Mittwoch, 23. Mai 2012

Die lieben Rentner

Ich hatte bereits über das Straßenbahn-fahren mit Rentnern in Polen berichtet. Das internationale Rentnertum verhält sich ja überall gleich. Sie müssen dann in der Bahn sitzen, wenn normale Leute zur Arbeit, Uni oder ins Freudenhaus unterwegs sind. Ja, gerade dann macht es doch besonders Spaß. Desweiteren ist man natürlich der Ansicht, Sitzplätze reserviert zu haben, auf Lebenszeit!
Jedoch ist nicht jeder polnische Rentner gleich. Generell muss man hier vorab zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Die männlichen Rentner ( kurz: Opas ) sind wesentlich pflegeleichter. Selten hört man Beschwerden oder Ähnliches. Da die Bosheit per se im Weibe liegt, ist es auch hier klar, wer der Übeltäter ist.
Die polnische Babcia (=Oma)! Die polnische Babcia muss aber auch entsprechend aufgeteilt werden.
Zum einen - und das ist leider der aussterbende Teil - gibt es die lieben netten, kleinen, fragilen und putzigen Omas, die alles für ihre Familie bzw. speziell die Enkel geben und niemandem Umstände bereiten wollen.
Dann gibt es aber noch die Babcias die wirklich schrecklich sind. Und ich meine hier richtig schlecht, so wie der fiese Skelletor. Damit es nicht zu Unklarheiten bezüglich der Bezeichnungen kommt, nennen wir diese Babcias lieber die fetten Babcias.
Warum? Weil sie eben meistens Fett sind.

Diese "Damen" zeichnen sich durch permanentes Leiden aus. Die Welt muss wissen, dass es ihnen, ja nur ihnen, absolut schlecht geht. Deswegen wird jedem sofort erzählt, wie ungeheuer Übel es das Leben mit ihnen meint. Obgleich die fetten Babcias überdurchschnittlich viel wiegen, nagen sie doch ständig am Hungertuch. Man hat ja schließlich nichts und ist unglaublich arm. Weil man aber nun mal so arm ist, muss man täglich in die Stadt fahren, in Geschäfte gehen und Kaffee sowie Kuchen - am besten zu eine Art Brei vermischt - zu sich nehmen.
Da man ja das Monopol auf allgemeines Unglück und Leid hat, gibt es auch automatisch niemanden, der mehr leiden darf. Solch eine Situation musste ich heute in der Bahn erleben. Ein junges sympathisches Mädchen musste mit der Bahn fahren. Wie es der Zufall nun will, hatte sie ein Bein gebrochen und bis zum Knie im Gips.
Ich stand selbstverständlich neben einem vier Personen-Platz welcher von Rentnern okkupiert wurde.
Als niemand aufgestanden ist, habe ich die jüngste von den fetten Damen höflich gebeten, sie möge doch dem Mädchen Platz machen. Die Dame stand auch auf, jedoch nicht ohne mir einen Blick zu zuwerfen, der ca 20. Flüche enthielt. Endlich konnte das Mädchen mit dem Bein sitzen, nach einer Station beschwerte sich aber die Rentnerin gegenüber von ihr darüber, dass sie doch bitte ihr blödes Bein wegnehmen solle. Schließlich muss die Dame hurtig aussteigen können.
Das Mädchen schaute dann recht perplex und jeglicher Erziehung zum Trotz, wagte sie dann zu sagen: Entschuldigung, aber ich habe mir das Bein nicht zum Spaß gebrochen, sie haben genug Platz. Besagte fette Babcia ist ob dieser unglaublichen Beleidigung nun vollends ausgerastet und ergoß jeglichen Sermon ihres Lebens über das arme Mädchen:

Sie ist ja schließlich nicht zum Spaß in der Bahn, sie fährt in die Stadt um Arme und Kranke zu pflegen! ALLE hätten abgesagt, nur sie nicht und das obwohl sie selber unglaublich Krank ist... blabla....was fällt dir ein....ich in deinem Alter....


Ja die Dame hat wirklich in der dritten Person von sich geredet...

Freilich hat niemand die Frau zurecht gewesen. Wie denn auch? Das gehört sich nicht! Was sollen denn die Leute denken?

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