Mittwoch, 2. Mai 2012

Auf zum Besuch!

Samstag war es soweit; an einem sonnigen Tag haben wir einen kleinen "Besuch" bzw. Bässsuch in Chorzow gemacht. Olivias Onkel und Tante empfingen uns ungemein herzlich, typisch Leute aus die Polllen bzw. Oberschlesien. Jeder der Familie in Polen hat und diese irgendwann besucht hat, weiß jetzt schon was folgen wird...
Doch gehen wir chronologisch vor liebe Freunde. Um kurz vor eins brachte uns das Taxi in die bunte post kommunistische Siedlung. Olivias Tante wachte ungeduldig am Fenster und machte den letzten Worten des Grafen von Monte Christo alle Ehre. Harren und hoffen. Kaum in der Wohnung angekommen mussten wir natürlich einen Kaffee trinken und ein paar Happen Sahnetorte und Berliner zu uns nehmen. Wir fallen ja vom Fleisch. Bedenken wir noch mal kurz die Zeit: Kurz vor eins! Olivias Tante erwähnte freilich ganz beiläufig, dass sie jeden Tag zum Hochamt geht, sehr löblich.Gegen halb zwei, hieß es bereits:

Langsam sollten wir uns auf den Weg zum Restaurant machen! Ist ja schon halb zwei!

Ich war anscheinend sichtlich verwirrt, hatten wir doch gerade ca. 1 Kilo Torte zu uns genommen.
Kurz vor zwei waren wir also auf dem Weg ins Restaurant. Jeder weiß natürlich, dass die polnische Küche für ihre leichte mediterrane Art bekannt ist. Bei 27 Grad Barszcz z Krokietem und danach ein lockeres Schnitzel mit Käse überbacken führt zu allgemeinen Wohlbefinden. Olivias Onkel fragte mich, ob ich denn ein Bier mit ihm trinken würde. Dieses musste ich leider verneinen. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, er war etwas verwirrt ob der Tatsache, dass jemand Bier ausschlägt. Listig wie er ist, hat er aber schnell geschaltet und fragte sogleich darauf:

Ale kieliska wódki pan sie napije / Aber ein Gläschen Wodka trinken sie doch ?

Das konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Was sollen schließlich die Leute in dem Lokal denken!
Ferner war es schon nach zwei. Hier sollte dem Polen-unerfahrenem Leser eine rasche Erklärung geboten werden. In Deutschland bedeutet der sogenannte "Kurze" ein Glas mit einem Volumen von max. 2 cl also 20 ml. In Polen liegt der normale "kleine" Schnaps - z.B. nach dem Essen - bei 4 cl also 40 ml.
Dort wo wir allerdings waren, lag die geringste Schnapseinheit bei 5 cl. Ich musste dann zwei kleine (!) mit ihm trinken. Nachdem Essen folgte der obligatorische Spaziergang nachhause. Mittlerweile war es drei Uhr, wir kamen wieder an. Ich war so geschafft, hätte ich die Äuglein zugemacht...ich wäre für Stunden weggesnorgelt.
Da ca. 15 Minuten seit der letzten Nahrungsaufnahme vergangen waren, gab es jetzt ein leichtes Eis mit Schlagsahne.
Nachdem Eis ereignete sich das Schlimmste was einem passieren kann, wenn man bei der Familie seines Partners zum ersten Mal vorstellig wird. Ein sanftes Rumoren im Darmbereich kam Hand in Hand mit einem zärtlichen Schweißausbruch und ich wusste:

Diarrhoe

Gott sei Dank hat mein Mädchen für diesen Fall vorgesorgt und immer Immodium Akut in ihrer Geldbörse verscharrt. Selten war ich so dankbar für ihre Tablettensucht.
Als Olivias Tante dann um kurz nach vier den Snack vor dem Abendbrot warm machen wollte, mussten wir wirklich höflichst ablehnen. Hätte ich weiter gegessen...Ihr würdet diese Zeilen niemals lesen können.
An dieser Stelle sollte noch erwähnt werden, dass zwischendurch immer ein kleines Gläschen (!) Schnaps auf das schöne Wetter getrunken werden musste.
Sichtlich fertig, drei Kilo schwerer und total müde machten wir uns dann auf den Heimweg. Natürlich haben wir noch ein paar Frankfuterki / Würste und Schinken mitbekommen. Damit wir auf der Fahrt nicht verhungern.
So verläuft nun einmal eine kurze Visite bei Verwandten in Polen. Wer das einmal erlebt hat, weiß nun auch warum der Film Das große Fressen in Polen niemanden schockieren konnte.


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