Sonntag, 13. Mai 2012

Neulich bei den Faschisten

Wieder muss ich mich für die lange Abstinenz entschuldigen, aber ich hatte einfach keine Zeit was gescheites zu verfassen. Abgesehen von Hausarbeiten und Präsentation, war Olivias Frau Mutter für knapp eine Woche zu Besuch, so dass ich vollkommen eingespannt war und nichts schreiben konnte.

Von Donnerstag bis Samstag waren Olek und ich bei den Faschisten in Ungarn. Witzig, dass die gesamten Gut-menschen dieser Welt aufstehen, wenn der arme Victor - bei absolut gewählter Mehrheit - sein Land regiert. Der Blick aller Gut-menschen geht dann aber nicht weiter Richtung Osten, denn das darf man ja nicht, komisch. Doch nun genug von politisch nicht korrekten Spitzfindigkeiten.

Sei es wie es ist, wir waren bei den Faschisten. Und eins muss man den Faschisten lassen, sie können prächtige Parkanlagen bauen. So auch in Budapest.

 Die Stadt ist wirklich unglaublich. Selten findet man so viele verschiedene Eindrücke konzentriert in einer Stadt. Man verlässt sein Hotel und will zur Metro, um daraufhin die Stadt zu besichtigen. Auf dem Weg dahin hat man das Gefühl, durch mindestens drei verschiedene Städte zu wandern. Zu erst fühlt man sich aufgrund der Fassaden und Boulevards an Paris erinnert, dann läuft man plötzlich an einem Kavehaz / Kaffehaus vorbei und weiß man ist in Wien. Am Ende kommt man an einem grauen Betonblock mit Leerstehenden Schaufenstern und Geschäften vorbei, der Postkommunismus sagt Guten Tag.

Wir haben es tatsächlich geschafft, einen groß Teil der Sehenswürdigkeiten abzulaufen. Ja...laufen. In meiner
unendlichen Weisheit hielt ich es für eine phantastische Idee, mit neuen Schuhen nach Budapest zu fahren. Nun denn, jetzt kennt wohl ein jeder von euch die allgemeine Inkompatibilität von neu gekauften Schuhen und vielem Laufen bei gemütlichen 33 Grad.
Am Donnerstag Nachmittag musste ich mir dann Flip-Flops kaufen.
Mit diesen konnte ich dann die restlichen 20 Kilometer bis zu unserer Abreise überleben. Selbst jetzt in dem Moment wo ich schreibe tut mir noch alles weh.

Die Ungarn an sich sind ein sehr interessantes Völkchen. Abgesehen von der eigentümlich klingenden Sprache sind diese Menschen sehr freundlich. Und das obwohl alle ja vom Grundsatz her schlecht - da Faschist - sein müssten. Merkwürdig oder nicht, ich glaube, dass sind die freundlichsten Menschen die ich bis jetzt kennengelernt habe. Ob in Geschäften, Metrostationen oder etwa in einer Bank. Überall war man freundlich, hilfsbereit und geduldig. Das was mich jedoch am meisten verwundert hat, waren die Autofahrer.
In Polen ist es eigentlich schon gefährlich bei Grün und Zebrastreifen über die Ampel zu gehen, da der Pole immer der schnellste sein muss. Ampeln stellen hier eher eine Behinderung - ähnlich einer olympischen Hürde - dar. Der Pole als solches sieht Geschwindigkeitsgebote als grobe Richtlinien an, die ihn daran behindern, seine sportliche Herausforderung, den Straßenverkehr zu meistern.
In Ungarn hingegen halten die Leute einfach so an und winken die Fußgänger durch. Die meisten lächeln dann auch noch nett. Ich war bisweilen sehr verwirrt, da ich in der Stadt  kaum quietschenden Reifen oder Vollbremsungen vernommen habe.

Budapest ist wirklich eine Reise wert. Jedoch sollte man bedenken, dass die Preise sich anpassen. Teilweise bereits so hoch in Deutschland. Nichtsdestotrotz kann man die Stadt bedenkenlos empfehlen. Bilder dazu werden bald folgen.


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