffee, Tee oder Kuchen anbietet. Wir wollten also schon weitergehen, als ich ganz unten auf der Tafel gesehen habe, dass ausgerechnet diese Bar Kaffee und Kuchen anbietet.
Die Bar war relativ gut besucht, wir konnten uns aber trotzdem einen Platz ergattern. Olivia musste selbstverständlich aufs Klo. In diesem Moment kam ein Ehepaar mittleren Alters herein und setzte sich an den Tisch neben uns. Sie sprachen deutsch und irgendwie kam mir der Herr bekannt vor. Ich habe nicht mitbekommen wie Olivia die Toilette verlassen hat; jedoch hörte ich auf einmal

OLIVIA?!?!
Dann Gequike und Geschrei von Olivia. Es herrschte anscheinend Heiterkeit.

 Was war passiert, dass ältere Ehepaar das am Tisch neben uns saß, waren die Eltern einer guten Freundin von Olivia aus Dortmund.
Diese haben gerade sich gerade zufällig auch an diesem Punkt der Welt befunden, warum auch immer.
Die Welt ist ein Dorf.

Donnerstag, 29. März 2012

Der Stampfer

Jeden Morgen passiert es. An jedem Morgen pünktlich um 07:15 Uhr kommt der Stampfer. Zu erst dachte ich, dass irgendwer auf die  glorreiche Idee gekommen ist, morgens ein wenig zu hämmern. Das Geräusch wird aber erst leiser, dann lauter und dann wieder leiser. Geräusche die ich nicht einwandfrei identifizieren kann - allen voran wenn sie mir den Schlaf rauben - bringen mich um den Verstand. Also habe ich mich morgens mit einem Knüppel auf die Lauer gelegt. 07:10 ich spähe durch das Guckloch. Die Luft ist rein. Jede Faser meines Körpers ist gespannt; ich harre aus.
Dann kommt es! Eindeutig, es passiert im Treppenhaus. Es wird lauter und lauter. Ich blicke durch den Spion. Erwartet habe ich alles, nur nicht eine FRAU die auf hohen Schuhe durch das Treppenhaus stampft. Ja wirklich stampft. Würde es extra Schuhe zum Stampfen geben, so könnte kein normaler Mensch mit diesen sogenannten Stampfschuhen so laut stampfen wie diese sonderbare Frau. Für einen Moment habe ich mit dem Gedanken gespielt, die Tür aufzureißen und die Frau die Treppe hinab zu stoßen. Es blieb aber nur bei dem Gedanken.
Ich hege den Verdacht, dass slavische Frauen generell gerne und viel stampfen. Meine Schwester z.B. vermag auf diese Art und Weise mindestens 58 Gefühlsregungen auszudrücken. Mein Schwager kann das bezeugen.
Olek stampft dafür sehr gerne wenn sie tanzt, genauso wie ihre russische Freundin Katja. Zu guter Musik wird gerne herzhaft gestampft. Doch was bewegt slavische Frauen, die ansonsten recht zierlich sein können, so zu stampfen. Auch die Stampferin aus unserem Hause sieht keinesfalls unweiblich aus, woher kommt das dann?

Meine Theorie: Da in slavischen Haushalten "Schreien" eine gültige Kommunikationsform ist, haben sich die Damen - von Natur aus leiser als Männer - angewöhnt kräftig zu stampfen, damit sie entsprechend gegenhalten können!

Über andere wissenschaftliche Theorien oder Vorschläge wäre ich sehr erfreut!

Mittwoch, 28. März 2012

Kredite, Pfandleiher und Chuck Norris

Wenn es um Kredite oder Ratenkäufe geht, ist der Pole schnell bei der Sache. Während man in Deutschland noch zaghaft versucht mit einer Easycredit Werbung den Leuten Kredite aufzuschwatzen, so verläuft dies hier viel direkter. Alle 20 Meter findet man ein sehr vertrauenerweckendes Geschäft welches " günstige, schnelle und unkomplizierte" Kredite verspricht. Dazu muss man sich nur in den dunklen Hinterhof begeben...
Vor allem werden aber Kredite wie folgt angeboten:
Leih dir 1000 zloty um shoppen zu gehen oder fahr in den Urlaub!
Häufig trifft man neben einem seriösen Kreditinstitut bzw. Mafia, direkt auf eine Pfandleihe und einen Buchmacher für Sportwetten. Das Triumvirat der finanziellen Sicherheit.
Das polnische Werbung kreativer ist, hatte seiner Zeit schon Steffen Möller bemerkt. Soweit ich weiß, sind die Polen die ersten, die den echten Chuck Norris für eine Kreditwerbung engagiert haben, guckst Du hier:


Montag, 26. März 2012

Neulich bei Biedronka....

Die ausufernde Freundlichkeit von polnischen Kassierinnen oder sogar Kassierern wurde hier schon zur genüge gesprochen. Heute waren wir kurz bei Biedronka - dem polnischen Aldi - einkaufen. In Polen kann man normalerweise ein Taschentuch am Kiosk kaufen und das Ganze mit Visa bezahlen. Demnach verschwendete ich nicht einen Gedanken daran, ob ich Bargeld dabei hatte oder nicht....
Fehler! Zu dem war hinter mir noch eine gewaltige Schlange, da heute unglaublich viel eingekauft wurde. Schließlich ist ab morgen Krieg! Biedronka kennt aber dieses Problem und hat direkt im Eingangsbereich einen Geldautomaten aufgestellt....aber eine ausreichende Kennzeichnung, dass man hier NICHT mit Karte zahlen kann, ist zuviel....

Sonntag, 25. März 2012

Ein etwas anderer Sonntagsausflug...

Gestern morgen hielten wir es für eine gute Idee, den sonnigen Tag einmal zu nutzen und ins Krankenhaus zu gehen. Wir sind beide seit fast drei Wochen dauer-krank und über das Wochenende ist es - gerade bei mir - schlimmer geworden. Da ich so unglaublich intelligent war und kurz nach einer Erkältung sofort wieder Sport gemacht habe, hatte ich die schlimmsten Befürchtungen bezüglich meiner Krankheit. Ferner neigt der Mensch dazu - dem Internet sei Dank - sich noch alle möglichen Krankheiten im Internet anzulesen. Denn wenn Hakan23 oder Kevin-sunshine-lover in einem Forum etwas schreibt, dann muss es medizinisch gesehen sofort richtig sein.
Wir wählten den Zeitpunkt strategisch günstig und sind Sonntag Vormittag losgegangen. Denn bedenke stets, erst das Hochamt, dann die Gesundheit. Was sollen denn sonst auch die Leute denken?!
Anscheinend trifft diese Binsenweisheit wirklich zu, da die Ambulanz erstaunlich leer war und wir sofort dran waren. Jedoch dauerte es nicht lang - ca. kurz nach eins - als die meisten Rentner direkt aus der Kirche eingetroffen sind. So gesellte sich auch Zbiszek zu uns in den Warteraum, wo wir auf die Ergebnisse der Untersuchung usw warten mussten.
Zbiszek war am Anfang noch recht erheiternd, da er mit seinen 80 Jahren fluchen konnte wie kein Zweiter...leider konnte er auch entsprechend jammern, was sich dann wie folgt ausdrückte:

Zbiszek: O je, o je, O jezu bóle! o Kurwa mac! O je, o je, O jezu cholera jasna! O je, o jezu, co sa skurwy syny!/ Oh je, Schmerzen! oh Jesus, *Schimpfwort*....usw.


Wenn er nicht gerade auf alles und jeden am schimpfen war, so war Zbiszek am leiden. Was Zbiszek hatte weiß ich nicht, jedoch war er nicht zu krank, da er seine Frau am Telefon noch wunderbar anschreien konnte.
Die ersten zehn Minuten waren noch recht witzig, sollte man aber über eine Stunde mit Zbiszek in einem Raum verbringen und man hört wirklich ohne Pause: O je, o je....usw so wird man wahnsinnig.
Mich haben seine "treny" bzw. das Lamentieren bis in den Schlaf verfolgt.

Natürlich wurden wir noch zu einem anderen Arzt geschickt, weil keiner so genau wusste was wir haben und warum wir es haben. ( Unter uns...wir wissen doch alle, dass es zu 100% irgendwo Olivias Schuld ist...)
Und hier passierte etwas Sonderbares, etwas das ich so noch nie erlebt hatte. Dieser Arzt hat sich richtig Zeit für einen genommen. Also so wirklich richtig viel, ich glaube man saß über eine halbe Stunde bei ihm, samt genauer Untersuchung. So etwas habe ich in Deutschland noch nie erlebt.

Ferner fragte ich Dr. Pawel dann auch, ob er mir kurz erklären könnte, wann man zu zahlen hat und wann nicht, da das in Polen etwas unklar ist. Nach einer kurzen Einführung in das polnische Gesundheitswesen, kann ich sagen, die ganze Geschichte läuft ab wie bei uns.
Will man schnell dran kommen, muss man zahlen. Hat man drei Monate Zeit um auf einen Termin beim Kardiologen o.ä. zu warten, so bekommt man es über die Kasse bezahlt.
Es sei denn man ist ein Kriegsheld, dann bekommt man sofort einen Termin und muss gar nichts bezahlen. Da ich - NOCH - kein Kriegsheld bin, werde ich mich für die andere Variante entscheiden.

*Als Tipp an alle, die irgendwann einmal länger in Polen sein sollten und krank werden. Auch wenn es nicht gern von den Leuten gesehen wird bzw. ihr gefragt werdet warum ihr denn ausgerechnet die Notaufnahme besuchen wolltet, geht ins Krankenhaus anstatt zu einem normalen Arzt. Im Krankenhaus greift 100% die EU Versicherung und man muss erstens nichts bezahlen und zweitens man wird komplett durchgecheckt mit Blutabnahmen, Röntgen usw. Wäre man nur zu einem Internisten gegangen, so hätte dieser gar nicht die Möglichkeiten für solch eine Untersuchung gehabt. Im Zweifel hätte man wahrscheinlich noch alles bezahlen bzw. vorstrecken müssen.*

Donnerstag, 22. März 2012

77 Km in 2:15 Stunden für 2.50€ zweiter Klasse

Entschuldigt die lange Abstinenz, aber die Verpflichtungen an der Uni und gesundheitliche Unpässlichkeiten führten bisweilen zu einer gewissen Schreibfäule.
Die Rückfahrt aus Kattowitz gestaltete sich als etwas schwierig, da man sich hier mit einem neuen Unterschied in Polen auseinandersetzen muss. Wie bereits in älteren Post´s erwähnt, befinden sich mysteriöserweise alle Frauen die an irgendwelchen Schaltern arbeiten, hinter dickem Panzerglas. Lediglich ein kleiner Spalt - geschaffen für die Geldübergabe -verbindet den armen Kunden mit der stets schlecht gelaunten Dame.
Ferner sind es wirklich immer nur Frauen, ich habe noch nie einen Mann in so einer Schalterbox sitzen sehen.
Man kann nur Vermutungen anstellen warum die Frauen hinter dickem Glas sitzen. Ich für meinen Teil denke, dass es schon mehrfach vorgekommen ist, dass Kunden diese freundlichen Servicekräfte umbringen wollten. Demnach hat man sich für diesen undurchdringlichen Schutz entschieden. Er findet sich an Kiosken, Ticketschaltern jeglicher Art und bestimmt beim Amt.
Zurück zum Thema...damit man sich überhaupt mit diesen jovialen Weibsbildern verständigen kann, braucht es technischer Hilfsmittel. Also ein Mikrofon samt Lautsprecher. 
So...was tut man aber, wenn der Lautsprecher so wie das Mikrofon kaputt sind UND das liebenswerte Fräulein hinter der Scheibe der Zufriedenheit nicht daran interessiert ist wohin man will?
Mit Brüllen und wüsten, ja sogar obszönen Gesten konnte ich ihr dann doch vermitteln wohin ich will.
Irgendwann saßen wir dann im Zug zurück, diesmal zweiter Klasse für keine 2 € pro Nase.
Der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Klasse ist eigentlich gar nicht so groß, außer das es keine Sitzplatzreservierung gibt, das Fenster klemmt und alles etwas schmutziger ist.
Wir hatten Glück, der Zug war verhältnismäßig leer und irgendwann kam dann auch Karol, der Kontrolleur deines Vertrauens. Ich konnte wieder meine Klappe nicht halten und mussten ihn natürlich fragen, wie teuer denn ein Ticket für die erste Klasse wäre bzw. ob ein Upgrade möglich wäre. * FEHLER*
Sofort hob er seine rechte überaus wuschige Augenbraue und fragte:

A co kurwa? To za malo miesca? / Was denn *Schimpfwort* Habt ihr hier zu wenig Platz?

Hier sollte angemerkt werden, dass wir alleine im Abteil saßen, ich aber auch nur aus Neugier gefragt habe. Karol hatte einen Verdacht gewittert und wollte unsere Ausweise auf einmal sehen. Ich reichte ihm meinen neuen Ausweis, ein kurzer Blick und das vernichtende Urteil wurde auf den schmutzigen Boden gespuckt:

Niemcy....! / Deutsche...!
Sein Urteil war gefällt und er verließ uns unter verächtlichen Blicken.
Dies schmälerte aber nicht die angenehme Fahrt und die schönen Bilder die ich dabei machen konnte:






Das Olek bockig im Schlaf, 

Montag, 19. März 2012

Faules Olek

Da Olek faul und bockig ist, konnte sie leider noch keinen Artikel für ihr Fressblatt verfassen.
Stattdessen schminkt sie sich lieber, macht Mädchensachen und kichert vor sich hin.
Schreibt ihr bitte alle, damit sie sich endlich einmal aufrafft.

Sonntag, 18. März 2012

77 Km in 2:15 Stunden für 4,50€ erster Klasse


 Am Samstag sind wir nach Kattowitz gefahren, um meinen lieben Patenonkel Roman zu besuchen. Eine unvergessliche Fahrt...
Vorbeirauschende Felder, leerstehende Häuser und Bahnstationen; Abschiedsgeschenke des letzten Jahrhunderts und einer Ideologie, der nur Idioten oder Despoten nachtrauern.
Doch halt...sagte ich vorbeirauschend? Man beachte den Titel, Der Zug fährt mit ca. 38 Kmh. Schritttempo, kein Vorbeirauschen. Zeit; eigentlich ein kostbares Gut - gerade heutzutage - wird hier nebensächlich. Wäre man bei uns total empört, dass eine Fahrt so lange dauern kann, sollte man sich auch die positive Seite ansehen. Man hat jetzt einfach Zeit, weil es eben nicht anders geht. Zeit um ein Buch zu lesen, die Landschaft zu betrachten oder um sich ( das empfehle ich weniger ) mit seiner Freundin zu unterhalten.
Die Reise im Zug hat auf mich einen komischen Effekt. Auf der einen Seite fühlt man sich in den Wagons an die Zeiten vor dem Fall der Mauer erinnert, auf der anderen Seiten geht man - zeitlich gesehen - noch viel weiter zurück, da man so langsam fährt. Man geht an den Punkt, wo der Zug, dass einzige Verkehrsmittel war. Die Leute waren froh, für die exorbitante Strecke von 77 km nur 2:15 Stunden zu brauchen. Bahn fahren ist in Polen  eben noch Bahn fahren und es ist toll.
An dieser Stelle sollte noch angemerkt werden, dass in Polen Studenten generell 51% Rabatt auf alle Zugreisen bekommen. Daran sollte man sich einmal ein Beispiel nehmen. Dies gilt natürlich nicht wenn man erstes Klasse fährt. Wobei der Unterschied zur zweiten Klasse eigentlich sehr gering ist. Es ist etwas sauberer, man hat mehr Platz und man zahlt für die Einsamkeit. Menschen die andere Menschen nicht mögen ( so wie ich ) fühlen sich hier umso wohler. Man sitzt einfach die ganze Fahrt über alleine in seinem eigenen Abteil....wunderbar. Es ist teilweise so still, dass man die Stille förmlich hören kann.
Bilder von der Rückfahrt zweiter Klasse und ein kurzes Intermezzo mit dem Schaffner Karol kommen demnächst!



Mittwoch, 14. März 2012

Polska ojczyzna moja / Mein liebes Polen

Vielen von euch ist bekannt, dass ich mich gerne und reichlich über alles und jeden aufrege.
Rasch steigt mein Blutdruck in ungeahnte Höhen, zahlreich fallen die Haare aus und unruhig zittert die Hand, so das häufig nur ein milder Weinbrand die Fähigkeiten besitzt, mich zur Raison zu bringen.
Mir ist aufgefallen wie häufig ich über irgendetwas in Polen herziehe, dabei gibt es hier - zwar nicht für jeden sofort sichtbar - immer wieder kleine Momente des Glücks.

Vor einer Woche hat Olek unseren Ort der Stille gesprengt. Überall flog Keramik umher, Unrat wohin man sah, kurzum es war ein ungeheuerliches Durcheinander. In Wirklichkeit fing aber nur unsere Toilette / Haziel an zu lecken ( der ist für Dich Caro ). Folglich sahen wir uns immer gezwungen, den Haupthahn zuzudrehen. Ein ärgerliches Unterfangen; jedesmal nach dem "Boilieren" musste man warten bis es weiterspülte, dann den Haupthahn zudrehen, warten, wiederum das Wasser aufdrehen usw. Jeder Gang zur Toilette musste demnach gründlich überlegt werden. Häufig musste ich Olek auf den Hinterhof schicken, schließlich muss man Wasser sparen. Man denke nur an unsere Umwelt und die Kinder.

Mir war einwenig unwohl bei dem Gedanken wieder unsere liebe Vermieterin Irena anzurufen. Der mittlerweile dritte Vorfall in unserer behaglichen Unterkunft und das innerhalb von etwa einem Monat. Irena kannte dann auch jemanden und hat mich gefragt, ob sie ihn nicht einfach vorbeischicken könnte. Da ich zu Hause war und mich artig in Klausur befand, stellte das für mich kein Hindernis dar. Nun gut, eigentlich hätte ich Olek bei den Einkäufen helfen sollen, aber die Toilette hat Priorität und außerdem kann Olek Traktoren ziehen, demnach durfte ein Großeinkauf keine Probleme bereiten.

Es schellte plötzlich und ein Malocher wie aus dem Bilderbuch stand vor der Tür, er stellte sich als Pan Juliusz vor. Der deutsche Handwerker stellt sich normalerweise wie folgt vor: Tach Jansen, Gas Wasser Scheisse. Pan Juliusz war einfach nur Pan Juliusz; horch auf liebe Steuerfahndung. Hurtig machte er sich an die Arbeit und montierte behände den Spülkasten auseinander. Derweil widmete ich mich aufmerksam meinen Studien. Wie es sich für einen Polen gehört wollte Pan Juliusz erst nach der dritten Aufforderung einen Kaffee, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Der ganze Spülkasten wurde gereinigt, ausgewaschen und entkalkt, aber es tropfte immer noch etwas. Pan Juliusz war nicht zufrieden, es sollte perfekt sein! Also fuhr er kurzerhand mit seinem Auto los und kaufte einen neuen Dichtungsring, der alte schien porös zu sein. Nach ca. 1.5 Stunden war Pan Juliusz mit seiner Arbeit fertig. Alles funktionierte wieder wunderbar, er gab mir noch eine Garantie, dass wenn innerhalb eines Monats was passieren sollte, er umsonst vorbeikommt und alles wieder richtet. Ich bekam noch seine Handynummer, für den Fall der Fälle. Unter seinen Namen schrieb er noch: zlota raczka / Goldhändchen ( Ein Handwerker für alles.)
Die lästige Frage ob der Vergütung musste nun gestellt werden. Ich persönlich rechnete mit einem Preis um die 70-100 zloty. Ferner musste ich ihn um eine Rechnung beten, die ich unserer Vermieterin vorlegen musste. Pan Juliusz wurde verlegen und druckste rum:
"O rachunek? no wie pan, ja jeszcze nie mam firmy...wie pan...ja to tak robie...no prywatnie...pan rozumie?/Also Rechnung...nun ja...also ich hab NOCH keine Firma...wissen sie...ich mach das so...ja so privat wissen sie?"


Ich versicherte ihm, dass dies für mich kein Problem darstellt und fragte endlich was er denn bekomme.
"No niech pan daje jakies 30 zloty? / Sind so 30 zloty okay?" ( ca 7.50€ für 1.5 Stunden Arbeit, Anfahrt und noch kurz einen Dichtungsring kaufen ) Ich drückte ihm dann kurzerhand 40 in die Hand und meinte es wäre schon gut so. Pan Juliusz schien nicht zu verstehen warum er jetzt Trinkgeld bekommen hat. Ich versicherte ihm aber, dass es schon seine Richtigkeit hatte. Ich hätte es auch nicht mit meinem- ansonsten recht flexiblen- Gewissen vereinbaren können, den Mann für unter 10 € aus dem Haus gehen zu lassen.

Montag, 12. März 2012

Neue Serie! Extrablatt!!!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger,
Mit solchen Sätzen hat sich ein Bundespräsident in den 60er Jahren hervorgetan, obgleich dieser Satz nicht belegbar ist, lassen wir das hier so stehen, zumal es auch eigentlich nichts mit dem Thema zutun hat.
Es wird jetzt eine neue Rubrik in diesem Blog erscheinen.
Da Olekresin Capsicum eigentlich nur über Essen redet, wird hier mindestens einmal in der Woche ein kurzer heiterer Restaurant bzw. Bar / Imbiss Test erfolgen. Sehr interessant für alle die mal nach Krakau kommen wollen, damit sie nicht in irgendeinem Hinterhof landen und Fleisch aus Stalins Zeiten bekommen.

Krank die II - Der Bazillinator

Das große Bazillenmutterschiff Olek leidet immer noch. Ich für meinen Teil könnte schon als halbwegs gesund durchgehen. Obgleich Kampfstoffe jeglicher Art ( B und C ) laut Genfer Konvention verboten sind, so gilt dies nicht für Frauen. Wir wissen ja alle: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Folglich muss ich stets auf der Hut sein! Falls ich Olek verärgern sollte hustet sie mich in der Nacht noch an, wenn ich lieblich schlafen sollte.

Unabhängig von Krankheiten diverser Natur und Herkunft habe ich heute noch eine interessante Entdeckung gemacht.
Jeder in Deutschland lebende Pole der zweiten Generation durfte sich - höchstwahrscheinlich vom lieben Herr Papa - folgenden Satz anhören: HÖ to jest szkola swietej Brygidy tutaj!!! / HÖ das ist hier ja eine Schule für Weicheier !! Die Eltern von Spätaussiedlern sind generell der Ansicht, dass in Polen noch exakt dieselben Zustände herrschen wie zum Zeitpunkt der Ausreise. Dies mag teilweise sogar zutreffen, betrachtet man das Beamtentum oder jegliche Form von Bürokratie. Es gibt noch vereinzelte Geschäfte wo der Kapitalismus nicht angekommen ist. Hier sollte ein hiesiger Kiosk, mini-Sklep was-auch-immer erwähnt werden, der mit einem großem Schild für Papierartikel wirbt. Auf zwei Regalen liegen fünf Hefte; das ist dann also alles was da an Papierartikeln ist. Aber - und das rechne ich ihm hoch an - 15 verschiedene Sorten Wodka auf 5 qm².

Nun denn zurück zu den lieben Eltern. Wie gesagt, man denkt, dass hier noch Zucht und Ordnung herrscht. Man muss unendlich viel in der Schule lernen und eigentlich muss man soviel lernen, dass alle Nobelpreisträger der Welt aus Polen kommen müssten. Da dies nicht der Fall ist, kann es sich eigentlich nur um eine sowjetische Verschwörung zur Unterdrückung des polnischen Volkes handeln.
 Mittlerweile kann ich mir aber ein ganz gutes Bild von den Studenten hier vor Ort machen und ich kann sagen: Studenten sind wie Rentner. Egal wo, überall gleich. Alles faule Penner. In einem Literaturkurs liest mehr als die Hälfte der Leute die Texte nicht, die andere Hälfte macht blau.
Sind Studenten also in Wirklichkeit nichts anderes als körperlich junge Rentner?


Samstag, 10. März 2012

Krank die I

Da wir beide Krank sind - wenigstens körperlich - wollten wir das Wochenende gänzlich in unserer kleinen Wohnung bleiben. Lediglich für kleine Wursteinkäufe, traue ich mich vor die Tür. Dieses ist jedoch leicht zu bewältigen, da der Delikatesy Sklep meines Vertrauens ca. 50 Meter von uns entfernt ist. Gestern habe ich allerdings eine ungewohnte Beobachtung gemacht. Ich hatte bereits die Leprablick Frau erwähnt. Die Dame deren Mundwinkel immer stark gegen Boden tendieren. Dachte ich seinerzeit, dass dieser holde Sonnenschein einfach nur sauer auf mich war, weil ich ihr nicht das Geld passend gegeben hatte, so ich muss ich meine Meinung revidieren.

Gestern standen wir in der Schlange, vor uns nur Rentner. Schließlich war es ja Samstag. Einen kurzen Exkurs über den polnischen Rentner habe ich bereits gegeben. Mittlerweile bin ich zu der festen Überzeugung angelangt, dass Gott Rentner nur erschaffen hat, um die Menschen zu ärgern. Wie sonst kann man dann erklären, dass Rentner global ein ähnliches Verhalten an den Tag legen. Zu diesem Zweck habe ich mit Studenten aus der ganzen Welt geredet. Australien, Amerika, Singapur, halb Europa, sogar Holland! Überall verhalten sich Rentner gleich. Außer in Mexiko. Da sind alle faul und essen den ganzen Tag Burritos! Das ist aber ein anderes Thema. Auch ist es jetzt genug von den Rentnern.

Schließlich wollte ich über die osteuropäische Ausgeburt von Heiterkeit und Lebensfreude berichten. Wir standen also artig in der Schlange an. Vom weiten sah ich unser Leprablick-Sonnenscheinchen. Ich glaube, dass es einfach Menschen gibt, die schon beleidigt auf die Welt kommen. Egal was man tut und wie man es tut, diese Menschen bleiben permanent beleidigt. An dieser Stelle sollte rasch erwähnt werden, dass Sonnenscheinchen gerade mal 20 oder so ist. Wir reden hier nicht von einer vom Kommunismus gebeutelten, buckligen 55 Jahre alten Frau, die ihr Leben lang malocht hat. Die sitzt nämlich an Kasse 3 und ist etwas freundlicher. Zurück zu unsere Blume der Freude...
Heute waren Sonnenscheinchens Mundwinkel sogar etwas tiefer als sonst. Ich freute mich schon auf die Interaktion mit dieser Person, denn heute hatte ich eine Geheimwaffe dabei.
Sinister konnte man das Grinsen auf meinem Gesicht nennen, aber ich wollte Sonnenscheinchen einen Chance geben. Wenn sie mir wenigstens - noch nicht einmal freundlich - Hallo und Auf Wiedersehen sagen würde, wäre alles in bester Ordnung. Wir waren an der Reihe, ich war sehr gespannt. Okay, schon einmal kein Hallo und obgleich ich passend ( man lasse sich das auf der Zunge zergehen, jede andere Kassiererin hätte mir dafür ihren Erstgeborenen geschenkt ) gezahlt und freundlich Danke und Auf Wiedersehen gesagt hatte, würdigte sie uns keines Blickes oder auch nur Wortes. Ich erwähnte bereits meine Geheimwaffe. Ich bin ja recht stark Erkältet. Also was liegt da näher als diesem Gottesgeschenk einfach ins Gesicht zu husten.
Das war mein absolutes Highlight der Woche, insgeheim habe ich mir gewünscht irgendeine richtig schlimme Krankheit zu haben, aber auch das war ausreichend. Natürlich hat Sonnenschein konsterniert geschaut, aber sie ist selbst Schuld. Wir sind seit einem Monat hier und diese Person ist permanent zu allen Leuten impertinent, frech und unfreundlich. Nun bekommt sie von mir auch immer ein passendes Wechselgeld auf ihr Verhalten. Da fällt mir ein, ich sollte noch eine Kleinigkeit einkaufen gehen...

Mittwoch, 7. März 2012

Warum man in Polen nicht zum Chinesen gehen sollte...

Weil es höchstwahrscheinlich kein Chinese ist. Polen ist ein sehr homogener Staat und wenn man diversen halbwegs seriösen Internetquellen glauben darf, gibt es dort so gut wie gar keine Asiaten ( unter 0,01% ).
Wenn man in Deutschland in ein China Restaurant geht, so begrüßt einen Herr Wong mit seiner ganzen Familie dauer-lächelnd. Selbst die importierten chinesischen Sklaven scheinen sehr fröhlich zu sein. Dann wird noch jedes r in ein l umgewandelt und fertig ist die asiatische Liquidametathese. Und, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, erwarten wir doch genau genommen nichts anderes. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass man sich unwohl oder gar verwirrt vorkommt, wenn wir nicht so begrüßt werden.
In Polen sieht die ganze Geschichte etwas anders aus. Dort gehen wir in ein typisches China Restaurant und werden von Antek begrüßt der dem Koch Stanislaus was zubrüllt. Obgleich in den letzten Jahren viele China-Restaurants bzw. Franchise-Imbissstuben aus dem Boden geschossen sind, ist keine doch so richtig chinesisch.
Vielmehr ist es eine Art Essen-mit-Chinagewürz-nach-polnischer-Art. Denn in Polen wird jedes anders artige Gericht total polonisiert. Warum? Dazu muss man etwas weiter ausholen und zwar zum ersten Döner in Polen.
Ich glaube diesen habe ich irgendwann Anfang 2002 oder so in Zakopane gegessen. Mein erster polnischer Kebap. Dieser Döner schmeckte aber nun mal gar nicht so, wie man es eigentlich kennt. In Deutschland hat jeder Döner irgendwo eine gemeinsame Note, die - abhängig von der Qualität der Zutaten - immer etwas unterschiedlich ausfällt.
Gestern war es dann wieder soweit, ich wollte mir einen Döner holen. Auf den ersten Blick sah es auch so aus, als ob man in Krakau dönertechnisch aufgeholt hätte. Der Blick hat mich getäuscht. Zu Beginn, es gibt kein Fladenbrot. Es handelt sich hierbei mehr um eine Art Ciabatta Brötchen. Dann wird da  erst einmal ordentlich Ketchup reingehauen, denn merke: Der Pole mag immer und überall Ketchup. Selbst auf Torten. Früher gab es halt keinen, deswegen ist man nun froh, dass man ihn überall drauf schmieren kann. Bestellt man eine Pizza, bekommt man stets Ketchup dazu, welcher reichhaltig genutzt wird. Aber zurück zum wohl- bzw. unbekannten Döner. Der Fleischspieß als solches, sah eigentlich ganz okay aus, schmeckte auch soweit ganz gut. Im Prinzip ist ein polnischer Döner aber nichts anderes als ein polnischer Hamburger. Nur das Fleisch ist anders.
Man darf halt keinen Döner erwarten; auch wenn es halbwegs danach aussieht. Eines haben die Döner aber alle gemein. Man stinkt danach ohne Ende. Klugerweise habe ich den Döner kurz vor Kursbeginn zu mir genommen, so dass entsprechender Effekt nicht lange auf sich warten ließ und sich Leute von mir weggesetzt haben.




Dienstag, 6. März 2012

Mr Crabs


Nur ganz kurz. Ich habe es geschafft bei Temperaturen um den Gefrierpunkt den übelsten Sonnenbrand seit 5 Jahren zu bekommen! Nicht rumheulen, wie sagte Herr Haferkamp stets: Aus rot wird braun! ( wie philosophisch wenn man mal so nachdenkt )
Photos erspare ich euch, ich sehe einfach aus wie ein Krebs. Wie kam es dazu? Ich habe mich in einem Fitnessstudio hier eingeschrieben und wollte nachdem Training und nachdem ich in der Sauna war klugerweise unter die Sonnenbank. Das war keine besonders schlaue Idee, zumal polnische Sonnenbänke ca. 1 Million mal stärker sind als die Deutschen.  Macht das also nicht, wenn ihr die Gelegenheit dazu bekommen solltet. Das macht keinen Spaß.

Montag, 5. März 2012

Torun - ein Thorn im Auge?



Am Wochenende war es so weit. Mit der polnischen Version eines IC ging es über Warschau in nur 7 Stunden in das circa 500 km entfernte Torun. Der Weg führte durch verträumte Birkenwälder (Polska Ojczyzna moja!) und über prächtige ockerfarbene Felder, welchen Polen wohl seinen Namen verdankt. Begleitet wurden wir während der Fahrt von Pani Zbiszek, welche schon früh um 8 mehrmals bei Pan Zbiszek angerufen hat, um sich zu erkundigen ob Pan Zbigniew schon da war und bei Ciocia Maryja, welche anscheinend nicht mehr so ganz gut hört. Nicht dass sie dabei auf die anderen übermüdeten Personen im Abteil Rücksicht genommen hat - nein der zusätzliche Genuss ihrer Salzstangen wurde durch ein angenehmes schmatzendes Geräusch untermalt. Bei der Ankunft in Warschau Zachodnia mussten wir auch schnell feststellen, dass das Umsteigen in Polen auch so eine Sache für sich ist. Weder im Internet noch auf den Tickets wurde gesagt auf welchem Gleis der nächste Anschluss zu finden ist - 8 min Umsteigezeit und einige wenige Minuten Verspätung sollten trotzdem reichen um sich bei diversen Schaffnern oder Leuten durchzufragen, wo denn der nächste Zug zu finden ist. Nach einem gut angesetztem Sprint wurde dann doch der richtige Zug gefunden. Dieser IC stammte allerdings wohl noch aus der kommunistischen Zeit, als die Menschen noch kleiner waren und kein Gepäck dabei hatten, denn früher gab es ja nichts zu kaufen oder es war zu teuer - lass das mal in Ruhe! Bei der Ankunft in Torun mussten wir feststellen, dass die Welt auch hier stehen geblieben ist. Wer jetzt denkt, jetzt kommt ein sarkastischer Kommentar bezüglich irgendwelcher kommunistischen Überreste wird allerdings enttäuscht. Die Stadt sprüht einen wahrhaft mittelalterlichen Charm aus. Dank Pan Janek (Ledercapi, Lederjacke, Lederhandschuhe und Lederschuhe - Erkennungsmerkmal eines echten Polen)  und seiner überaus fundierten Kenntnisse über die Stadt  - "Das ist so!!" - wurden wir darüber aufgeklärt, wo der berühmte Kopernikus lebte und studierte und wo der kleine Bruder vom schiefen Turm von Pisa steht, welcher dank echter polnischer Handarbeit nicht einsturz gefährdet ist, wie sein italienischer Bruder - Polak potrafi eben! Neben der zahlreichen stabilen Bauten ist Torun bekannt für seine Lebkuchen, welche bei weitem so gut sind wie die aus Aachen - wenn nicht sogar besser - "So ist das!!" Polak potrafi!. Wer von dem Rynek genug hat sollte die kleinen Nebenstraßen und Gassen besuchen, welche mit zahlreichen kleinen Figuren geschmückt sind und kleine Geschichten erzählen - wers nicht glaubt sollte selbst die Stadt besuchen oder Pan Janek fragen, denn "So ist das!!"