Mittwoch, 29. Februar 2012

Update Klischees

Um Himmelswillen! Wäre es nicht gerade eben wieder passiert, so hätte ich das UR-KLISCHEE zwischen Deutschen und Polen vergessen. Sobald ein Pole erfährt, dass neben ihm ein Deutscher sitzt ( es spielt keine Rolle ob man ursprünglich aus Polen stammt...das macht es eigentlich nur noch schlimmer! Landesverrat usw.)
kommt irgendwann im Laufe der Zeit folgende Frage bzw. Aussage:
"Also ihr in Deutschland, ihr seid ja so super reich und so."
Egal wie oft ich das schon gefragt wurde bzw. wie oft mir diese Aussage an den Kopf geworfen wurde, ich könnte mich jedesmal aufs Neue aufregen.
Mittlerweile sollte ich eine Mp3 Datei auf dem Handy mit mir rumtragen und diese dann bei Bedarf abspielen. Freilich muss diese Datei folgende Informationen enthalten:

- Ja wir verdienen mehr, aber bei uns ist alles andere teurer: Lebensmittel, Versicherungen, Miete usw.
- Bsp. Disco. In Polen kostet eine Flasche Wodka mit 6 Dosen org. Red Bull max. 30 euro
-> In Deutschland ist man 100€ los ( spätestens hier bekommen die Polen große Äuglein )
- Dann werden noch endlose Beispiele angeführt und natürlich ist es in Polen [noch] schwerer als in Deutschland usw. aber wir sind nicht alle reich und baden in Champagner!

Ich liebe Klischees...

...weil sie einfach größtenteils wahr sind. Jeder der jetzt sofort rumheult und anfängt mit:

"Aber alle sind nicht so und generell bist du voll der super hyper mega Nazibösewichtmensch aus Wolfenstein 3D, weil du Leute bestimmt voll viel doll mit deinen Klischees gegeneinander aufhetzt bzw. Kriege anzettelst!"


! Bitte, mein politisch korrekter Freund, lese nicht weiter!

Unabhängig von meinen Klischee-Erfahrungen die ich in Deutschland sammeln durfte, kommen nun die aus Polen hinzu.
Nach knapp drei Wochen Erasmus hat man mittlerweile eine Vielzahl von verschiedenen Menschen aus eben verschiedenen Ländern kennengelernt. Jedesmal wenn ein Erasmuskurs stattfindet ( also auf Englisch ) passiert folgendes:
- Deutsche Erasmus Studenten sind überpünktlich und schon ca. 10 Minuten vor Kursbeginn anwesend, sitzen artig auf ihren Plätzen, das Heft ist aufgeschlagen und sie harren der Dinge die da kommen mögen

- Spanier, Griechen und Mexikaner verspäten sich min. um 15 Minuten aufwärts und entschuldigen sich auch nicht für das späte Erscheinen, deswegen ist die Wirtschaft in diesen Ländern so stabil wie der sowjetische Rubel 1989. Leistungsbereitschaft wird dadurch demonstriert, dass Schlaf recht zügig innerhalb des Kurses nachgeholt wird.

- Briten sind recht pünktlich und besonders höflich, zumindest solange bis der Unterricht vorbei ist.

- Türken fragen während des Kurses und auf der Facebook Gruppe dauernd nach, wo denn die nächste Party stattfindet auf der nur Saft getrunken wird ( Musik Alkohol und Co. ist haram und so )!

- Die Polen sind aber immer noch die Besten, bo polak potrafi bzw. umi kombinowac!! Polen schaffen es irgendwie an 5 verschiedenen Kursen gleichzeitig teilzunehmen, die Klausuren hinzubekommen und kennen alle Tricks, wenn es darum geht das System zu umgehen.

- Der Holländer der noch mehr Menschen hasst als Deniz von O2, meckert stets rum und wünscht allen Schlechtes

Auch wenn es jetzt anders erscheinen mag, aber ich liebe diese Klischees wirklich und kritisiere damit auch niemanden. Vieles gehört eben zu der Mentalität dieser Menschen und das macht sie ja auch schließlich aus. Jeder der hier irgendwie als Beispiel gedient hat, ist total herzlich und sympathisch. Wenn man über etwas Humor verfügt, können Klischees sogar verbinden.



Dienstag, 28. Februar 2012

Zeitreise

Heute war ich am Hauptbahnhof in Krakau, weil Olek Tickets kaufen musste. Olek fährt weit weit weg, deswegen bin ich am Wochenende alleine. Ich finde, dass ein Bahnhof stets das Aushängeschild einer Stadt ist. Die großartige Stadt Krakau, inoffizielle Hauptstadt Polens verfügt über ein Wurmloch im Raum-Zeit Kontinuum. Als Olek ihre Tickets gekauft hat, musste ich die Toilette aufsuchen. Mysteriöser-weise führten die Schilder mich Richtung Gleise und ich musste eine Treppe runtergehen in ein Kellergewölbe. Sobald man diese Tür öffnet macht man einen Zeitsprung. Polen 1962. Man hört zwei Typen richtig Kauderwelsch reden, selten hört man jemanden überhaupt noch so Polnisch sprechen. Die beiden sahen aus wie Vater und Sohn, aber eher so aus einer inzestuösen Verbindung, als aus einer natürlichen. Im Hintergrund lief ein Fernseher der doppelt so alt war wie ich. Vater und Sohn spielten irgendein komisches Kartenspiel, sobald sie mich wahrgenommen hatten, krächzte einer von beiden ( ich weiß wirklich nicht wer ): 2 zloty!!!! Ich legte ihm das Geld also hin und er nahm es sofort um es beim Kartenspiel einzusetzen. Ich musste durch ein paar verstörende Räume wandeln und kam dann dort an, was wohl mal ein Klo war. Der Zustand besagter Toiletten hätte nicht schlimmer sein können. Ich dachte erst, dass die beiden dort putzen, aber anscheinend hausen die einfach dort bzw. haben sich dort eingerichtet und kassieren Geld von Leuten in Not. Papier gab es nicht, ebensowenig funktionierte einer der drei Wasserhähne ( Baujahr 1902 ). Über die Toiletten selbst verliere ich kein Wort.
Aber eines meine lieben Leser verspreche ich euch! Am Sonntag werde ich das Olek vom Bahnhof abholen und dann eine Full-HD Aufnahme dieser Toiletten machen und hier hochladen. Das muss man mal gesehen haben, sonst glaubt das keiner.

Verrat! Wohin man sieht!

Verrat! Heute morgen musste ich entdecken wie Manfred das Schwein bzw. Rabe einen Schlüpfer von Olek auf dem Kopf hatte. Nun weiß ich nicht, ob er diesen böswillig entwendet ,oder aber - was noch viel schlimmer wäre- Olek ihm besagtes Kleidungsstück geschenkt hat! Ich war aufjedenfall der Gehörnte und es dürstete mich nach Genugtuung!
 Du Rabe!, brüllte ich. Nahm behände das überaus handliche Titanküchenmesser in die Hand und wollte den garstigen Nebenbuhler zur Strecke bringen. Doch Raben sind zäher als man denkt...









.
 Die Schlacht hatte er gewonnen, doch den Krieg gewinne ich!

So genug Schabernack betrieben, ich muss zur Uni!

Hurray for Huckle!

Seit geraumer Zeit schauen wir morgens beim Frühstück immer die Kinderserie: Hurray for Huckle!
Auch wenn es sonderlich erscheinen mag, so sind Kindersendungen doch die besten Sendungen um das Hörverständnis in einer anderen Sprachen zu schulen. Die Figuren sprechen langsam und deutlich, keine Umgangssprache und der Wortschatz ist entsprechend leicht. Eigentlich wäre das ganze keinen Eintrag wert, wäre mir nicht heute ein besonderes Umstand in der Sendung aufgefallen.
Das ist also Huckle und seine dämlichen Freunde. Huckle heißt in der polnischen Version natürlich Wawel. Kernstück der Sendung ist, dass Wawel und seine dämlichen Freunde mit irgendeinem Rätsel konfrontiert werden und es lösen. Wie man sieht, sind alle Figuren Tiere. Diese Tiere können auch Auto fahren usw. Beispielsweise fährt die Raupe einen Apfel, ein Hase fährt ein Karotte usw. Einzige Ausnahme bilden hier die beiden dummen Schweine. Erst einmal war ich verwundert, dass die Schweine - welche wirklich dumm sind -anscheinend die ganze Sendung hindurch nur über das Essen von Fleisch sprechen. Ich war jedoch sichtlich verwirrt, als ich das Vehikel der Schweine gesehen habe...eine fahrende Wurst ( Zweisitzer Coupe ) mit einem Anhänger voller Fleisch.

In diesem Sinne,

Montag, 27. Februar 2012

Unterricht bei Simon Sandmann...

Ich hatte heute das erste Seminar auf Polnisch. Am Anfang war es etwas anstrengend zu folgen, aber später ging es doch recht gut. Der Dozent sieht aus wie Simon Sandmann nur mit 35 Jahren und Bart. Polnische Seminare unterscheiden sich eigentlich kaum von deutschen Literaturseminaren. Selbst die Leute ähneln sich vom Typ her. Der langhaarige Träumer, zottelige Typen, dann ist da einer der doch nur singen will usw. Am besten sind aber die Herren, die meinen mit 19 Jährchen schon die große Ahnung von Literatur gefressen zu haben. Diese Krankheit von Mensch scheint international zu sein.

Zu was anderem; übers Wochenende hatten wir kein heißes Wasser, da der Ofen irgendwie ausgegangen ist....jaja der Ofen blieb kalt ( Ecki )! Heute ging er wunderbarerweise wieder. Irena hatte ihre zauberhaften Händchen ins Spiel gebracht. Habe sie auch artig angerufen und danke gesagt. Man mag es kaum glauben, aber wenn man mal wirklich auf heißes Wasser verzichten musste, lernt man auch die kleinen Freuden des Lebens zu schätzen. So musste ich Olek immer an die Weichsel schicken, damit sie sich anständig waschen kann. Das schien sie nicht zu stören, da sie aus Dortmund kommt. Heute darf sie wieder für eine ganze Minute warm duschen. 

Sonntag, 26. Februar 2012

Willkommen in der islamischen...äähh katholischen Republik Polen....

Welch herrlich provokanter Titel. Einwenig überspitzt, aber doch passend, wenn man sich dieses besondere Exemplar von Gottesdiener ansieht:


Natürlich sind nicht alle Priester so drauf wie dieser Herr, der einem fundamentalistischen Islamisten alle Ehre machen würde. Für alle die kein Polnisch können, hier kurz und zusammengefasst, was alles als satanisch gilt bzw. was als signifikantes Anzeichen für das Interesse des Teufels gedeutet werden könnte:

- Gel in den Haaren ( Gott sei Dank hab ich nicht mehr viele )
- Grelle Farben von Nagellack
- Computer, Internet und Co.
- Fernsehen
- Musik - allen voran der böse schwarze Rock und Techno ( House und minimal ist aber okay )
- Pokemon ( Gott sei Dank ist Digimon und Yu-Gi-Oh erlaubt )
- Quake und Spiele jeglicher Art
- Karate, Feng Shui und Telekinese ( bösen Jedis )
- Psychologie, Aikido und Harry Potter
- Oxford

Traurig traurig...

Samstag, 25. Februar 2012

Clone Wars!

Bevor ich mit dem Studium der Slavistik begonnen habe, kannte ich vergleichsweise wenige polnische Familien. Schon zeitig ist mir aufgefallen, dass meine Onkel und Tanten stets dasselbe Verhalten wie meine Eltern an den Tag legen, wenn es um die Züchtigung des eigenen Aufwuchses, oder aber - damit mal ein positives Beispiel genannt wird - um die Ausrichtung von Feierlichkeit geht. Als ich nun anfing zu studieren lernte ich zwangsläufig andere junge Spätaussiedler kennen. Im Laufe der Zeit geriet man dann ins Gespräch und wenn jemand dann etwas von "seiner" Familie berichtete, so war mir, als ob jemand Geschichten von meiner Familie erzählen würde. Gerade polnische Väter scheinen ein Standardrepertoire zu haben, wenn es um Sprüche, Weisheiten oder bestimmte Verhaltensnormen wie dem Anfertigen von Schuldscheinen jeglicher Art geht. 
Nun hegte ich den Verdacht, das "damals" / za komuny alle Väter eine Art vaterländisches Erziehungsprogramm durchlaufen haben, welches mittels totaler Indoktrination exaktes Erziehungsverhalten über ganz Polen verteilen soll. Schließlich sollen kleine gehorsame obywatele erzogen werden!
Meine andere Vermutung war, dass es sich um ein raffiniertes Klonprojekt handelt. Sobald also die Genossen Kinder bekommen haben, wurde die Direktive 25 aktiviert.
Warum ich jetzt plötzlich darüber schreibe? Nun ja, teilweise sind die Wände in unserer Wohnung recht hellhörig und neben uns wohnt eine recht junge polnische Familie. 
Wenn die Kinder erzogen werden müssen, "hören" wir diese Erziehung wirklich sehr genau! Jedoch ist dies nicht der ausschlaggebende Punkt. Heute hatte Familie...nennen wir sie mal Breszak, irgendeine Form von Familienfeier und das natürlich genau zu der Zeit als ich Bubu machen wollte. Anfangs war ich noch verärgert, mit der Zeit konnte ich aber kaum noch vor lachen. Wieder einmal hätte ich eine Checkliste rausholen können...Zu Beginn, die total überschwängliche Begrüßung! Küsschen wurden ausgetauscht blablabla," kommt rein, gib mir deinen Mantel, oh das Geschenk wäre doch nicht nötig gewesen..."
Mit der Zeit wurde der "Bäsuch" komplett und Olek meinte dann so im Halbschlaf: " Das hört sich genauso an wie bei deiner oder meiner Familie" Tatsache war jedes zweite Wort: Szwagier! und es ging ferner permanent ums Essen, was sonst!

Donnerstag, 23. Februar 2012

Sie war schwanger....

Selbst das Gemüse ist in Polen anders! Es ist besser! Die fleißige Paprika die wir gekauft haben, hatte schon eifrig eine Neue hergestellt. Olek hat fachmännisch "entbunden". Ich habe die kleine Paprika in ein Küchentuch gewickelt und vor eine der zahlreichen Kirchen gelegt. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann man davon ausgehen, dass der Pfarrer - aufgrund der Form der kleinen Paprika - die Botschaft falsch verstanden hat. Möglicherweise ist die Paprika jetzt bei Gott oder....
Unabhängig davon, bin ich ja ansonsten für meine Antipathie bezüglich Gemüse bekannt. Hier esse ich es aber recht gerne. Es schmeckt mir einfach besser. Möglicherweise mischen sich hier patriotische Gefühle mit heimischen nicht holländischem Anbau. Wenn Olek keinen Ausflug zu einem Bauernhof planen sollte, wird dieses Rätsel ungelöst bleiben.

Der erste Kurs...oder nein...der Zweite!

Warum der Zweite? Der erste ist direkt mal ausgefallen. Ist wohl so, genauso wie das das interne Unisystem ( USOS ) auch nicht funktioniert. VSPL aus Bochum lässt hier grüßen!
Der erste Kurs den ich also hatte, war komplett auf Englisch. Zugegeben, ich war recht gespannt und dachte das Pensum wäre enorm, nahezu unmenschlich! Um ehrlich zu sein, dass war ein Masterkurs der psychologischen Fakultät über Bilinguale usw. also reinste Psycholinguistik und es war...einfach, ja sogar einfacher als bei uns. Aber der erste Eindruck mag hier täuschen, deswegen will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Was soll man noch weiter sagen? Die Uni hat angefangen, es ist immer noch unklar wann welche Kurse genau stattfinden. Spricht man dieses direkt an, beispielsweise in einem freundlichen Sekretariat, so wird einem häufig geraten, den Dozenten anzuschreiben.
Listig wie ich nun mal von Geburt an bin trumpfe ich hier immer mit einer Gegenfrage auf. Folglich frage ich dann: "Wenn der Dozent doch weiß wann und wo der Kurs stattfinden soll, wieso steht das dann noch nicht auf der Kursliste bzw. ist online verfügbar?"
Auf solch einen Affront bekommt man immer den Blick als Antwort, den eigentlich die Lepra-spuck-Frau patentiert hat. Langsam aber sicher blicke ich aber durch das System und kann morgen wieder ganz viele Kopien machen und viel erledigen, ehe es am Montag wieder in die Uni geht!

Mittwoch, 22. Februar 2012

Krakauer Impressionen I - Rynek




























Lasertag mit Marian aus Slowenien

Heute haben wir - nachdem wir endlich ein Ticket kaufen konnten - mit den Erasmus Leuten einen Ausflug in den Lasertagpark gemacht. Zu diesem Zweck haben wir uns alle vor dem Collegium Novum getroffen. Dort lernte ich viele Leute aufs Neue kennen. Eigentlich hab ich einen Großteil der Leute schon am Montag kennengelernt. Doch weder ich, noch die anderen konnten sich an etwas erinnern; da wirklich alle Leute am Montag Bachus zugesagt hatten und das Erinnerungsvermögen in Klausur geschickt wurde. Dann lernt man sich eben auf ein Neues kennen. Ein jovialer Bursche ist mir sofort aufgefallen. Marian aus Slowenien. Marian hatte sich schon den Respekt der anderen Erasmus-Männchen "erzecht" und hatte stets einen flotten Spruch auf den Lippen, welchen er im feinsten slowenischen-Akzent Englisch - bei Bedarf - zum Besten geben konnte. Kurzum, ein lockeres Kerlchen von enormen Ausmaß. Warum ich euch von Marian erzähle? Nun ja, Marian hat heute wirklich den Spruch des Tages, wenn nicht sogar der Woche gebracht.

Als wir beim Lasertag eingewiesen wurden, hat der Lasertagmensch kurz alle Knöpfe an den Waffen usw erläutert. Welchen Knopf man zum Schießen drücken musste, zum "sichern" und man konnte sogar Granaten werfen. Allerhand Knöpfe dachte ich mir. Marian musste wohl an etwas anderes denken und schaute zu Ali, einem Erasmusstudenten aus der Türkei rüber, lehnte sich in meine Richtung und brummte mit seinem Akzent in mein Ohr: "I´ll bet 10 zloty, that muslim guy will ask if there´s a suicide attack button!"
Selten musste ich mich so sehr anstrengen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen....vor Entrüstung selbstverständlich. Daraufhin habe ich Marian aber - wie immer stets politisch korrekt - zurechtgewiesen. Für solch eine Entgleisung hätte er eigentlich ein Fernsehverbot bekommen müssen.
Unabhängig davon, macht Lasertag spielen wirklich verdammt viel Spaß und ich kann verstehen, warum Barney Stinson dieses Spiel so liebt.
Olek sollte hier noch lobend erwähnt werden, da sie 53 Kills geschafft hat, mehr als jeder Junge, abgesehen von mir natürlich!

Cholera.... to tylko w Polsce jest mozliwe....

Einen Tag bevor die Uni richtig los geht, gab es heute noch jede Menge zu erledigen.
Endlich war die Uni in der Lage unsere Studentenausweise anzufertigen und - man mag es kaum glauben - die Kursliste ist zu ca. 75 % vollständig. Das ist doch mal ein super Aushängeschild für eine Universität von Weltrang. Studenten aus der ganzen Welt kommen nach Polen und man ist nicht in der Lage die Kurslisten komplett online zur Verfügung zu stellen. Erst jetzt war es uns auch möglich ein Studententicket zu erwerben. In Polen zahlt man zwar keine Studiengebühren, aber man muss sein Ticket selbst bezahlen. Macht aber nichts, da das Ding für 6 Monate nur 184 zloty kostet. Das sind etwas mehr als 45€, also durchaus fair. Um aber an dieses Ticket ranzukommen, muss man erst einmal den Passierschein a38 haben.
Für jeden nicht-Polen kommt jetzt der schwierige Part. Reicht es an der Ruhr-Uni aus seine Karte - nachdem der Studienbeitrag bezahlt wurde - in den dafür vorgesehenen Schlitz zu stecken, macht man sich das Leben in Polen etwas schwerer. Warum? Weiß ich doch nicht! Ich denke in Somalia ist es einfacher ein Studententicket zu erhalten als in Polen. Doch will ich hier allen Menschen zwecks kultureller Verständigung mal Schritt für Schritt erläutern, wie man als Student, ein Studententicket in Polen bekommt.

1. Man muss an einer Uni eingeschrieben sein
2. Studentenausweis beantragen und ein Passfoto abgeben
3. Warten
4. Euer Foto wurde verloren, kehrt zurück zu Punkt 2
5. Siehe Punkt 3
6. Die Ausweisdruckmaschine ist kaputt ( ein sog. awaria )
7. Holt den Ausweis nach mehreren Wochen ab
8. Freut euch ( Vergünstigungen und Co. erwarten euch )....
9.....aber nicht zu früh, denn ihr müsst ja erst Mal das Ticket kaufen
10. Dafür müsst ihr in ein separates Geschäft
11. Dicke Frau hinter Panzerglas schickt euch wieder weg, schließlich habt ihr kein Passbild dabei
12. Passbild holen, abgeben, bezahlen. Nun bekommt ihr ( anstatt das man alles auf den Studentenausweis "lädt" ) insgesamt DREI Karten zurück
13. Ihr braucht tatsächlich 3 Karten für einen Ticket....siehe Foto und ja ich weiß, es ist ein Verbrecherfoto

Cholera....to tylko w Polsce jest mozliwe....( auf Deutsch: *Schimpfwort*...das ist nur in Polen möglich )

Dienstag, 21. Februar 2012

Damian Dziura und irgendwie fehlt mir der Rest des Abends

Die alten Römer nannten es Fatum, in England sagt man fate und in Sweden öde. Ich konnte dazu nur Schicksal sagen. Was war passiert? Wir haben gestern die Wohnung verlassen und im Treppenhaus meinte ich noch: "Ich hab keine Lust bei der Kälte zu laufen, dass nächste Taxi das wir sehen halten wir an."
Wir gehen aus dem Haus und direkt vor der Haustür steht ein Taxi und wartet. Der Taxifahrer hieß Damian Dziura ( zu deutsch: Loch ) und hat uns zum Schnäppchenpreis gefahren. Es ist immer gut einen Stammtaxifahrer zu haben. In der Disco angekommen wurde ich Opfer von günstigen Preisen und kulturellem Austausch. Deswegen war ich mehr nachher mehr als nur leicht derangiert und geschwollen. Ich denke ich brauche dieses hier nicht weiter auszuschmücken. Jedoch habe ich eine Erkenntnis davon tragen können.

In den Momenten in denen wir am schwächsten sind, wissen wir am besten wen wir brauchen.

Eine Erkenntnis die ich jedem von euch ans Herz lege.

Wenn ihr euch- aus Versehen natürlich - betrinkt und richtig aus dem Leben schießt, wenn ihr kaum noch Laufen könnt, wenn ihr das halbe Bad ( bedingt durch orales ejakulieren von Mageninhalt ) besudelt und euer Mädchen euch sicher nachhause bringt, nicht mit euch schimpft und euch am nächsten Morgen noch das Köpfchen streichelt obwohl ihr es nicht verdient hättet. Dann haltet sie fest! Haltet sie so fest, dass noch nicht einmal Gott sie euch wegnehmen könnte!


Montag, 20. Februar 2012

Manfred knows how to party!

Neues von Manfred!
Da heute eine der 25 Millionen Erasmus Parties ist, will ich mich da natürlich blicken lassen. Freilich aus Gründen des interkulturellen Dialogs und dergleichen. Da Olek nicht trinken will und man nicht alleine trinken soll - obgleich ich das häufig abends im dunkeln mache und dabei weine - brauchte ich einen Trinkpartner.
Manfred stand einsam und allein auf seinem Platz und schaute mich aus seinen traurigen Plastikäuglein an.
Herzlos ist ein jeder zu schimpfen, der da nicht schwach wird!
Also durfte Manfred zum ersten Mal in die Wohnung und Party machen!
Mal sehen wie der Abend endet, aber eines wissen wir jetzt:


Manfred knows how to party!!


 Wie er sich freut! Langsam denke ich, dass Manfred sprittet. Egal, heute sei es ihm erlaubt!
 Ich wollte gerade mit ihm anstoßen, da versenkt er schon seinen Schnabel im Schnaps. Gierig trinkt er alles in einem Zug leer. Er will unbedingt mit auf die Party, an der Tür würde es aber Probleme geben.
Gierig ist er, vertragen kann er aber nichts. Nachdem Manfred das erste Glas so zügig leer gemacht hatte, ist er schlagartig mit dem Schnabel im Glas eingeschlafen!

Erster Uni Tag und der Ossi darf nicht fehlen!

Heute um 11:00 Uhr hatten wir das erste Erasmus Meeting in der Aula. Die Jagiellonen Universität ist wirklich atemberaubend. Man verspürt richtig Lust zu lernen, nicht wie in unserem Betonbunker. Ich liebe ja so Veranstaltungen mit vielen Menschen auf einmal. Es gibt immer mindestens zwei Menschen die immer irgendwelche dämlichen Fragen stellen müssen. So war es auch heute. Eigentlich wurde alles sehr genau und leicht verständlich erklärt, aber nein man musste sich ja wieder melden. Ich habe mir diese Personen dann angesehen und das Aussehen passte sofort zu der dummen Frage. Diese beiden Pappnasen gehörten schon in der Schule zu denen die immer gefragt haben: "Und was kommt in der Arbeit dran? Auf welchen Seiten steht das nochmal im Buch?"
Wie es der Zufall so wollte fanden wir uns dann ein paar Stunden später im Erasmus-Office wieder. Mit uns in der Schlange stand natürlich ein Vollblut Ossi, den ich sofort fachmännisch ohne weitere Informationen und bevor er etwas sagen konnte, als solchen deklariert habe. Ich denke es liegt in der Natur des Ossis überall auf der ganzen Welt fehl am Platz zu sein. Egal wo man einen Ossi hinstellt, fast jedem Menschen fällt auf: der gehört hier irgendwie nicht hin bzw. ist neu hier. Völlig hilflos steht der Ossi als solches darum und weiß gar nicht wo er hin soll. Der Gesichtsausdruck verrät dem aufmerksamen Beobachter unmittelbar ( also mir ), dass der werte Herr aus Chemnitz und Umgebung kommt. Wir hatten uns kurz unterhalten und auch hier hätte ich - ähnlich wie mit der Kirche - einen Checkliste rausholen können. Es liegt ja in der Natur der Dinge, dass ein Ossi permanent unzufrieden ist. So hat dieses wandelnde Klischee seiner Herkunft alle Ehre gemacht. Es ist generell immer recht ratsam sich sofort über die absurdesten Dinge zu beschweren. Beispielsweise hat es ( nennen wir ihn mal Ronny ) missfallen, dass er sich tatsächlich selbst eine Wohnung suchen muss. Freilich waren alle anderen Schuld, nur nicht Ronny. Ronny war ebenfalls besonders clever, er sucht zwar immer noch eine Wohnung hatte sich aber in seiner unendlichen Weisheit mehrere Monate vor der Abreise bei Facebook abgemeldet bzw. gelöscht. Ferner passte es ihm dann ganz und gar nicht- eher grenzte es schon fast an Fremdenfeindlichkeit - dass es für Menschen wie ihn keine extra Information jenseits von Facebook gibt. Das ist doch Unfair! Komischerweise stand in unserer Nähe eine Weißrussin, die ebenfalls kein Facebook hatte, sich jedoch wunderbar selbst bzw. per Mail informieren konnte. Ob Ronny jetzt eine Wohnung hat wissen wir nicht, vielleicht wird er irgendwann zu einer der vielen urbanen Legenden aus Krakau gehören.Swiety Ronny auf der ewigen Suche nach einer Wohnung, die aber dann doch bitte jemand anders für ihn suchen soll.
Unabhängig vom Ossi als solches erfährt man in einer langen Schlange allerhand mehr oder weniger unterhaltsame Dinge. So konnte ich heute erfahren, dass spanische Erasmus Studenten im Schnitt zwischen 600-900€ im Monat bekommen; wohingegen unser eins weit unter 200 liegt. Eine Studentin aus München kommentierte dieses mit folgenden Worten recht bissig: "600-900 für die Spanier? Was kriegen die Griechen dann? 50000€ im Monat plus Pension für die Oma?"
Ach ja mein Herz blühte kurzzeitig auf, ich hatte einen Freund gefunden!

Sonntag, 19. Februar 2012

Das kenn ich doch irgendwoher...

Ich liebe die Welt der Gerüche, die sog. olfaktorische Wahrnehmung; jeden Tag aufs neue erlebe ich altbekannte oder neue Düfte.
Ist es nicht so, dass ein bestimmter Duft uns viel intensiver an bestimmte Personen, Orte oder Begebenheiten erinnern kann.
Vermag ein Duft mehr zu erreichen als Bilder, Filme oder Ähnliches? Spätestens sobald ich über die deutsch-polnische Grenze fahre, nehme ich nach knapp 1 Kilometer diesen "typisch" polnischen Geruch wahr. Es riecht hier halt nach Polen. Beschreiben kann ich ihn nicht, er gehört vielmehr zu den Dingen, die man selbst erfahren haben muss.
Uns bekannte Gerüche, ja alltägliche "Düfte" können uns ein gewohntes Gefühl der Sicherheit geben, schließlich handelt es sich um etwas wenn auch flüchtig Bekanntes. Wenn ich morgens also einen Hauch von Knoblauch und Gorgonzola vernehme, weiß ich das Olek da ist. Bei meiner Oma hingegen riecht es immer nach Essen und selbst bei O2 damals auf der Arbeit, gab es besonders im Berocenter diesen eigenen Geruch. Nun gut, im Berocenter lag das daran, dass irgendwer mal den Kühlschrank über den Sicherungskasten ausgemacht hat und folglich alles am Schimmeln war.
Als ich heute morgen vorbildlich den Müll hinauszerren wollte empfing mich im Treppenhaus ein Geruch, wie ihn nur die Wenigsten von euch kennen. Wer bei der Bundeswehr war, weiß was ich meine. Nach mehreren Tagen Biwak sitzen sechs Typen auf Stube und entkleiden sich, damit man sich endlich einmal vernünftig waschen kann. Genau so roch es im Treppenhaus. Mein erster Gedanke war, dass Krieg ist oder der Russe wieder da ist oder sonst was. Schnell entdeckte ich jedoch wer diesen liebreizenden Duft ausströmte. Ein ortsansässiger Penner hatte es sich in unserem Treppenhaus gemütlich gemacht. Nun ja, die Zeiten sind hart, besonders in Polen wo es keine allumfassende Sozialhilfe gibt. Der Mann hat keinem was getan, jedoch sollte beizeiten jemand ein Fenster öffnen, denn wenn sich einer eine Zigarette im Hausflur gönnen möchte, könnte es sein, dass dieses brisante Gemisch ein Feuer entfacht.

Da lässt man einmal den Computer an....

Und schon wird hier über Schokolade geschrieben! ....

BOMI - die kommunistische Schwester von Nutella

Beim Einkaufen schaute mich heute aus dem Regal so ein kleines putziges Eichhörnchen an, welches in seinen Pfötchen einen vollen Topf flüssigen Goldes festhielt - Schokolade. Da ich seit geraumer Zeit einen gewissen Heißhunger auf eine bestimmte Sorte von Nuss-Nougat-Creme verspürt habe, dachte ich mir, dass putzige Eichhörnchen kann nicht lügen, sonst würde es als alter Hase in der Nussbranche keine Werbung für ein schlechtes Produkt machen! Gedacht, gekauft. Zu Hause musste ich dann feststellen, dass es sich bei der versprochenen dunklen Schokolade eher um eine Art heller Pralinenfüllung handelte, die man sonst hier in nachgemachten Küsschen-Pralinen vorfinden würde. Die Hoffnung auf kleine Nussstückchen zu treffen blieb ebenfalls unerfüllt. Anstelle von Nüssen darf man als Konsument dieser Nusscreme auf kleine Zuckerkristalle beißen, weswegen sich die Zahnärzte hier in Polen sicher sehr freuen. Womöglich ist dieses Produkt ein Überbleibsel des kommunistischen Polens im welchem Raritäten, wie nahrhafte Nüsse durch gesunden, billigen und ebenfalls knackigen Zucker ersetzt wurden. Trotz der gerade genannten Mängel muss doch gesagt werden, dass diese Creme den Löffeltest irgendwie bestanden hat. Zwar dient sie nicht wirklich als Brotaufstrich, doch als Pralinenersatz oder Fugenmaterial alle mal! Warten wir ab was dieses womöglich übrig gebliebene kommunistische Produkt sonst noch so für Zahnlöcher - Offenbarungen enthält!

PS: an was erinnert euch das Eichhörnchen? Mich an einen typischen Polen mit Schnurrbart ;)

Kneipentour

Wie versprochen hier ein paar Bilder von den verschiedenen Lokalitäten die wir am Freitag besucht haben.

Olek ganz stolz vor der ersten Bar, dem Vis a Vis.
(Bei dem netten Tischnachbar handelt es sich im Übrigen um den noch heute verehrten Piotr Skrzynecki, welcher die Bar, die unten folgt, mitgegründet hat.)
 Rynek bei Nacht
Unsere neue lieblings-Bar/Keller. Sehr günstig und geniale Atmosphäre.
In den 50er Jahren entwickelte sich dieser "Keller" zu einer Talentschmiede für polnische Künstler, aus welcher zum Beispiel der berühmte Filmkomponist Zbigniew Preisner hervorging.
 Ich denke also bin ich.
Die letzte Flasche Wein im Piano Rouge war zuviel, weswegen wir am nächsten Tag auch leicht derangiert waren.

Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag´ich Dir den Schädel ein!

Eines vorweg, ich habe eine kritische Einstellung zur Kirche bzw. speziell der polnischen Kirche. Wer also mit Kritik diesbezüglich nicht umgehen kann, soll bitte nicht weiterlesen.

Wir haben heute den Tag des Herrn und unweit von uns ist eine Kirche, was liegt da also näher als die Messe zu besuchen!? Hier sollte ich auch rasch darauf hinweisen, dass die Kirche in Polen ein klein wenig...sagen wir "anders" ist als in Deutschland.
Kirche ist in Polen in etwa so wie ein McDonalds Franchise auf der ganzen Welt. Fast alle Kirchen sind irgendwie gleich ausgestattet, riechen gleich und bieten alle dasselbe an.
Vor der Kirche gibt uns ein Schild darüber Auskunft, dass an Sonn- und Feiertage lächerliche NEUN Messen und an Werktagen nur SIEBEN Messen gelesen werde. Heidnische Zustände in Polen!
Doch betreten wir nun die Kirche. Ein kurzer Blick genügt um das standard Inventar zu überprüfen, als da wären:
- riesige Marienstatue----check!
-viel Gold und Prunk----check!
- großes Jesus-bild rechts vom Altarraum----check!
- Bóg zaplac/ Vergelts Gott Schild vor jedem Opferstock----check!

Doch irgendetwas fehlt hier, ah da haben wir es auch schon. Links vom Altar ein gewaltiges Bild vom fast heiligen JP II mit kleinem Bänkchen zum beten und natürlich ein Sammeldöschen welches für höchst karitative Zwecke eingesetzt wird, wie z.B. den: der Pfarrer braucht ein neues Auto-Fond.
Ich setze mich relativ weit hinten in eine Bank, denn ich will mir eine Fluchtmöglichkeit lassen, schließlich könnte mich der Verlauf der Messe derart aufregen oder aber - was wesentlich profaner ist - der doppelte Espresso vor dem Kirchgang könnte seinen Tribut fordern. Anfänglich bin ich etwas verwirrt, denn es ist 8 Minuten vor Messebeginn und ich erspähe noch den ein oder anderen freien Sitzplatz. Jedoch wird dieser Umstand sich innerhalb von 5 Minuten revidieren. Die Kirche ist plötzlich total voll! Und ich meine hier so voll, dass man in Deutschland wahrscheinlich aufgrund einer Brandschutzverordnung schon den Laden dicht gemacht hätte.
 In Polen - und gerade in der Kirche - denkt man noch gerne in Schwarz und Weiß. Folglich sind alle Menschen die zur Messe gehen gut und die die zu Hause bleiben generell schlecht bzw. Atheisten und höchstwahrscheinlich Nekrophile oder so. Innerhalb der Kirchengemeinde wird dann ebenfalls noch mal aufgeteilt. Die Menschen die in den ersten vier Reihen sitzen und am meisten Geld ins Körbchen werfen sind natürlich die besten Christen. Listige Rentner haben sich die ersten vier Reihen mit einem ausgetüftelten Rotationsprinzip auf ewig gesichert, so dass nur ein auserwählter Kreis von super guten Menschen dort sitzen kann. Je weiter hinten man sitzt umso schlechter ist man. Ihr glaubt das nicht? Einmal in Zakopane sagte der Pfarrer während der Predigt und mit dem Finger auf sie zeigend, dass die Leute die hinten am Ausgang sitzen bzw. stehen ja allesamt schlechte Christen sind. Denn wären sie gute Christen, dann wären sie gefälligst früher gekommen um einen guten Platz zu erhaschen! Doch zurück zu meiner Kirche hier...
Kurz bevor die Messe beginnt kommt noch eine ältere Frau mit buschigen Pelzmantel reingehuscht und stellt sich neben mich, da zwischen mir und meinen Sitznachbarn exorbitante 10 cm Platz sind, wird kurzerhand verlangt "ein wenig zusammenzurücken"! Gesagt getan, Fluchtmöglichkeit adé. Denn würde ich jetzt während der Messe aufstehen und gehen wollen, so hätte man mich mit brennenden Fackeln aus der Stadt gejagt.
Also bin ich schon einmal gezwungen mindestens bis zur Kommunion auszuharren. Etwas nervös musste ich an den doppelten Espresso denken, versuchte aber diese bösen Gedanken schnell zu vertreiben.
 Ich wollte dem ganzen aber eine Chance geben und vielleicht ist der Pfarrer ja klasse drauf und schafft es, etwas bewegendes zu erzählen. Endlich geht es los; eine bescheidene Anzahl von 10 Messdienern läuft artig vor dem Pfarrer her. Selbstverständlich alles Burschen. Mir scheint das die lieblichsten und jüngsten unter ihnen recht auffällig nah beim Pfarrer aufgestellt sind...doch ich könnte mich irren. 

Zu Beginn wurde erst mal der Verstorbenen gedacht und man sollte dafür beten, dass Stefan und Magda das Abitur bestehen. Moment mal....?! Ja ihr habt richtig gelesen, gegen einen kleinen Obolus, kann man in Polen für alles eine Messe auslesen lassen. Ich persönlich finde es respektlos gegenüber Menschen die gerade einen kürzlich Verstorbenen beweinen noch mal schnell für Magda und Stefan zu beten, damit sie das Abitur schaffen. Mit deren Abitur hat nur deren eigene Leistung was zutun und nicht das die Oma dem Pfarrer nen 20er in die Hand drückt, damit dieser für die beiden betet. 

 Generell sollte hier noch erwähnt werden, dass ich die Angewohnheit habe während der Messe nicht zu singen oder mitzusprechen. Das hat nichts mit Protest oder Unfrömmigkeit zutun, ich habe es mir einfach irgendwann abgewöhnt, ohne großartigen Grund oder fremdes Zutun. Selbstverständlich wurde ich nach den ersten 15 Minuten von meinen direkten Nachbarn sehr schief angesehen. Welch christliches Verhalten der Nächstenliebe! Nicht das ich evtl. Stumm sein könnte oder vielleicht einfach die Gebete und Redewendungen nicht auf Polnisch beherrsche....Nach zwei Lesungen und dem Evangelium kommt normalerweise die Predigt. Hier war es ebenfalls so, nur dass der wohlgenährte Großinquisitor persönlich die Predigt gehalten hat, während der Pfarrer still auf seinem Schemel saß. Während dieser ergreifenden Predigt fiel ungefähr 493 mal das Wort Sünde. Grundtenor der ganze Geschichte war, dass ja alles so heidnisch geworden ist, alle Menschen schlecht sind und niemand über Religion reden darf außer die Kirche. Wenn man irgendwelche kritischen Frage ( GOTT BEWAHRE !!! ) hat, dann soll man kräftiger glauben. Da theologisch inkompetente Leute ( original Wortlaut ) nicht das Recht haben über Gott oder die Kirche zu reden. Nur die Kirche darf das.
Ich fühlte mich plötzlich wie in einer Hinterhof Moschee ( oh oh wenn Claudia Roth das liest...) und musste unwillkürlich an dieses witzig gemeinte Bild denken von wegen: Der Chef hat immer Recht usw. hier müsste es nur heißen

1. Die Kirche / der Pfarrer und Radio Maria  haben immer Recht
2. Keine kritischen Fragen, sonst bist du ein Atheist. Besser kräftiger beten!
3. Wenn der Pfarrer mal nicht Recht hat, tritt Punkt 1 in Kraft.

Man muss sich das einmal vorstellen, der Mann redet vor einer Kirche, die so voll ist wie in Deutschland an Weihnachten und Ostern zusammen. Jeder deutsche Pfarrer hätte ein nasses Gewand deswegen gehabt. Der  füllige Großinquisitor beschwert sich aber lieber, dass ja alles so schlecht ist.

Meine Güte, welch Sermon ich da von mir gegeben habe! Nun ja, wie ihr seht musste das sein. Ich wünsche allen noch einen geruhsamen gottesfürchtigen Sonntag.

In diesem Sinne,

bóg zapłać



















Das Klopapier ist weg!

Neulich haben wir - natürlich im Angebot - 8 Rollen Klopapier gekauft. Diese sind verschwunden! Jetzt sind wir uns nicht mal mehr ganz sicher ob wir sie überhaupt gekauft haben? Sind hier fremde Mächte am Werk? Hat Manfred etwas damit zutun? Er schien mir in letzter Zeit etwas bockig. Fragen über Fragen!
Klopapier! Wo bist du? Bitte melde dich!

Samstag, 18. Februar 2012

Massolit Books & Café

http://massolit.com/

So etwas ist mir in Deutschland leider noch nie untergekommen. Der Laden ist in einem alten Haus und nimmt die komplette erste Etage ein. Man kann günstig einen Kaffee trinken und sich dabei einfach irgendein Buch nehmen ( zu 99% auf Englisch ). Damit setzt man sich dann in einen 80 Jahre alten Sessel und liest einfach. Wenn man möchte kann man das Buch auch zu recht günstigen Konditionen erwerben, oder aber man kommt jeden Tag aufs neue vorbei, es stört einfach keinen. Die Atmosphäre in dem Laden ist einfach unbeschreiblich; mich hat einwenig an Shakespear and Company erinnert.

Morgens um halb acht in Polen....

Nachdem ich Manfreds Geheimnis entdeckt habe war ich natürlich etwas geschockt und demnach war an Schlaf nicht mehr zu denken. Da es mich immer noch dürstete, entschied ich Olek kurzerhand noch etwas schlafen zu lassen und schon einmal die Einkäufe für das Frühstück etc. zu erledigen. Ein einfacher Einkauf kann in Polen stets zum Erlebnis werden; so auch heute. Es gibt Momente im Leben, da kann man wildfremde Menschen treffen, aber ein kurzer Blick reicht aus und man versteht sich blind. Diese wundersame und zugleich lustige Begegnung hatte ich gerade eben im hiesigen Carrefour. Noch leicht derangiert ging ich in den vollen Laden hinein. Ja ihr habt richtig gelesen, der volle Laden an einem Samstag um halb acht morgens. Ich dachte stets, dass nur mein Herr Papa dieses Postkommunistischen-Einkaufstress-am-Samstagmorgen-weil-die-Ware / Towor-sonst-weg-ist-Syndrom hat. Fast alle Polen haben es. Nun denn, ich schlurfte ein wenig planlos durch die Gänge - schließlich hatte ich gestern ordentlich gezecht - als eine Arbeitskraft die ganze Zeit hinter einem Mann herlief und mit ihrer perfiden schrillen Stimme die ganze Zeit: "Panie kierowniku! Panie kierowniku!" rief. ( Der polnische Kierownik ist gleichzusetzen mit dem deutschen Filialleiter ) Die Arbeitskraft wollte ihm irgendwie nur sagen, wie toll sie irgendeine dämliche Dose eingeräumt hatte. Die Reaktion war aber der Hammer. Der werte Herr drehte sich um und da trafen sich unsere Blicke, eher zufällig als gewollt, wir blickten uns eine Sekunde lang an, grinsten hämisch und nickten uns zu. Da wusste ich sofort, der Pan Kierownik hatte wahrscheinlich noch bis gerade eben gesoffen. So erkennt der Teufel nun mal seine Brüder. Und mit einer Stimme die Joe Cocker neidisch gemacht hätte brummte er die Arbeitskraft an: "No cholera dobrze, ale niech pani mnie teraz zostawi godzine w spokuju / Nun gut *Schimpfwort*, aber lassen sich mich jetzt für eine Stunde in Ruhe." Ich setzte meinen Einkauf fort und fand etwas, was ich in Deutschland seit Jahren nicht mehr käuflich erworben habe....
Eine Dose Cola, fein gekühlt. Hurtig wanderte diese in mein Körbchen. Ja in Polen gibt es sie noch, diese Freiheit sich einfach eine Dose Cola kaufen und auf der Strasse trinken zu können, ohne dass man Pfand bezahlen muss oder schief angesehen wird. Nein hier hat kein linker Aktivist und Steinewerfer entschieden, dass ein ganzer Industriezweig pervertiert wird, weil sonst Zugvögel, Kröten oder ähnliches gefährdet werden könnten. Aluminium wird hier noch nicht mit Plutonium gleichgesetzt! Als ich diese Dose auf der Straße öffnete und gierig trank fühlte ich mich wie der junge William Wallace als er: "FRRREEEIIIHHHHEEEIIITTTTT" brüllte!

Doch wer denkt, dass mein Einkaufserlebnis hier schon zu Ende ist der irrt gewaltig. Wer glaubt ihr war denn an der Kasse? Richtig die Frau die mich mit Leprabrocken anspucken will. Natürlich hatte ich das passende Kleingeld bzw. den passenden Schein aber ich wollte ihr den Tag schon zu Beginn so richtig versüßen. Folglich knallte ich wortlos einen 100 zloty schein auf den Tisch für die Summe von 25.31 zl. Sofort kam:"31 groszy klein!?" Ich: "Oh, leider nein!" Dann kam der absolute Todesblick und die Frau hat dann einfach nicht mehr mit mir geredet, ultra beleidigt eine - verzeiht -Fresse gezogen und mir wortlos das Geld auf den Tisch geknallt. 
Insgeheim habe ich ihr gewünscht, dass sie heute stürzt und sich dabei das Knie aufschürft, weswegen dann dreckiger Schnee in die Wunde kommt. Es kommt zum Wundbrand und das Bein muss ab....muahahahahaha - Bitch! ( Das musste sein )
Man muss sich das einmal vorstellen, da wird ein zahlender Kunde wirklich so etwas von unhöflich behandelt ,weil er den Betrag nicht passend hat. In Deutschland wäre ich wahrscheinlich zu dem Filialleiter gegangen und hätte da das Palaver schlechthin abgezogen bzw. würde so eine Frau nicht in Deutschland arbeiten, weil sich schon eine Milliarde Menschen vor mir über solch eine Person beschwert hätten. Ich habe es hier nicht getan, warum weiß ich noch nicht einmal genau. Wahrscheinlich hat sich mein Unterbewusstsein solidarisch dem Kierownik gegenüber verhalten, der ja schließlich auch getrunken hatte, als dass ich ihn dann nicht mit der Lepra-spuck-frau behelligen wollte. 







Freitag, 17. Februar 2012

Ich wusste es...

Als ich heute morgen aus unruhigen Traume erwacht bin, musste ich mir rasch etwas zu trinken besorgen. Mich dürstete. Noch leicht tapsig und nicht ganz bei Sinnen schwankte ich in die Küche, um dann ungewollt Manfreds Geheimnis zu entdecken!
Darf ich vorstellen:

Manfred Abraham Goldfarb am Sabbat.


Krakow zur Nacht

Heute sind wir auf die glorreiche Idee gekommen eine kleine aber feine Kneipentour zu machen. Das Wetter war schrecklich und Olek - wie sollte es anders sein - bockig. Trotzdem machten wir uns gegen 5 Uhr auf den Weg. Ich wollte allerdings noch kurz beim fryzjer halten. Der fryzjer hieß u agaty, schlagartig bekamen Olek und ich diverse Schweissausbrüche und mussten künstlich beatmet werden!  U Agaty erwieß sich aber als echter Geheimtipp da Agatka echt gut Haare schneiden kann und richtig herzlich ist. Nachdem mein spärliches Haupthaar einwenig geschoren ward, gingen wir in eine Bar. In Krakau ist es so, dass coole Bars in Kellern sind. So auch unsere neue Lieblingsbar. Stil ist ca. alles zwischen 20-50 Jahre. Musik auch und die Preise ebenfalls. Verzeiht meine Lieben aber ich bin leicht betrunken. Mit fast jedem von euch würde ich gerne dort trinken bis wir besinnungslos sind und groben Unfug veranstalten....für eine Mark bummfzig! Bilder folgen morgen!

Gute Nacht ihr Prinzen von Maine! Ihr Könige von Neuengland!

Donnerstag, 16. Februar 2012

Integration gelungen!

Nach nur ein paar Tagen schon voll integriert bzw. auch kulinarisch polonisiert. Herbatka, wursztliki i chleb!
Daran kann sich der ein oder andere daheim mal ein Beispiel nehmen. Es würde uns jedenfalls nicht richtig vorkommen hier ein typisches deutsches Abendbrot zu uns zu nehmen. Aber halt! Was ist denn überhaupt ein typisches "deutsches" Abendbrot? Mir fällt da eigentlich spontan nichts zu ein? Das würde mich wirklich einmal interessieren.

Manfred hat sich erkältet!

Wir haben es doch alle irgendwie befürchtet als Manfred betrunken im Schnee lag. Der Rabe wird sich den Tod holen! So geschah es dann auch, dass Manfred sich durch starken Husten bemerkbar machte. In einem untypischen Anfall von Mitleid hat Olivia ihm dann einen Schal umgebunden. Manfred und ich waren sehr bewegt. Es wurde viel geweint.

Habe die Ehre, Pan Zbigniew Gas Wasser Scheiße!

Gestern war der Gas Wasser Sch.... Installateur samt Vermieterin bei uns, da der Wasserhahn in der Küche stark leckte. In Polen heißt der Installateur "Hydraulik", macht aber nichts, der polnische Hydraulik sieht im Prinzip genauso aus wie ein deutscher Installateur. Generell frage ich mich, ob alle Installateure, Hydrauliky oder wie auch immer sie in anderen Sprachen heißen nicht irgendwo gezüchtet werden. Ich meine, wirklich jeder Klempner sieht doch gleich aus. Hat jemand schon mal einen chinesischen Klempner gesehen? Ich nicht, aber er hat bestimmt ebenfalls Maurerpfirsich und den bekannten Habitus den man so von Klempnern kennt.
Der polnische Hydraulik offenbart seine Herkunft im Wesentlichen durch folgende Merkmale


  1.  Er versteht es Flüche ästhetisch in seinen Syntax zu integrieren, man kann hier schon von einer Kunstform sprechen
  2. Generell sind Lexeme wie Rechnung, Steuer oder aber Papiere nicht in seinem mentalen Lexikon aufzufinden
  3. Eigentlich gehört das noch zu Punkt 2 aber der Hydraulik hat einen unerschöpflichen Vorrat an Redewendungen wie: Das mit dem Geld klären wir dann später.


Soviel zu Zbigniew. Unsere Vermieterin gehört natürlich - wie jeder Vermieter auf der Welt - zu der Sorte Mensch die immer alles besser weiß. Freilich ließ sie es sich nicht nehmen Zbigniew zu eruieren wie er eigentlich seine Arbeit machen soll. Ein von mir angebotenes Getränk schlug er aus, ich denke aus Furcht vor Irena ( so der zauberhafte Name unserer Vermieterin ) Nach ca. zehn Minuten war ich zu der wirklich festen Überzeugung gekommen, dass Zbychu sich gleich den Engländer schnappt, der Alten eine überzieht und mich dann fragt, ob ich ihm nicht ganz kurz helfen will "eine Kleinigkeit" in die Weichsel zu werfen. Seine Engelsgeduld war wirklich bemerkenswert. Als er unsere Irena dann losschickte einen neuen Wasserhahn zu holen, waren wir alle sichtlich erleichtert. Endlich Ruhe. Plötzlich brauchte Zbychu auch was zu trinken. Ich eröffnete den Kühlschrank, sofort blitzen seine Äuglein auf als er Olivias Schnaps sah. Leider bot ich ihm nur Wasser an, schließlich war es erst halb zwölf! Kaum war Irena weg ging das Gefluche los, teilweise konnten wir uns vor lachen kaum noch halten. Zbychu verstand nicht was wir an einer Kadenz von einer Bazillion Schimpfwörter pro Minute überhaupt so witzig fanden. Das Leben ist hart und man muss halt fluchen.
Irena kam zurück, der neue Wasserhahn wurde montiert. Zbychu malochte und Irena erzählte uns wie gern sie doch Pflanzen mag. Ich denke Zbychu war froh seine Ruhe zu haben. Nach knapp einer Stunde war die ganze Sache dann erledigt, Irena wagte es tatsächlich einen Mann wie Zbyszek zu fragen, was der ganze Spaß kosten würde. Sichtlich verwirrt musste Zbigniew diese neue Situation erstmal verarbeiten. Nach kurzer Bedenkzeit erfolgte das berühmte: Das mit dem Geld klären wir dann später.


Mittwoch, 15. Februar 2012

Let it snow, let it snow

Heute hat es den ganzen Tag fast ohne Pause geschneit. Ich denke an solchen Tagen will Gott Dir sagen:
Dreh die Heizung auf, mach es dir mit deinem Mädchen auf der Couch gemütlich und lümmel einfach den ganzen Tag herum. Heute ist so ein Tag. 




Manfred liegt immer noch auf der  Seite und pennt. Eventuell führen wir ihn  bald fein aus und er erlebt das ein oder andere Abenteuer. Wie ist das Wetter in Deutschland?
Irgendwie passt der Winter vielmehr zu diesem Land als zu Deutschland. Ob das mit den postkommunistischen-Atmosphäre zu tun hat? Kann sein, ich weiß es nicht. 
Man fühlt sich seltsam heimgeführt wie zu einem abgestandenen Ich, obgleich einem alles bekannt oder vielleicht fremd vorkommt.
Schließen wir diese Überlegung mit den Worten von Paul:


Stummheit, aufs neue, geräumig, ein Haus –:  
komm, du sollst wohnen. 

Tell me what thy lordly name is on the Night's Plutonian shore!' Quoth the raven, `Nevermore.'

Hier wacht Manfred gerade eifrig.
Wir haben ein Haustier, einen Raben. Er heißt Manfred.
Manfred steht auf unserem Balkon rum und sollte eigentlich Tauben und böse Geister vertreiben; anscheinend hat er aber andere Interesse...dieser faule Penner.



In seiner Pause geht er an meine Medizin.
Manfred ist breit.

Dienstag, 14. Februar 2012

Der jüdische Friedhof

Laut Reiseführer gehört der jüdische Friedhof in Krakau zu den "traurigsten" Friedhöfen. Diese Einschätzung muss - so denke ich - jeder teilen der einmal dort gewesen ist. Von Außen gesehen ist er auch sehr unscheinbar und noch nicht einmal großartig ausgeschildert. Plötzlich steht man aber vor einem kleinen verrosteten Tor welches an ein altes Haus grenzt. Man sieht keine Menschenseele. Und obgleich der Friedhof inmitten der Stadt liegt und viel Verkehr drumherum ist, wird es plötzlich still. Eine andere Welt wurde betreten, abgelegen von dem Rest. Alles wirkt seltsam ruhig und verlassen. Ich denke, dass der Winter mit seiner Schneedecke seinen Teil zu der Atmosphäre beiträgt. Man fühlt sich, als ob die Zeit nahezu stehen geblieben, ja rückläufig geworden ist. Hier ist nicht das Jahr 2012, vielmehr spürt man eine andere Zeit. Eine Zeit in der Namen wie Rubinstein oder Goldmann den sicheren Tod bedeutet hätten. Viele der Gräber sind sehr heruntergekommen und teilweise weit über 100 Jahre alt. Verschiedene Sprachen mischen sich auf den Inschriften, Deutsch, Polnisch, Hebräisch oder Russisch. Manche Wege hören einfach auf, enden an Gräbern oder sind zugewuchert. Dieser Friedhof ist wirklich anders, ist wirklich trauriger als ein normaler Friedhof.





Erste Bilder